Das Superwahljahr 2021 bescherte uns nicht nur eine neue Regierung für ganz Deutschland. Auch in der Hauptstadt wurde gewählt. Wie geht es in den Bezirken nach dem "Neustart" weiter? Das wollen wir in unserer Serie "Drei Fragen, drei Antworten" anreißen. Für den Stadtteil Treptow-Köpenick gibt Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) Auskunft.
In Oliver Igels Bezirk Treptow-Köpenick ist viel geplant
Welches sind aktuell die größten und wichtigsten Wohnbauprojekte im Bezirk und welche Bauvorhaben liegen Ihnen darüber hinaus am Herzen?
Oliver Igel: Eine pauschale Aussage kann hier nicht getroffen werden. Treptow-Köpenick ist bei der Zahl von neu erteilten Baugenehmigungen in den letzten fünf Jahren berlinweit jedes Jahr unter den ersten drei Plätzen gewesen, meist hatten wir eine Spitzenposition. Uns war und ist es wichtig, dass vor allem mietpreisgebundener Wohnraum neu geschaffen wird, um Menschen eine Chance auf eine Wohnung in unserer Stadt zu geben. Und wir wollen dieses Engagement fortsetzen. Das drückt sich in der Vielzahl laufender Verfahren aus, die zu all den in der Vergangenheit bereits genehmigten Bauvorhaben noch hinzutreten. Darunter sind auch einige Verfahren, die für das Wohnen wichtige Infrastrukturen schaffen.
Im Jahr 2022 wird der Schwerpunkt der Arbeit auf der zügigen Weiterführung folgender Bebauungsplanverfahren liegen – ohne Rangfolge:
- B-Plan XV-11 ehemaliges BMHW-Gelände Fließstraße: Ortsteil Niederschöneweide; Planungsziel: Wohnungsbau circa 900 Wohneinheiten, Kita, Ufergrünzug; 2021 wurde der Festsetzungsbeschluss durch das Bezirksamt gefasst; Bebauungsplan soll 2022 rechtsverbindlich werden
- B-Plan 9-68 VE Alte Gärtnerei: Ortsteil Altglienicke; Planungsziel: Wohnungsbau (530 Wohneinheiten)
- B-Plan 9-74 VE E-Bus Betriebshof: Ortsteil Oberschöneweide; Planungsziel: Werkstattstandort für Elektrobusse
- B-Plan 9-75 Bude: Ortsteil Köpenick, Alfred-Randt-Straße; Planungsziel: Kita, Einrichtungen für soziale Infrastruktur
- B-Plan 9-2-1 VE Music Factory: Ortsteil Oberschöneweide; Planungsziel: Büros, Musikstudios, Gastronomie, Hotel
- B-Plan 9-56 VE Anne-Frank-Straße: Ortsteil Altglienicke; Planungsziel: Wohnungsbau (580 Wohneinheiten)
- B-Plan 9-66 VE Marktpassagen: Ortsteil Adlershof; Planungsziel: Wohnungsbau (220 Wohneinheiten) und Einzelhandel
- B-Plan 9-53 Friedrichshagener Straße: Ortsteil Köpenick; Planungsziel: Wohnungsbau (900 Wohneinheiten) unter Berücksichtigung Denkmalschutz
- B-Plan XV-37c Gartenstadt Falkenberg: Ortsteil Bohnsdorf; Planungsziel: Wohnungsbau (350 Wohneinheiten)
- B-Plan 9-51 VE Müggellandstraße: Ortsteil Müggelheim; Planungsziel: Wohnungsbau (300 Wohneinheiten)
- B-Plan 9-55 VE Am Wiesenweg: Ortsteil Bohnsdorf; Planungsziel: Wohnungsbau (528 Wohneinheiten)
- B-Plan 9-48 Mellowpark: Ortsteile Oberschöneweide und Köpenick; Planungsziel: Flächen für Sport, Freizeit und Jugendarbeit
- B-Plan 9-7 Spreepark: Ortsteil Plänterwald; Planungsziel: Kunst und Kultur, Erholung
- B-Plan 9-72 Quartier Bärenquell: Ortsteil Niederschöneweide; Planungsziel: gewerbliche Entwicklung unter Beachtung Denkmalschutz, Uferweg
- B-Plan 9-58 VE Rathenau-Hallen: Ortsteil Oberschöneweide; Planungsziel: Erhalt und Umnutzung Denkmalsubstanz, ergänzende Neubebauung, Uferweg
- B-Plan 9-59 Ostendstraße: Ortsteil Oberschöneweide; Planungsziel: Büros, Gewerbe
- B-Plan 9-63 Glienicker Weg: Ortsteil Adlershof; Planungsziel: Neuordnung von Gewerbeflächen und Verkehrserschließungskonzept
- B-Plan 9-30 VE Amtswäldchen: Ortsteil Köpenick; Planungsziel: Errichtung eines öffentlich nutzbaren Parkplatzes zur Entlastung der Altstadt, 40 Wohnungen und eine Einzelhandelseinrichtung
- B-Plan 9-73b VE Bürgerbräu Friedrichshagen: Ortsteil Friedrichshagen; Wohnungen (115 Wohneinheiten) in denkmalgeschütztem Brauereigebäude
Darüber hinaus wurden folgende Wohnungsbauvorhaben breit diskutiert:
- Nachverdichtung Salvador-Allende-Straße: Die WBG Amtsfeld beantragte die Errichtung von zwei Wohngebäuden mit insgesamt 77 Wohneinheiten entlang der Salvador-Allende-Straße. Die Bauherrenschaft plant hier ein „barrierefreies Generationenwohnen“: Sämtliche Wohnungen werden barrierefrei erschlossen. Die Baugenehmigung wurde im November 2021 erteilt. Die degewo plant ebenfalls die Nachverdichtung der Bestände an der Salvador-Allende-Straße. Nach dem Kenntnisstand des Bezirksamtes sollen etwa 110 neue Wohneinheiten entstehen. Ein Bauantrag für dieses Vorhaben liegt noch nicht vor, sodass die derzeitigen Planungen lediglich einen vorläufigen Entwurf darstellen.
- Nachverdichtung Kietzer Feld: Die von der degewo beantragte Errichtung von neun Wohngebäuden mit insgesamt 170 Wohneinheiten, Gemeinschaftsbereich und einem integrierten Blockheizkraftwerk wurde mittlerweile genehmigt und befindet sich aktuell in Bau. Der Bauantrag für den zweiten Bauabschnitt, für die Errichtung von vier Wohngebäuden (131 Wohneinheiten) mit Gewerbeflächen und einer Tiefgarage (139 Stellplätze), wurde eingereicht und befindet sich aktuell in der Prüfung.
- Johanna-Tesch-Straße: Dort hat die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH die Errichtung von fünf Wohngebäuden mit insgesamt 150 Wohneinheiten beantragt. Der Baubeginn der Wohnungen ist für das erste Quartal 2022 geplant. Im ersten Quartal 2024 sollen die Wohnungen fertiggestellt sein; 50 Prozent barrierefrei und weitere 50 Prozent der Wohnungen barrierearm.
- Vereinsstraße 14, 16 / Winckelmannstraße 36 / Johannes-Werner-Straße 19: Die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH beantragte in der Vereinsstraße die Errichtung von zwei Wohngebäuden mit insgesamt 135 Wohneinheiten. Im Hofbereich ist die Errichtung eines weiteren Wohngebäudes mit vier Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss beabsichtigt. Zudem finden sich im Hofbereich Stellplätze sowie Spiel- und Freiflächen. Die Baugenehmigung wurde mit Datum vom 24.11.2021 erteilt.
- Orionstraße/Am Plänterwald: Die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH plant im Bezirk Treptow-Köpenick, OT Plänterwald, eine Nachverdichtung in ihrem Wohngebiet an der Orionstraße. Vorgesehen ist die Errichtung von 95 Wohnungen. Derzeit finden Abstimmungen mit den Bürgern und Initiativen statt.
Die zahlreichen Wohnungsbauprojekte werden vielen Menschen ein Zuhause in einem Bezirk mit hoher Lebensqualität bieten. Daneben ist es auch wichtig, den Lebensraum um den Wohnraum herum für die Menschen zu gestalten. Im vergangenen Jahr haben wir die umfassende Sanierung und denkmalgerechte Herrichtung des Strandbades Müggelsee gestartet – ein Erholungsort für alle Berlinerinnen und Berliner und darüber hinaus, vor allem aber genau für diejenigen, die bei uns wohnen. Sie können an unserem Meer, dem Müggelsee, in einem wunderbaren Ambiente und bei kostenlosem Eintritt baden und sich erholen. Die Sanierung wird die Bedingungen am Ort deutlich verbessern.
Und ein zweiter Erholungsort – im Norden unseres Bezirkes – wird ertüchtigt. Ich freue mich, dass die Entwicklung des Spreeparks in diesem Jahr einen großen Meilenstein erreichen wird. Das Eierhäuschen soll 2022 in Betrieb gehen. 2024 ist die Inbetriebnahme des Kerngebietes des Spreeparks rund um das Riesenrad geplant. Und 2026 folgen mit den beiden Eingangsbereichen West (Cinema 2000) und Ost (Werkhalle) weitere Bausteine des Projektes. Mit der Entwicklung des Spreeparks gewinnt Treptow-Köpenick ein Areal zurück, das Platz für Erholung und Entspannung, aber auch Freiraum für Kunst und Kultur bieten wird. Dabei wird die Historie des Parks mit seinen Relikten, wie beispielsweise dem Riesenrad, erhalten bleiben.
"Wohnraum muss bezahlbar bleiben und kann dennoch ein gutes Investment sein"
Welches sind die größten Herausforderungen, vor denen Sie stehen?
Oliver Igel: Wohnungsbau führt zum Zuzug von Menschen, dadurch erhöht sich der Bedarf an Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner; dies umfasst grüne, soziale und verkehrliche Infrastruktur. Das Bezirksamt ist in der Pflicht, diesen Bedarf zu decken. Dies birgt – unter anderem vor dem Hintergrund des massiven Wohnungsneubaus in einigen Teilen des Bezirkes, des teilweise ohnehin schon bestehenden Mangels an Infrastruktur und den fehlenden Freiflächen – eine große Herausforderung.
Wenn Nachverdichtung oder Wohnungsbau geplant sind, regt sich unter der Nachbarschaft oft Widerstand und Kritik an den Vorhaben. Das Ziel, dass Wohnraum entstehen muss, teilen die meisten Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig gibt es immer wieder Protest, da nur wenige Menschen diese neuen Wohnungen auch im eigenen Umfeld verortet wissen wollen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Menschen ihre unmittelbare Umgebung schätzen. Gleichzeitig bedeutet Stadt immer Veränderung und Bewegung.
Zur Schaffung von ausreichendem, bedarfsgerechtem und bezahlbarem Wohnraum sowie zur Erreichung der Wohnungsbauziele sind neue klimaverträgliche Stadtquartiere von hoher Bedeutung. Dabei bedarf es einer hohen städtebaulichen Qualität mit innovativen Konzepten, hoher Qualität öffentlicher (Grün-) Räume und einer Nutzungsmischung als Schlüssel zur Urbanität in den neuen Stadtquartieren. Es ist unsere Aufgabe, die Veränderung so gut, fair und ausgeglichen, wie möglich zu gestalten. Ich bin der Überzeugung, dass das auch gelingen kann, wenn alle konstruktiv an einer Lösung mitwirken.
Was wünschen Sie sich von der Immobilienbranche?
Oliver Igel: Mein Wunsch ist es, dass die Immobilienbranche die Menschen, die zukünftigen Nutzer neben allen wirtschaftlichen Aspekten nicht aus den Augen verliert. Wohnraum muss bezahlbar bleiben und kann dennoch ein gutes Investment sein. Wenn das auch noch unter nachhaltigen Gesichtspunkten gelänge, wäre ich sehr zufrieden.