Der Halbleiterkonzern Infineon hat die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte angekündigt. Fünf Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Fertigungskapazitäten in der Landeshauptstadt fließen – dafür müssen allerdings Land, Bund und EU mitspielen.
Artikel vom 17.11.2022: Die Geschäfte bei Infineon brummen: Nach einem deutlichen Anstieg bei Gewinn und Umsatz hat der deutsche Chipgigant nicht nur seine Ziele nach oben korrigiert, sondern auch ein neues Halbleiterwerk in Dresden angekündigt. Fünf Milliarden Euro soll das Projekt kosten, was der bislang größten Einzelinvestition des Unternehmens entspräche.
Fabrikneubau als Wachstumsbeschleuniger
„Dekarbonisierung und Digitalisierung sorgen für strukturell steigenden Halbleiterbedarf“, sagte Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon. Mit der geplanten Investition in ein neues Werk setze man die eigene Strategie weiter konsequent um und verbreitere die Basis für einen „beschleunigten profitablen“ Wachstumskurs.
Unter dem Strich setzte der DAX-Konzern im vergangenen Geschäftsjahr 14,2 Milliarden Euro um (plus 29 Prozent). Der Gewinn stieg um 86 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Beides sind Rekordwerte. Künftig soll das jährliche Wachstum bei zehn Prozent liegen, so die neue mittelfristige Prognose (bislang neun Prozent).
Raum für 1.000 neue Arbeitsplätze
Nach aktueller Planung wird das neue Dresdner Werk ab dem nächsten Jahr direkt neben dem bestehenden errichtet. Voraussetzung ist jedoch eine „angemessene öffentliche Förderung“, wie Infineon mitgeteilt hat. Bis Herbst 2026 könnte der Neubau mit rund 1.000 Arbeitsplätzen produktionsbereit sein, bei voller Auslastung soll er für einen jährlichen Umsatz von bis zu fünf Milliarden Euro sorgen.
Landes- und Kommunalpolitik erfreut über Standortstärkung
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte zu den Investitionsplänen: „Infineon stärkt den Wirtschaftsstandort Dresden. Diese fünf Milliarden sind ein Zukunftsversprechen und bedeuten für viele Menschen sehr gute Arbeitsplätze.“ Mikroelektronik sei die Schlüsseltechnologie. Sachsen habe über Jahrzehnte diese Zukunftsindustrie durch Investitionen in die Wissenschaft gefördert.
Auch der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig begrüßte „dieses klare Bekenntnis von Infineon zum Standort Dresden“, der dadurch nachhaltig gestärkt werde. „Die Staatsregierung wird sich nun gemeinsam mit der Bundesregierung dafür einsetzen, dass die für die Investition benötigte Förderung über den europäischen Chips-Act auch erfolgen kann."
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert reagiert mit Zuversicht und Stolz: „Unverkennbar ist der Mikroelektronikstandort Dresden weiter im Auftrieb.“ Das „außergewöhnlich gute“ Zusammenspiel von Unternehmen, Instituten und Startups sowie Verwaltung und Politik mache die Elbmetropole zu „einem der führenden Hochtechnologiestandorte Europas“.
Für Dresden ist es schon die zweite Großinvestition in diesem Jahr. Im Sommer hatte Bosch bekanntgegeben, rund 250 Millionen Euro in seine erst im Vorjahr eröffnete Anlage in der Landeshauptstadt zu investieren.
Startschuss für neues Werk in Dresden
Update vom 16. Februar 2023: Die Infineon Technologies AG startet mit dem Bau eines neuen Werks für Analog/ Mixed-Signal-Technologien und Leistungshalbleiter. Vorstand und Aufsichtsgremien haben nach umfangreicher Prüfung grünes Licht für den Standort Dresden gegeben. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat die Genehmigung für einen vorzeitigen Projektbeginn erteilt. Damit können die Arbeiten bereits während der beihilferechtlichen Prüfung durch die Europäische Kommission beginnen.
Vorbehaltlich der Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission und des nationalen Zuwendungsverfahrens soll das Projekt im Einklang mit den Zielen des Europäischen Chips Act gefördert werden. Infineon strebt eine öffentliche Förderung von rund einer Milliarde Euro an. Das Unternehmen plant Gesamtinvestitionen von rund fünf Milliarden Euro in das Werk, das im Jahr 2026 die Fertigung aufnehmen soll. Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten ist im Herbst 2023 vorgesehen.
Das Werk wird mit modernster Umwelttechnologie ausgestattet sein und zu den umweltfreundlichsten Fertigungen seiner Art zählen. Die neue Fertigung wird eng mit dem Standort in Villach als „One Virtual Fab“ verbunden sein. Dieser Fertigungsverbund für Leistungselektronik auf Basis der hocheffizienten 300-Millimeter Technologie steigert die Effizienz und eröffnet Infineon zusätzliche Flexibilität, Kunden schneller zu beliefern.
Neue Smart Power Fab von Infineon dockt an Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung an
„Wir machen gemeinsam Tempo beim Ausbau unserer Fertigung, um von den Wachstumschancen zu profitieren, die uns die Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung eröffnen“, sagt Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon. „Wir sehen einen strukturell wachsenden Halbleiterbedarf, etwa für Erneuerbare Energien, Rechenzentren und Elektromobilität. Mit dem Bau der 300mm Smart Power Fab in Dresden schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen, um die steigende Nachfrage nach Halbleiterlösungen bedienen zu können.“
Mit der Investition leistet Infineon einen wesentlichen Beitrag zum von der Europäischen Kommission gesetzten Ziel, in der EU bis 2030 einen Anteil an der globalen Halbleiterproduktion von 20 Prozent zu erreichen. Dementsprechend wird Infineon in der Fabrik Halbleiter, die die Dekarbonisierung und Digitalisierung fördern, herstellen. Zudem werden Analog/ Mixed-Signal-Komponenten produziert, die in Systemen zur Stromversorgung zum Einsatz kommen, etwa in energieeffizienten Ladegeräten, in kleinen Motorsteuerungen für das Auto, in Rechenzentren und in Anwendungen im Internet der Dinge. Das Zusammenspiel von Leistungshalbleitern und Analog/ Mixed-Signal-Bausteinen macht besonders energieeffiziente und intelligente Systemlösungen möglich.
Spatenstich für Infineon-Werk
Update vom 02. Mai 2023: Die Infineon Technologies AG hat gemeinsam mit Spitzenpolitikern aus Brüssel, Berlin und Sachsen den Spatenstich für das neue Werk in Dresden gesetzt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzler Olaf Scholz, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert starteten gemeinsam mit dem Infineon-Vorstandsvorsitzenden Jochen Hanebeck symbolisch die Bauarbeiten. Das neue Werk ist mit einem Investitionsvolumen von fünf Milliarden Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Infineon.
„Mit dem Spatenstich leistet Infineon einen wichtigen Beitrag zum grünen und digitalen Umbau unserer Gesellschaft“, sagte Jochen Hanebeck. „Der globale Halbleiterbedarf wird angesichts der hohen Nachfrage nach erneuerbaren Energien, Rechenzentren und Elektromobilität stark und anhaltend wachsen. Mit dem neuen Werk werden wir die Nachfrage unserer Kunden in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bedienen. Gemeinsam treiben wir die Dekarbonisierung und die Digitalisierung voran.“
Ursula von der Leyen: „Wir brauchen mehr solcher Projekte bei uns in Europa, weil der Bedarf an Mikrochips weiter rasant steigt. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten nehmen im Rahmen des European Chips Acts in den nächsten Jahren 43 Milliarden Euro in die Hand, um Europa im Digitalbereich stärker und widerstandsfähiger zu machen.“ „Chips sind die Grundlage aller wesentlichen Transformationstechnologien – vom Windpark bis zur Ladesäule. Wir begrüßen es, dass Infineon weiter in Deutschland investiert und unser Land als einen der weltweit bedeutendsten Halbleiterstandorte weiter stärkt“, betonte Olaf Scholz anlässlich des Besuchs.
Derzeit finden vorbereitende Maßnahmen auf dem Gelände des neuen Werks statt; der Beginn des Rohbaus ist für Herbst 2023 geplant. Bereits im Februar hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Genehmigung für einen vorzeitigen Projektbeginn erteilt. Damit können die Arbeiten bereits während der beihilferechtlichen Prüfung durch die Europäische Kommission beginnen. Vorbehaltlich der Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission und des nationalen Zuwendungsverfahrens soll das Projekt im Einklang mit den Zielen des Europäischen Chips Act gefördert werden. Infineon strebt eine öffentliche Förderung von rund einer Milliarde Euro an.