Die Pandemie war ein Brennglas, das die Notwendigkeit von hochwertigen Pflegeimmobilien deutlich zeigte – erst Recht im Gleichschritt mit der demographischen Entwicklung. Die Folge ist ein vermehrter Neubau von entsprechenden Immobilien - unter anderem im thüringischen Meiningen und im sächsischen Limbach-Oberfrohna.
Es ist eine gewaltige Zahl: Bedingt durch den demographischen Wandel müssten jährlich circa 400 Pflegeeinrichtungen gebaut werden. Nun zeigte die Pandemie, dass Deutschlands Gesundheitssystem nicht vollkommen überfordert ist, aber von ideal mindestens genauso weit entfernt. „Die Immobilienstrukturen sind nicht mehr zeitgemäß und sollten innovativen zukunftsträchtigen Immobilien- und Versorgungskonzepten weichen“, sagt Dr. Stephan Engels. Geschäftsführer der IGPmed, einer Tochter der IGP Advantag. Das Unternehmen hat sich auf die Beratung und Projektentwicklung in der Gesundheitswirtschaft spezialisiert.
Laut seiner Einschätzung sind es vor allem die Segmente Akutkrankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen, die dringend neu gedacht werden müssen. „Beispielsweise zeigen die hohen Infektions- und Sterbezahlen in den stationären Pflegeeinrichtungen die dringende Notwendigkeit für eine Verbesserung der Hygienebedingungen in diesen Einrichtungen und eine Anpassung des Systems.
Carestone holt sich zusätzliche 50 Millionen für Projektentwicklungen im Bereich Pflegeimmobilien
Carestone wird 2021 noch mehr Pflegeplätze schaffen als 2020. Aktuell realisiert der Pflegeimmobilienentwickler dafür mehr als 60 Objekte mit rund 6.000 Pflegeplätzen und einem Volumen von über einer Milliarde Euro. Die Projekte werden sowohl an institutionelle als auch im Teileigentum an private Investoren verkauft. Zwei Beispiele:
- Ein Projekt entsteht im thüringischen Meiningen. Die nach KfW 40-Standard entwickelte Immobilie wird 96 Einzeleinheiten haben, die mit einem Verkaufsvolumen von rund 18,5 Millionen Euro an Privatanleger geht. Die Fertigstellung ist für Mitte 2022 geplant.
- Im sächsischen Limbach-Oberfrohna entwickelt das Unternehmen ein Komplettpaket mit verschiedenen Ansätzen für das unterstützte Leben im Alter. Auf insgesamt 7.404 Quadratmetern Nutzfläche sind in einem Haus 124 Einzel-Pflegezimmer auf vier Vollgeschossen und in einem zweiten Gebäude 30 Einheiten für Betreutes Wohnen geplant.
Mit Proventus Capital Partners und Rantum Capital fand Carestone ein schwedisch-deutsche Konsortium, das mit einem Darlehen von 50 Millionen Euro die Investitionsstrategie unterstützt. „Der Markt für Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien in Mitteldeutschland ist – wie fast im gesamten Bundesgebiet – sehr groß und er wird weiterwachsen“, sagt Stefan Schlichting, Pressesprecher von Carestone gegenüber IMMOBILIEN AKTUELL. „Experten gehen deutschlandweit von rund 70 Milliarden Euro für den Neubau und die Revitalisierung von Pflegeimmobilien innerhalb der nächsten zehn Jahre aus.“
Service-Wohnen wird stärkerer Faktor in der Quartiersentwicklung
Um diesen enormen Bedarf decken zu können, sieht nicht nur Dr. Stephan Engels von IGPmed eine Stärkung des Service-Wohnens auch durch innerstädtische Quartierslösungen oder die Entwicklung von Gesundheitsstandorten, die Sektorengrenzen überwinden und Service-Wohnen, stationäre Pflege und medizinische Versorgung in einem Quartier kombinieren. Gerade in ländlichen Regionen eine besondere Herausforderung.
Ein Vorbild dafür ist der intersektorale Gesundheitsstandort Mauritius Health and Care Campus in Steinfurt (Nordrhein-Westfalen). Dort befinden sich alle medizinisch relevanten Nutzungen in fußläufiger Entfernung, etwa ein Akutkrankenhaus, ein medizinisches Versorgungszentrum, eine Pflegeeinrichtung, Service-Wohnungen und eine Rehaklinik.
Aufmacherbild: Im thüringischen Meiningen schafft Carestone dringend benötigte Pflegeplätze. Copyright: Carestone