Altes Schlachthofareal in Erfurt soll zum urbanen Viertel Greifswalder Straße werden

Altes Schlachthofareal in Erfurt soll zum urbanen Viertel Greifswalder Straße werden

Altes Schlachthofareal in Erfurt soll zum urbanen Viertel Greifswalder Straße werden
Blick von Süden in Johannas Gärten. Quelle: Winking · Froh Architekten

Für das künftige Erfurter Wohnviertel Greifswalder Straße ist der Sieger im Architekturwettbewerb zum Schulcampus gekürt worden. Nun kann die Stadt die nächsten Planungsschritte für ihr derzeit größtes Stadterneuerungsprojekt einleiten. Auf den Brachflächen des ehemaligen Schlachthofes soll ein urbanes Wohnviertel mit Einkaufszentrum und Schulcampus entstehen.

Agentur

Im Erfurter Angermuseum sind unlängst nach einem Architekturwettbewerb die Preise für den Schulcampus im künftigen Wohnviertel Greifswalder Straße vergeben worden. Den 1. Preis erhielten Pussert Kosch Architekten und RSP Freiraum GmbH Landschaftsarchitekten aus Dresden. Mit der Kür des Gewinnerentwurfs unter 18 Arbeiten kann die Stadt Erfurt die nächsten Planungsschritte angehen. Arne Ott, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, kündigte an: „Wir werden uns um die Bereitstellung der notwendigen Finanzen und einen entsprechenden Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Umwelt, Klima und Verkehr kümmern, um mittelfristig das Vorhaben umzusetzen.“

Der Wettbewerb zum Schulneubau war der dritte und letzte Architekturwettbewerb auf dem ehemaligen Schlachthofgelände. Der erste Wettbewerb befasste sich mit der Errichtung eines Einzelhandelszentrums an der Ecke Greifswalder Straße / Leipziger Straße, der zweite Wettbewerb widmete sich dem Wohnungsbau in nördlicher Richtung. Das circa vier Hektar große Wettbewerbsgebiet befindet sich am Rand der Äußeren Oststadt, dem aktuell größten Stadterneuerungsgebiet der Landeshauptstadt.

Modernes Einkaufszentrum im Wohnviertel Greifswalder Straße ist Reminiszenz an Gründerzeitgebäude

Die Äußere Oststadt in Erfurt steht schon länger im Fokus der Stadtentwicklung. Durch den anhaltenden Zuzug neuer Einwohner wächst die Nachfrage nach Wohnraum in der Altstadt und in Innenstadtnähe. Darum sollen die Brachflächen zwischen der Krämpfervorstadt und der Bahnlinie nach Nordhausen schrittweise zu einem neuen, energieeffizienten Stadtteil entwickelt werden – mit Wohnungen, einem Lebensmittelmarkt und einer Schule.

Quartierseingang: Blick von der Greifswalder Straße zur Alten Schlachthalle. Quelle: Winking · Froh  Architekten
Quartierseingang: Blick von der Greifswalder Straße zur Alten Schlachthalle. Quelle: Winking · Froh  Architekten

Die Errichtung des Einkaufs- und Versorgungszentrums ist auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs nördlich des Knotenpunkts Greifswalder Straße / Leipziger Straße geplant. Der unter neun Wettbewerbsteilnehmern ausgewählte Siegerentwurf stammt von Junk & Reich Architekten, Weimar. Er sieht zwei unterschiedlich lang und breit dimensionierte Gebäudekörper vor, die durch eine Art quer über die Hallendächer gelegte Brücke, die bedacht und vollverglast ist, verbunden sind. Die Gebäude stellen mit ihrer Anmutung einer einfachen Markthalle eine Reminiszenz an gründerzeitliche Gewerbebauten und damit an den ehemaligen Schlachthof dar. Zudem, so heißt es weiter in der Beurteilung des Preisgerichts, werde mit dieser Lösung der Auftritt der Schule in zweiter Reihe nicht geschmälert.

Schulcampus zwischen Einkaufszentrum und Wohnbebauung geplant

Das Schulgelände im Wohnviertel Greifswalder Straße soll in der Mitte des alten Schlachthofes zwischen dem Einkaufszentrum und der Wohnbebauung entstehen. Geplant ist ein Campus mit Grundschule, Gymnasium und Sporthalle - ein Komplex für insgesamt 1.000 Schülerinnen und Schüler. Die Vorgabe war, eine attraktive und nachhaltige Gestaltung zu finden, die zugleich den Anforderungen eines modernen Schulbaus gerecht wird.

Sollte der von der Jury mit dem 1. Preis bedachte Entwurf von Pussert Kosch Architekten und RSP Freiraum GmbH Landschaftsarchitekten so realisiert werden, würde ein dreiteiliges Gebäudeensemble mit asymmetrischen Formen in Holzbauweise entstehen. In der Beurteilung des Preisgerichts werden die „scheinbar selbstverständliche Ausformung und Positionierung der drei Baukörper“ und die „ausgewogene Anordnung auf dem Baugrundstück mit ausreichend großen Vorplätzen und einer großen zusammenhängenden Fläche für die Schulhöfe“ gelobt. Zudem überzeuge die vorgeschlagene Holzbauweise und die dadurch erzeugte Atmosphäre.

Im Wohnquartier Johannas Gärten werden gleich zwei preisgekrönte Entwürfe realisiert

Auf der verbleibenden Fläche der Industriebrache soll ein neues Quartier mit 487 Wohnungen für rund 750 Menschen entstehen. Die besten Lösungen unter den 16 eingereichten Entwürfen lieferten laut Urteil der Jury die Hamburger Winking Froh Architekten und die Dresdner Auf den Punkt Architekten Wiencke Horn. Sie erhielten beide den Zuschlag für das Projekt Johannas Gärten, wobei der Hamburger Entwurf für die Außenbereiche des Quartiers ausgewählt wurde und der Dresdner Entwurf für den Innenbereich.

Die Hamburger überzeugten mit dem Konzept, die Wohn- und Schlafräume der Blockrandbebauung zur ruhigen Quartier-Innenseite hin anzuordnen und sonstige Räume wie Küchen, Toiletten und Abstellkammern nach außen zur Bahnstrecke. Bei den Dresdnern gefiel die luftige Anordnung von freistehenden Solitärhäusern, Grünflächen und Wegen im Innenbereich des Quartiers. Winking Froh planen 359 Wohnungen, Wiencke Horn 128 Wohnungen. Auf den insgesamt vier Baufeldern ist auch eine Tiefgarage mit 500 Stellplätzen vorgesehen. Zudem bleibt in der Mitte des Areals die Alte Schlachthalle erhalten und wird laut Wiencke Horn als Identifikationspunkt in das neue Quartier eingebunden. Denkbar sei eine Nutzung als Markthalle mit Café.

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