Das geplante Quartier "Blankenburger Süden" am nordöstlichen Stadtrand zählt zu den größten Entwicklungsprojekten der Hauptstadt. Zwar war der Baubeginn für 2026 avisiert, doch der Abschluss der vorbereitenden Untersuchungen hat sich um ein Jahr auf Sommer 2023 verschoben. Des Weiteren wird noch über weitere Großvorhaben im Bezirk diskutiert.
Der Berliner Bezirk Pankow ist ein Boom-Bezirk. Das zeigen auch die Zahlen, mit denen das Bezirksamt aufwartet: „Seit den 1990er-Jahren haben fast 90.000 Menschen hier ein neues Zuhause gefunden. Nach Prognosen des Berliner Senats wird die Einwohnerzahl bis 2030 um rund 30.000 wachsen – so viel, wie in keinem anderen Bezirk. Pankow ist neben Mitte der geburtenfreudigste Bezirk Berlins.“
Wo so viele Menschen mehr wohnen wollen, wird Wohnraum gebraucht – und der soll unter anderem in dem neuen Quartier Blankenburger Süden entstehen. Das Projekt ist so wichtig, groß und komplex, dass es zu den Bauvorhaben zählt, die unter Federführung des Senats stehen. Der Baustart ist für 2026 avisiert und die Fertigstellung der ersten Wohnungen ab 2030.
Quartier Blankenburger Süden entsteht auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
Das Areal für das neue Quartier mit rund 5.500 Wohnungen liegt zwischen den Ortskernen Blankenburg und Heinersdorf. Ein Großteil der Fläche sind ehemalige Rieselfelder, die immer noch landwirtschaftlich genutzt werden. Bereits 2016 begannen die Untersuchungen in dem rund 430 Hektar großen, sogenannten Fokusraum. Zwischen November 2019 und September 2020 wurde ein Werkstattverfahren mit vier Teams durchgeführt. Und die Messlatte lag von Anfang an hoch. So heißt es auf der Webseite des Senats zu dem Projekt: „Hier sollen zukunftsweisende Antworten auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit im Sinne leistbaren und vielfältigen Wohnens sowie der Nachhaltigkeit gefunden werden.“ Grob gesagt: Es soll eine Stadt in der Stadt entwickelt werden, in der nicht nur preisgünstig gewohnt, sondern auch gearbeitet werden soll.
Rund 40 Hektar Fläche sind für Gewerbe vorgesehen. Weitere Schwerpunkte liegen auf der sozialen Infrastruktur und den Grün- und Erholungsflächen. Am Ende des Werkstattverfahrens wurden die beiden Entwürfe von Yellow Z & bgmr „Leben mit der Landschaft“ und Cityförster & felixx „Circular City – Stadt der Kreisläufe“ ausgewählt und zu einem Entwurf zusammengeführt. Doch die vorbereitenden Untersuchungen sind nicht wie geplant im Sommer 2022 beendet worden. Sie sollen jetzt erst ein Jahr später zum Abschluss kommen. Erst danach kann die eigentliche Planungsphase beginnen.
Rahmenplan sieht kompaktes Quartier vor
Der Rahmenplan auf Basis der beiden Entwürfe sieht ein kompaktes Quartier mit einem Ortskern auf den ehemaligen Rieselfeldflächen vor. Dabei soll sich ein Landschaftsnetzwerk durch das gesamte Quartier ziehen. Das neue Wohnviertel ist dann über die Straßenbahnlinie M2 an den S-Bahnhof Blankenburg und die Berliner City angebunden. Entlang der Tramlinie durch das Viertel sind Geschosswohnungsbauten vorgesehen.
An den westlichen Rändern sieht die Planung kompakte Bauten vor – mit Bezug zu Klein- und Gemeinschaftsgärten sowie Spiel- und Sportflächen, die eine Verbindung zur Nachbarschaft herstellen. Am östlichen Rand, dem sogenannten Ponyland, sind Lagen für das Leben und Wirtschaften mit der Landschaft vorgesehen. Ebenfalls geplant: zwei Gewerbestandorte. Einer im Süden im Bereich des bestehenden Gewerbegebietes Heinersdorf, einer im Norden am Blankenburger Pflasterweg.
Blankenburger Süden provoziert Kritik
Von Anfang an gab es heftige Proteste von Anwohnern. Sie fürchten ein Verkehrschaos, kritisieren den Verlust von Gärten und die Überbauung der Landschaft. Obwohl die endgültige Entscheidung zum Projekt noch aussteht, nutzt der Senat bereits sein Vorkaufsrecht bei Wochenendgrundstücken in der Erholungsanlage Blankenburg südlich der Bahnhofstraße. Denn es wird Platz für den Bau der Straßenbahnlinie und eine neue Straße gebraucht. Hunderte Parzellen werden weichen müssen.
Weitere Großprojekte in Pankow
Neben den Planungen für den Blankenburger Süden sind Überlegungen zu weiteren Großbauvorhaben im Bezirk Pankow in Gang:
- In Karow-Süd gibt es Potenzial für mehr als 3.700 Wohnungen unter Verantwortung kommunaler Wohnungsbaugesellschaften.
- Auch die 5.000 Wohnungen in der rund 70 Hektar großen Elisabeth-Aue sind wieder im Gespräch.
- 500 Wohnungen werden für das Areal der Alten Gärtnerei in Heinersdorf geplant.
- Am Pankower Tor ringt der Investor Kurt Krieger seit Jahren um eine Baugenehmigung für ein Quartier mit rund 2.000 Wohnungen. Es wird kooperativ mit dem Bezirk Pankow sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen entwickelt. Der Masterplan wurde Anfang des Jahres präsentiert und der Entwurf des Bebauungsplans im März öffentlich ausgelegt. Baubeginn könnte 2024 sein, doch sicher ist das nicht. Zwar ist die Auseinandersetzung um den altem Lokschuppen beendet. Er wird saniert. Gestritten wird von Umweltschützern aber weiter über den Verbleib der zuletzt gezählten 641 Kreuzkröten auf dem Areal, der einzigen Kreuzkröten-Population in Berlin. Eine Umsiedlung der Tiere würde scheitern, befürchten sie. Seit einem Jahr läuft eine Klage des NABU gegen das Projekt.