Die Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Strausberg eG setzt mit dem Neubau von 77 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit ein ambitioniertes Neubauvorhaben um. Dieses konnte für seine Nachhaltigkeit bereits eine Auszeichnung einheimsen und wurde nun von Brandenburgs Bauminister Guido Beermann auf dessen „Klimareise“ besucht, bei der er auch erklärte, wie er die ambitionierten Klimaziele des Landes zu erreichen hofft.
Artikel vom 20. Oktober 2021: Es ist das größte und teuerste Projekt in der Geschichte der Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Strausberg eG (WBG Aufbau): Rund 16 Millionen Euro investiert die Genossenschaft in den Bau von vier Häusern mit insgesamt 77 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit in der Strausberger Vorstadt. Der Entwurf für das „Quartier am Märchenwald“ in der Gustav-Kurtze-Promenade stammt vom Architekturbüro Katrin Zbikowski aus Berlin, das auch für die Bauleitung verantwortlich ist. Bereits bei der Grundsteinlegung am 1. Oktober waren alle Wohnungen reserviert.
"Quartier am Märchenwald" bietet Komfort zu günstigen Mieten
Die Genossenschaft bietet hier mehr als ein Quartier mit romantischem Namen, sondern Komfort zu vergleichsweise günstigen Mieten und eine direkte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Berlin. Der Siedlungsdruck und der Bedarf an Wohnungen sind auch in Strausberg groß. Das Projekt ist daher in Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden. Die Stadtverordneten votierten einstimmig dafür. Im Ergebnis konnte die Genossenschaft das ehemalige Garagengrundstück im Wohngebiet in Erbbaupacht von der Stadt übernehmen.
Die 29 Zwei-, 42 Drei- und sechs Vier-Zimmer-Wohnungen sind mit gestaffelten Kaltmieten kalkuliert: Sie reichen von acht Euro im Erdgeschoss über zehn Euro im zweiten und dritten Obergeschoss bis zu 10,50 Euro in der vierten Etage – wegen des Blickes. Ob es dabei bleibt, hängt von den Baukosten ab, um deren Einhaltung derzeit gerungen wird.
Das bereits 2018 angedachte Projekt ist etwas in Verzug geraten, weil die Baugenehmigung nicht wie erhofft im Frühjahr, sondern erst Mitte 2021 erteilt worden ist. Carsta Göring, WBG-Vorstand, betonte: „Das Ganze ist ungewollt ein Pandemie-Projekt geworden.“ Doch sie versicherte: „Wir werden das Großprojekt trotz knappen oder preisintensiven Materials stemmen und versuchen, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.“
Strausberger Quartier setzt auf Nachhaltigkeit und Mieterstrom
Besonderen Wert hat die Genossenschaft auf das Energiekonzept gelegt: Die Häuser erreichen den KfW-55 Standard. Sie sind gedämmt, mit dreifachverglasten Fenstern und Lüftung ausgestattet. Die Versorgung mit Wärme erfolgt über Erdwärmepumpen, die Energie über 40 Tiefenbohrungen ziehen. Und im Notfall kann mit Gas geheizt werden. Auf dem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen.
„Wir wollen unsere Bewohner über ein Mieterstrom-Modell preisgünstig mit Strom versorgen.“ Die auf dem Dach geerntete Energie kann als Allgemeinstrom für das jeweilige Haus, den Betrieb der Wärmepumpen, den Strom für die Wohnungen, aber auch für die Elektro-Fahrzeuge der Mieter genutzt werden.
Unter den Neubauten befindet sich ein 4.000 Quadratmeter großes Untergeschoss mit einer Tiefgarage, die 83 Stellplätze bietet. Jeder Stellplatz wird mit einem Stromanschluss ausgerüstet, so dass bei Bedarf Wallboxen zum Aufladen von Elektroautos installiert werden können. Darüber hinaus ist in jeder Kellerbox eine Steckdose geplant, damit die Akkus von Fahrrädern oder Elektro-Scooter für Senioren aufgeladen werden können. Derzeit verhandelt die Genossenschaft mit den Stadtwerken Strausberg über Contracting-Verträge für Wärme und Strom.
Seitenhiebe gen Berlin bei der Grundsteinlegung fürs "Quartier am Märchenwald"
Die Wohnungen sind generell barrierearm konzipiert, ein Teil auch barrierefrei. Jedes Haus hat einen Fahrstuhl; jede Wohnung verfügt über einen Balkon oder eine Terrasse. Als Pluspunkt obendrauf: Ein Auto ist nicht erforderlich. Das Quartier liegt direkt an der Straßenbahnlinie, die in die Strausberger Altstadt und zum S-Bahnhof Strausberg führt. Von dort dauert es mit der S5 knapp eine Stunde bis in die Berliner City. Das kommunale Verkehrsunternehmen, die Strausberger Eisenbahn, plant eine zusätzliche Tramhaltestelle direkt am „Quartier am Märchenwald“. Das macht die Wohnungen attraktiv für Hauptstädter und Berufspendler, die preisgünstigen Wohnraum suchen.
Matthias Brauner, Leiter der Landesgeschäftsstelle Potsdam des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), sagte bei der Grundsteinlegung mit einem Seitenhieb auf die Wohnungsbaupolitik in Berlin: „Partnerschaft klappt nicht überall, aber hier klappt sie.“ Auch Gernot Schmidt (SPD), Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland, nahm Bezug auf die Hauptstadt. „Wenn die Berliner Mieter rausziehen, dann ziehen Berliner Mieter hier in eine Stadt, die einen riesigen kommunalen Wohnungsbestand hat, eine Stadt, die Genossenschaften hat, eine Stadt, die kommunale Wohnungen nicht veräußert, sondern die ständig in der sozialen Komponente Wohnen wächst.“ Er kündigte die Gründung einer kommunalen Siedlungsgesellschaft mit allen Gemeinden des Landkreises an. „Wir brauchen eine soziale Entwicklung auch in diesem Part, sonst kommen wir in Enteignungsdebatten wie in Berlin und die sind nicht gut für den sozialen Frieden.“
Quartier am Märchenwald prämiert als zukunftsweisendes CO2-neutrales Quartier
Update vom 27. April 2023: Das Projekt Quartier am Märchenwald der Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau wurde im Rahmen des Wettbewerbes VISION CO2 NEUTRALES QUARTIER des Klimabündnisses Brandenburg prämiert. Das Vorhaben mit vier Stadtvillen und 77 Wohnungen wird bis Sommer 2023 fertiggestellt. Die Jury überzeugte bei diesem Bauvorhaben, dass erneuerbare Energiekonzepte auf innovative Weise miteinander verknüpft werden.
Die WBG Aufbau kooperiert mit den Stadtwerken Strausberg. Die Neubauten erreichen einen hohen energetischen Standard durch hochwärmegedämmte Fassaden, Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung, Wärmeschutzverglasung und Sonnenschutzelementen. Die 83 Tiefgaragenstellplätze sind mit E-Ladeinfrastruktur ausgestattet. Erdsonden und Gebäudeabwärme liefern die für die Sole-Wärmepumpen notwendige Energie für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser. Photovoltaik-Anlagen produzieren den Strom für die Wärmepumpe und Mieterstrom.
Minister Guido Beermann besucht Neubauvorhaben Quartier am Märchenwald
Update vom 17. August 2023: Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Städte und Gemeinden in Brandenburg besichtigte Bauminister Guido Beermann das Preisträger-Projekt des Wettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“ in Strausberg. Mit dem neuen kleinen Quartier werden Klimaneutralität und Lebensqualität beispielgebend verbunden.
Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende sowie Klimaschutz und Klimafolgenanpassung vor Ort vorantreiben. Vor diesem Hintergrund bereist Bauminister Guido Beermann Brandenburg und informiert sich gemeinsam mit den Bündnispartnern über beispielgebende Projekte zum energetischen Umbau im Quartier.
Minister Guido Beermann: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wir müssen Wärme, Strom und Mobilität stärker als bisher miteinander verknüpfen und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umstellen. Hier liegt ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Für den gelungenen energetischen Umbau von Quartieren gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Beispiele, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen. Das Neubauvorhaben ‚Quartier im Märchenwald‘ zeigt, was durch eine kluge Zusammenarbeit verschiedener Akteure und den Willen, Klimaneutralität bis ins Detail umzusetzen möglich ist. Wärme- und Energieversorgung werden hier passgenau aufeinander abgestimmt und mit anderen Bereichen wie der klimafreundlichen Verkehrsanbindung gekoppelt. Dieses innovative und gleichzeitig kosteneffiziente Vorhaben ist beispielgebend für eine klimaneutrale Quartiersentwicklung und wurde verdient ausgezeichnet.“