Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) will bis 2027 eines der größten Wohnbau-Quartiere der Hauptstadt Baden-Württembergs realisieren. Jetzt hat das Unternehmen das Projekt bereits aus Mais zur Besichtigung gebaut. Das hilft allerdings nicht aus der Wohnungskrise, die der IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e.V. analysiert.
Auf der Böckinger Straße in Stuttgart sollen bis 2027 knapp über 400 Wohnungen entstehen – knapp 300 davon öffentlich gefördert. Das Projekt der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) ist Teil der Internationalen Bauaustellung 2027 (IBA), woraus sich auch der angestrebte Fertigstellungszeitraum ergibt. Bereits jetzt lässt das Unternehmen die Kubatoren in einem Maisfeld entstehen. Auf dem Baufeld in Zuffenhausen-Rot, dort wo zukünftig die Quartiersmitte mit einem Stadtteilhaus als Treffpunkt für die Nachbarschaft stehen wird, kann man die Nachbildung im Rahmen einer Ausstellung ansehen. Für all jene, die es nicht nach Stuttgart zum SWSG-Maisbau schaffen, gibt es hier einen Eindruck.
Neue Cluster-Wohnungen in Quartier Böckinger Straße integriert
Neben den Wohnungen entstehen in dem Quartier Gewerbeeinheiten, eine Kindertagesstätte, eine Begegnungsstätte für ältere Menschen sowie besondere Wohnformen. Dazu gehören Cluster-Wohnungen, die für Flexibilität stehen. Jede der Hauptwohnungen verfügt über einen zentralen Wohnungseingang sowie großzügige Gemeinschaftsräume, wie Küche und Wohnzimmer. Aus dem Gemeinschaftswohnbereich erschließen sich die angeschlossenen, kleineren, ‚privaten‘ Wohnungen, welche jede für sich wiederum mehrere Zimmer – inklusive Küchenzeile, Bad, Wohn- und Schlafraum – beinhaltet. Je nach Lebenssituation lassen sich zudem verschiedene Wohncluster zusammenlegen, sodass größere und kleinere Wohnungen flexibel generiert werden können.
Ein Garten, der von den Bewohnern des Immanuel-Grözinger-Hauses der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. gepflegt und bewirtschaftet wird, sorgt für Aufenthaltsqualität und bildet laut SWSG „mit seinen zwei Teilen eine grüne Klammer um das Quartier“. Dieses wird autofrei gestaltet und über eine CO2-freie Energieversorgung mit Nahwärmenetz verfügen.
„Brauchen konzertierte Aktion für den Wohnungsbau“
„Die IBA 2027 ist eine gute Plattform, um bestimmte Dinge voranzutreiben“, sagt Wolfgang Roeck, Geschäftsführer und Gesellschafter von WÖHR + BAUER. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass das Großereignis kein Allheilmittel ist. „Wohnungsbautechnisch geht gerade in Stuttgart eigentlich nichts“, sagt Marc Bosch, Geschäftsführer bei Wüstenrot Haus- und Städtebau.
Der IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e.V. warnt vor unkalkulierbaren gesellschaftlichen Risiken angesichts tausender fehlender Wohnungen. „Wir brauchen schnellstmöglich eine konzertierte Aktion für den Wohnungsbau. Dies gilt bundesweit, dies gilt im Land und dies gilt insbesondere für die Metropolregion Stuttgart“, so Bettina Fuchs, Geschäftsführerin des Branchenverbandes.
Auch in Stuttgart gab es einen Einbruch des Neubaugeschäftes, zahlreiche Projekte ruhen oder laufen nicht weiter. Ansätze wie das Digitale Bauamt seien erste Schritte, wiederum aber nur „ein Mosaikstein auf dem Weg zum einfacheren und zum wirtschaftlich darstellbaren Bauen“.
Eigentümer, Mieter und Politik nicht gegeneinander ausspielen
Dem gegenüber stehen nach Einschätzung des IWS allerdings gerade in der Landeshauptstadt Stuttgart politische Wünsche, die kaum mit der Realität in Einklang gebracht werden können. Bettina Fuchs sagt dazu: „Bereits jetzt ist die Realisierung von Wohnraum für jeden Bauherren und für jeden Investor ein Risiko. Wer in dieser Phase Forderungen wie die deutliche Erhöhung geförderter Wohnungen politisch mit der Brechstange durchsetzen will, der sollte ehrlicherweise dann auch dazu sagen, wer in den kommenden Jahren überhaupt noch unter diesen Voraussetzungen bauen soll.“
Dass die Stadt Stuttgart die SWSG, die zu den größten kommunalen Wohnungsunternehmen in Deutschland zählt, weiter finanziell stärkt, ist laut IWS ein richtiger und lobenswerter Vorgang. Doch das wird nicht reichen. „Wir sollten aufhören, Eigentümer gegen Mieter und Bauherren gegen Wohnungssuchende politisch auszuspielen“, so Bettina Fuchs. „Der Ball liegt nun bei der Stadt. Wir sehen sie in der Pflicht, hier zu moderieren und mit konkreten Vorschlägen Lösungen aufzuzeigen.“