Ostdeutsches Bauhauptgewerbe steht vor einem schwierigen Jahr

Ostdeutsches Bauhauptgewerbe steht vor einem schwierigen Jahr

Ostdeutsches Bauhauptgewerbe steht vor einem schwierigen Jahr
Das ostdeutsche Bauhauptgewerbe sieht schweren Zeiten entgegen. Copyright: F. Muhammad auf Pixabay

„Für das gerade abgelaufene Jahr rechnen wir im ostdeutschen Bauhauptgewerbe aufgrund einer Vielzahl negativer externer Entwicklungen mit einem Umsatzergebnis, welches nominal zwar über, real beziehungsweise preisbereinigt, jedoch unter dem des Vorjahres liegen wird. Die Bautätigkeit ist damit 2022 zurückgegangen“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO), im Rückblick auf das Baujahr nach Bekanntgabe der Oktoberzahlen des Bauhauptgewerbes für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten durch das Statistische Bundesamt.

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Wohnungsbau brach 2022 dramatisch ein

Das Gesamtauftragsvolumen des ostdeutschen Bauhauptgewerbes belief sich bis Oktober 2022 auf 16,6 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entsprach das einem nominalen Zuwachs von 11,1 Prozent. Das stärkste nominale Wachstum verzeichnete der Wirtschaftsbau, der von Januar bis Oktober 2022 ein Volumen von 7,1 Milliarden Euro erreichte und damit nominal um 18,1 Prozent über dem Vergleichswert von 2021 lag. Nominales Wachstum wurde auch im Öffentlichen Bau registriert. Das Auftragsvolumen stieg hier wertmäßig um 11,0 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro an.

Deutlich negativ entwickelte sich dagegen die Nachfrage nach Bauleistungen im Wohnungsbau. Hier belief sich der Auftragswert Ende Oktober auf 3,3 Milliarden Euro, was einer nominalen Abnahme von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2021 entsprach.

„Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung bei der Erstellung von Bauwerken, die 2022 je nach Gewerk zwischen 15 und 20 Prozent lag, rechnen wir im Wirtschaftsbau 2022 mit einem realen Ergebnis auf Vorjahresniveau, der Öffentliche Bau wird selbiges verfehlen und noch mehr gilt das für den Wohnungsbau, der 2022 stark einbrach. Insgesamt erwarten wir für das Gesamtjahr 2022 ein Auftragsvolumen in Ostdeutschland von etwa 20 Milliarden  Euro, was real einen Rückgang im Vergleich zu 2021 bedeuten würde. Gründe dafür waren vor allem die Wirkungen auf die nationalen sowie internationalen Rohstoff- und Energiemärkte durch das Nachlaufen der Corona-Effekte sowie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“, erklärte Momberg mit Blick auf die Jahresbilanz.

Umsatz des Bauhauptgewerbes 2022 wird unter dem des Vorjahres bleiben

Das Bauhauptgewerbe der neuen Bundesländer registrierte im Zeitraum Januar bis Oktober 2022 Umsatzerlöse von insgesamt über 17,4 Milliarden Euro. In Relation zum Vorjahreszeitraum belief sich das Wachstum per Oktober nominal auf 9,5 Prozent. Im volumenstarken Wirtschaftsbau lagen die Umsätze der ostdeutschen Bauunternehmen bei knapp 7,3 Milliarden Euro, was einem nominalen Zuwachs von 10,2 Prozent entsprach.

Im Öffentlichen Bau erreichten die Erlöse bis Oktober annähernd 6,0 Milliarden Euro beziehungsweise ein Plus von nominal 5,9 Prozent. Im Wohnungsbau betrug der Umsatz fast 4,2 Milliarden Euro und war damit nominal um 13,9 Prozent höher als im Jahr zuvor.

„Preisbereinigt bedeuten die Ergebnisse allerdings, dass real in keinem Segment das Ergebnis des Vorjahreszeitraums erreicht wurde. Auch wenn die letzten Monate eines Jahres saisonal üblich umsatzstark ausfallen, gehen wir nicht davon aus, dass sich das Jahresergebnis real noch wesentlich verbessert, so dass das Gesamtumsatzvolumen 2022 bei etwa 22 Milliarden Euro liegen wird. Dies entspräche zwar einem nominalen Wachstum von zehn Prozent gegenüber 2021, real jedoch einem deutlichen Rückgang“, schätzte Momberg ein.

Bauindustrieverband Ost e. V. sieht für 2023 keine Trendumkehr

Zu den Konjunkturaussichten 2023 äußerte sich Momberg verhalten. „Der Bauindustrieverband Ost e. V. geht entsprechend seiner aktuellen Verbandsumfrage unter Betrieben des ostdeutschen Bauhauptgewerbes von einer insgesamt eher negativen Konjunkturentwicklung in 2023 aus, solange sich die Rahmenbedingungen für das Bauen nicht anhaltend verändern. Nennenswert sind hier insbesondere der Preisauftrieb bei Baustoffen, Lieferengpässe aber auch bürokratische Hemmnisse und falsche politische Weichenstellungen“, erklärte er.

Die Auswertung der Umfrage ergab, dass rund 64 Prozent der ostdeutschen Bauunternehmen 2023 mit einem schlechteren Umsatzergebnis rechnen als 2022 und bei 15 Prozent der Befragten Umsatzeinnahmen in Vorjahreshöhe erwartet werden. Knapp 80 Prozent der Betriebe sehen also momentan in 2023 kein Wachstum. Die Konjunkturaussichten werden dabei von Unternehmen, die überwiegend im Tiefbau tätig sind, noch schlechter bewertet. Hier gehen nur 14 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer steigenden Bautätigkeit im Jahr 2023 aus, im Hochbau sind es 28 Prozent.

Fachkräftesicherung im Fokus

Unabhängig von den eher trüben Konjunkturaussichten stehen die ostdeutschen Bauunternehmen zu ihrer Strategie der Fachkräftesicherung. 83 Prozent aller befragten Bauunternehmen vermeldeten, dass die Anzahl ihrer Beschäftigten im Jahr 2023 gleichbleiben oder sogar steigen wird. Letzteres plant insgesamt etwa jedes vierte Bauunternehmen. Auch hier sind es die Hochbauunternehmen, die zuversichtlicher in das gerade begonnene Jahr blicken. Etwa jedes dritte Unternehmen mit Schwerpunkt Hochbau will 2023 sein Personal aufstocken, im Tiefbau ist es jedes fünfte Unternehmen.

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