Der Bezirk Pankow gehört zu den Berliner Bezirken mit dem größten Bevölkerungswachstum und den meisten Baugenehmigungen. Jetzt hat die GESOBAU mit der Grundsteinlegung für weitere 424 neue Wohnungen einen eigenen Rekord aufgestellt.
Für die Vorstände der Landeseigenen Wohnungsunternehmen (LWUs) gehören in den letzten Jahren Grundsteinlegungen, Richtfeste und Einweihungen zur Tagesordnung. Doch für Jörg Franzen, Chef der GESOBAU, war die Grundsteinlegung in Berlin-Heinersdorf etwas Besonderes. Im Beisein von Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, erklärte er: „Es ist ein historischer Tag für mich und für einige Kolleginnen und Kollegen der GESOBAU, weil dieses Projekt tatsächlich das ist, was den längsten Vorlauf hat. Wir haben 14 Jahre gebraucht.“
So lang hat es gedauert, bis die Baugenehmigung endlich vorlag. Er ließ sich deshalb einen kleinen Seitenhieb nicht nehmen. „Das soll ja jetzt alles besser werden, weil die Stadt Wohnungen braucht. Wir hoffen also, dass dies ein nicht so glücklicher Ausnahmefall war.“
Entwurf für Quartier der GESOBAU orientiert sich an den 1920/1930er Jahren
In Berlin-Heinersdorf kleckert die GESOBAU nicht, sie klotzt. 424 Wohnungen werden auf dem rund 34.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Idunastraße und Neukirchstraße voraussichtlich bis Sommer 2024 fertiggestellt. Die 14 Neubauten nach dem Entwurf von wiechers beck Gesellschaft von Architekten orientieren sich in ihrem Entwurf an einigen Neubauten aus den 1920er/1930er Jahren, die es in der Nähe gibt.
Es sind gradlinige, schnörkellose Wohnblöcke mit jeweils fünf Etagen. Die Fassaden werden belebt durch unterschiedlich versetzte Fenster und Balkone. Die Häuser sind so gruppiert, dass zwei größere, grüne Wohnhöfe und ein Boulevard entstehen.
Viele der 424 neuen Wohnungen werden barrierefrei und seniorenfreundlich gebaut
Rund 317 der Wohnungen werden barrierefrei sein und zielen auf den Bedarf älterer Menschen ab. Es sind auch vier Senioren-WGs vorgesehen. Darüber hinaus ist eine Kita geplant, damit kein Senioren-Ghetto, sondern eine soziale Mischung entstehen kann. Die wird in Berlin bei jedem städtischen Projekt angepeilt.
Andreas Geisel nahm in seiner kurzen Ansprache darauf Bezug. Die Frage sei bei einem neuen Quartier immer: „Bauen wir eine reine Schlafstadt oder bauen wir ein lebendiges, sozial gemischtes Quartier?“ Die Vielfalt mache Berlin attraktiv und diese Vielfalt soll sich in den Wohngebieten widerspiegeln. „Und das wird hier in vorbildlicher Weise der Fall sein“, lobte er. „Jung und alt werden hier gemeinsam miteinander wohnen.“ Er betonte, dass solche Projekte in Zukunft deutlich schneller auf den Weg gebracht werden müssten. Denn: „Solche Wohngebiete werden in unserer Stadt gebraucht.“
Problematische Verkehrssituation in Berlin-Heinersdorf
Kritik gibt es von Pankower Bürgern vor allem und immer wieder an der Verkehrssituation, weil der Bezirk an allen Ecken und Enden wächst. Dauerstau sowie die Überlastung von öffentlichen Verkehrsmitteln gehören zum Alltag. In dem neuen Wohnquartier wird es nicht mehr für jede Wohnung einen PKW-Stellplatz geben. Jörg Franzen erklärte dazu: „Weil das in einer innerstädtischen Lage auch nicht angemessen und zeitgemäß ist.“
Das Quartier liegt rund acht Kilometer vom Alexanderplatz entfernt, der S-Bahnhof-Pankow-Heinersdorf ist fußläufig oder mit dem Rad in einem Kilometer erreichbar. Lediglich 170 PKW Stellplätze sind deshalb vorgesehen. Dafür wird es 900 Fahrradstellplätze geben. Klaus Wiechers, Seniorchef der beauftragen Architektengesellschaft, sagte, dass das Wohngebiet verkehrsarm geplant sei.
Hälfte des Wohnraumes im neuen Quartier der GESOBAU wird gefördert
Cornelius Richter, Bezirksstadtrat für Jugend und Familie in Pankow, will neue Quartiere als Chance begriffen sehen. Städtebauliche Probleme könnten gelöst, ein Ortsteil wie Heinersdorf attraktiver gemacht werden. „Wir brauchen diese Wohnungen dringend. Wir haben große Probleme, junge Erwachsene ins Wohnen zu bringen, weil einfach der Wohnungsmarkt dicht ist.“
In dem neuen Quartier wird - wie fast überall bei den städtischen Bauprojekten - rund die Hälfte der Wohnungen zu geförderten Mietreisen ab 6,50 Euro angeboten. „Das ist ein rundes Projekt mit Infrastruktur, Regenwasserversicherung, Freiflächengestaltung, so, wie wir uns das wünschen. Es ist ein zukunftsweisendes Projekt, das für Heinersdorf eine Bereicherung ist.“ Und sogar an einen Igel wurde gedacht. Für den Braunbrustigel wird eine Fläche vorgesehen, damit er hier ein Zuhause finden kann. Einen Namensvorschlag hatte Cornelius Richter deshalb für die neue Kita: die Igel-Kita.