Unter dem Schirm des Wirtschaftsministeriums werden die Bestandsimmobilien im Regensburger Stadtteil Margaretenau mit einer eigens dafür erforschten Dämmung versehen.
Es ist das Immobilienthema der Zukunft. Bestandssanierung. In Großstädten und Ballungsräumen ergeben die Analysen hohe Nachfrage und wenig Angebot im Bereich Wohnungen. Wie sich mehr bezahlbare Wohnungen schaffen lassen, haben das Umweltbundesamt (UBA) und die Kommission Nachhaltiges Bauen am UBA (KNBau) im Februar in einem Positionspapier untersucht.
In aller Kürze: Die wichtigste Stellschraube für mehr Umweltschutz beim Wohnungsbau und der -versorgung ist Bestandssanierung. UBA-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner sagt dazu: „Neuer Wohnraum im Bestand spart Rohstoffe und schützt die freie Landschaft vor weiterer Zersiedlung. Außerdem müssen wir viel mehr Baustoffe recyceln und im Kreislauf führen.“ Zudem brauche die sozial-ökologische Transformation der Städte einen Paradigmenwechsel.
Margaretenau: 360 Wohnungen energieoptimiert saniert
Ein Beispiel für eine solche Sanierung findet derzeit in Regensburg statt. Im Stadtviertel Margaretenau werden 360 Wohnungen energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Das Bauvorhaben ist Bestandteil eines Forschungsprogrammes des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, um Musterlösungen für energieoptimiertes Wohnen in historischen Stadtquartieren zu schaffen.
Siegmund Knauer, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Margaretenau und damit Eigentümer des Projektes, erklärt: „Wir sanieren das ganze Quartier und haben den Anspruch, die Gebäude für die Klimaschutzziele und die nächsten Generationen fit zu machen. Dabei haben wir besonderes Augenmerk auf eine sozialverträgliche Sanierung gelegt.“
Ziel des Forschungsprogramms für energieoptimiertes Wohnen sind Musterlösungen
Dabei greift das Unternehmen auch auf aktuelle Forschung zurück: Um den historischen Charme des „Hufeisen“ genannten Mehrfamilienhauses zu erhalten, wurde an der Fassade mit einer Ecosphere-Spritzdämmung der Maxit-Gruppe gearbeitet, die extra für dieses Projekt entwickelt wurde. Hintergrund ist das Forschungsprogramm MAGGIE des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Das Ziel sind Musterlösungen für energieoptimiertes Wohnen in historischen Stadtquartieren. Vor Beginn der Bauarbeiten in Regensburg entwickelte ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlern der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, Baustoff-Spezialisten von Maxit, Fachplanern sowie Vertretern der Baugenossenschaft ein Sanierungskonzept.
Dämmung in Kombination mit solaraktiven Farben
Hierfür wurden zunächst alle Faktoren des Gebäudeenergie-Managements auf mögliche Verbesserungen geprüft – von der Energieerzeugung über ihre Verteilung bis hin zu Einsparungsmöglichkeiten. Ziel bei den Häusern der Margaretenau war die Erforschung eines neuartigen Verfahrens zur Gebäudedämmung in Kombination mit solaraktiven Farben. Und damit einer Spritzdämmung auf Mörtelbasis – für die energetische Ertüchtigung der Außenwände –, während eine Kombination aus Blockheizkraftwerk und Wärmepumpen-Technik zur Beheizung sowie der Strom- und Trinkwasserversorgung eingesetzt wird.
Eine herkömmliche Plattenlösung als Wärmedämmverbundsystem eignete sich nicht für die 1.500 Quadratmeter große Fassade des „Hufeisens“. Das neu entwickelte Produkt ist ein rein mineralischer und ressourcenschonender Baustoff, dessen Dämmleistung auf mikroskopisch kleinen, teilvakuumierten Hohlglaskugeln basiert. „Bei der Gestaltung war uns wichtig, die historische Bausubstanz zu bewahren und gleichzeitig Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels umzusetzen“, so Christian Kirchberger, verantwortlicher Architekt des Büros Luxgreen Climadesign (Regensburg). Die Mikrohohlglaskugeln (MHGK) im Inneren der innovativen Dämmung fungieren als Leichtzuschlagstoff und garantieren so Bestwerte in den Bereichen Wärmedämmung, Gewichtsreduktion und Langzeit-Stabilität.
Margaretenau ist deutsche Architekturgeschichte
Die Margaretenau ist ein Stück deutscher Architekturgeschichte. So wurden die Siedlungen zwischen den 1920er und 1940er Jahren errichtet, ursprünglich als Wohnort für Kriegsheimkehrer. Den Gedanken, eine sozial verantwortliche und verträgliche Wohnungsversorgung zu gewährleisten, verfolgt die 1918 gegründete Baugenossenschaft Margaretenau auch heute noch. Die Wohnungsmieten liegen bei dem Unternehmen deutlich unter dem ortsüblichen Tarif. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Nun soll es für das Areal eine umfassende energetische Sanierung geben – ohne die Miete zu erhöhen.