Corona hat den stationären Einzelhandel hart getroffen. Dieser verliert immer mehr Kunden an den Online-Handel. Peter Starke, Mitglied der Aengevelt-Geschäftsleitung und Niederlassungsleiter Berlin, erklärt, warum das intelligente Refurbishment nicht mehr rentabler Kaufhäuser und Shopping Malls gleich mehrere Probleme lösen könnte.
Die Corona Pandemie hat für die Immobilienwirtschaft ein großes Momentum der Veränderung angestoßen. Davon maßgeblich betroffen ist der stationäre Einzelhandel und somit auch die Kauf- und Warenhäuser. Sie verlieren bereits seit längerem immer mehr Kunden an den Online-Handel, die Pandemie hat diese Entwicklung noch beschleunigt.
Refurbishment - Gebäude-Upcycling als Problemlöser
In Berlin mit seinen rund 65 Kaufhäusern und Shopping Malls (>5.000 Quadratmeter) ist diese Entwicklung besonders prägnant: Die Kunden-Frequenz nimmt ab, die Rentabilität ist nicht mehr gegeben, das Konzept einfach nicht mehr zeitgemäß. Einen sinnvollen Lösungsansatz liefert ein "Refurbishment“, quasi eine Art "Upcycling“ für Gebäude. Das bedeutet im eigentlichen Sinne Renovierung. Was die Kaufhäuser betrifft, geht der Trend in Berlin teilweise darüber hinaus und in Richtung einer partiellen oder kompletten Umnutzung. Da in Berlin auch ein Mangel an Wohn- und Büroraum besteht, bietet sich hier gleich Potential für die Lösung zweier Probleme.
Umnutzung von Einzelhandelsflächen in Büroflächen und mehr
Ein Beispiel dafür ist das vor kurzem fertiggestellte Forum Steglitz in der Schloßstraße. 1970 erstmals eröffnet, war es eines der ersten Kaufhäuser in Deutschland mit Shop-in-Shop-System. Mit dem Umbau in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages wurde bereits im Februar 2019 begonnen. Dabei mussten drei maßgebliche Defizite behoben werden: Zum einen mussten die Innenbereiche grundlegend neu gestaltet werden, um die Aufenthaltsqualität zu steigern, und der Mieter-Mix zeitgemäß umstrukturiert werden. Zum anderen wurden die oberen Stockwerke zu Büroflächen umgestaltet, da die Kunden-Frequenz abnimmt je weiter die Wege werden.
Diese Entwicklung ist bei weitem kein Einzelfall. So wurde ebenfalls in diesem Jahr das „Up!“ in Friedrichshain fertiggestellt (ehemals Centrum, ehemals Galeria Kaufhof). Hier wurde mit Ausnahme des Erdgeschosses das gesamte Objekt in Büroflächen umstrukturiert und ist nun – ironischerweise – die neue Zentrale eines großen Online-Händlers.
Die Möglichkeiten eines Refurbishments sind dabei vielseitig wie sich aktuell beim Umbau des „Kalle Neukölln“ in der Karl-Marx-Straße zeigt. Nicht nur die Kaufhaus-Ebene, sondern auch die dazugehörige Hochgarage werden "umcodiert“. Neben 26.000 Quadratmetern Bürofläche entstehen Einzelhandelsflächen, ein Dachgarten und ein Foodmarket. Für die Immobilienbranche ergibt sich durch diese Entwicklungen neues Wertschöpfungspotential und Marktakteure, die den Trend im Blick haben, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.