Neues Leben auf alten Industrie-Arealen in Berlin-Köpenick

Neues Leben auf alten Industrie-Arealen in Berlin-Köpenick

Neues Leben auf alten Industrie-Arealen in Berlin-Köpenick
Das Projekt "Ehemaliger Güterbahnhof" und seine Ausmaße. Gelb sind erste Wohnplanungen hinterlegt. Quelle: BA Köpenick

In den vergangenen Jahren wurde in Berlin Köpenick viel gebaut. Zu den spannenden aktuellen Vorhaben gehören unter anderem diese vier geplanten Reaktivierungen brachliegender Gewerbeflächen.

Agentur

Treptow-Köpenick wächst. Im vergangenen Jahr war der Bezirk im Südosten der Hauptstadt mit einem Plus von 2.813 Einwohnern der Spitzenreiter in der Kommunalstatistik. Er punktet mit viel Wald und Wasser. Die Nähe zum Flughafen BER, der Innovationskorridor im Südosten mit der Hochschule für Wirtschaft und Technik im Ortsteil Schöneweide sowie dem Technologiepark in Adlershof, aber auch die Tesla-Fabrik in Grünheide lassen weiteren Zuzug erwarten. Gebaut wird derzeit an vielen Punkten gleichzeitig und weitere große Projekte sind in Planung, darunter gleich mehrere zur Wiederbelebung historischer Industriedenkmäler und ehemaliger Gewerbeareale.

Revitalisierung in Berlin Köpenick: "Ehemaliger Güterbahnhof"

Das größte wird unter der Überschrift „Ehemaliger Güterbahnhof“ geplant. Auf dem rund zwei Kilometer langen Areal zwischen den S-Bahnhöfen Köpenick und Hirschgarten plant der Berliner Senat eines der 16 neuen Stadtquartiere der Hauptstadt. Die Geschichte dieser reaktivierten Flächenreserve geht auf die Industrialisierung zurück, als eine Güterabladestelle in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Köpenick entlang der Ferngleise der Berlin-Frankfurter-Eisenbahn geschaffen wurde.

Mit der Ansiedlung von Unternehmen erfolgte der Ausbau zu einem Güterbahnhof, der bis Anfang der 1990er in Betrieb war. Nach der Wende lag das Areal brach. Im Mai 2020 beschloss der Berliner Senat dafür eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Ziel ist der Bau von rund 1.800 Wohnungen für rund 4.000 Menschen, drei Schulen, Kitas mit rund 170 Plätzen und die Schaffung von 1.300 neuen Arbeitsplätzen. Aber nicht nur das. Köpenick wird durch die Bahntrasse geteilt. Diese Teilung soll aufgehoben und der Bezirk damit aufgewertet werden.

Derzeit läuft das Rahmenplanverfahren. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bauen und Wohnen hat einen groben Entwurf für ein autoarmes und klimaneutrales Quartier veröffentlicht. Rund 300 Hinweise von Bürgern sind zu dem Großprojekt eingegangen. Die geplante Fläche von 60 wurde in der Folge auf 50 Hektar reduziert. An das Areal grenzt das beliebte Märchenviertel, das vor allem durch Einfamilienhäuser geprägt ist. Damit es zu keinem Bruch kommt, sind Neubauten mit maximal fünf Etagen vorgesehen

Ein Gebietsbeirat soll nun die Mitsprache der Bürger bei der Entwicklung des Areals sichern. Zeitgleich mit den Planungen für das Quartier läuft auch der Bau des Regionalbahnhofes Köpenick. Durch Aufheben einer Rechtsverordnung für Bahnflächen im Entwicklungsgebiet im Juni 2022 wurde das Areal für das Quartier zwar um 14 Hektar verkleinert, weil die Fläche für den S-Bahn- und den Fernbahnbetrieb benötigt werden. Trotzdem seien die Ziele des Vorhabens gesichert, ließ die Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen mitteilen.

Ehemaliges BMHW-Gelände Fließstraße

Zu den großen Bauvorhaben im Bezirk zählt auch das „Ehemalige BMHW-Gelände Fließstraße“. Es liegt im Transformationsraum Schöneweide-Adlershof-BER. Bis 1990 arbeiteten hier im Berliner Metallhüttenwerk zwischen der Hasselwerderstraße, der Fließstraße, der Spreestraße und Spree rund 2.300 Menschen. Auf dem sechs Hektar großen Gelände werden Wohnungen und eine Kita gebaut, ebenso ein Park und ein Kinderspielplatz. Der Ufergrünzug ist frei zugänglich geplant. Im Randbereich entlang der Fließstraße hat die BUWOG bereits im Rahmen ihres Projektes WOHNWERK mehrere Wohngebäude errichtet.

Die erste Bauphase mit 275 Mietwohnungen ist abgeschlossen. Auch 350 Eigentumswohnungen sollen auf dem Areal entstehen, der Vertriebsstart ist für Herbst 2022 geplant und die Fertigstellung bis 2027 vorgesehen. Die Gesamtinvestition liegt voraussichtlich bei 330 Millionen Euro. „Das Quartier WOHNWERK schafft bald eine Verbindung zum bestehenden Wohngebiet in der Brückenstraße und lässt Niederschöneweide sich bis zur Spree hin ausdehnen“, heißt es zum Projekt. Das Unternehmen hat auf dem Areal auch die Sozialstation Strohhalm realisiert, die Hilfe für wohnungslose Menschen bietet.

Mehr Infos zu dem Projekt WOHNWERK

Bärenquell-Brauerei

Ein langwieriges Projekt ist die „Bärenquell-Brauerei“ an der von großen Fachmärkten gesäumten Schnellerstraße im Köpenicker Ortsteil Schöneweide. Die Brauerei mit ihren Backsteingebäuden wurde 1882 gegründet. 1994 wurde auch hier der Betrieb eingestellt. Der größte Teil der Gebäude auf dem rund vier Hektar großen Gelände steht unter Denkmalschutz. Das Gelände an der Südseite der Spree lag jahrelang brach und verfiel. Mehrmals wechselten die Eigentümer, brachten aber das Areal nicht voran.

Diesen lost place nutzten Straßenkünstler und Veranstalter: als Raum für Ausstellungen und Techno-Partys. Jetzt sollen die historischen Gebäude saniert und erweitert werden und zu einem Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft werden. Der Investor Ofer Hava von der Berliner Firma HCM Home Center Management will ein quirliges Quartier entwickeln mit Büros, kleineren Betrieben, Cafés, Restaurants, Clubs und einem kleinen Brauereimuseum.

Auch das Spreeufer soll öffentlich zugänglich werden. Der Masterplan stammt von TCHOBAN VOSS ARCHITEKTEN. Zusammen mit Kollegen von Jo Klein Architekten sollen die Gebäude entwickelt und durch Neubau für Büros und Geschäfte erweitert werden. Das Ankerprojekt: das Maschinen- und Sudhaus, das eine Universität nutzen will. Das B-Planverfahren für das Areal ist im Gang. Nach Auskunft des Bezirksamtes stehen bereits fünf Baugenehmigungen für Umbau und Umnutzung von Bestandsgebäuden zu Buche: „Der Baubeginn wurde letztes und dieses Jahr durch die Eigentümerschaft angezeigt.“ 

Weitere Informationen zum Projekt bärenquell

Ehemaliges Kabelwerk Köpenick an der Friedrichshagener Straße 11-12

Der B-Plan für eine weiteres Großprojekt steht auf der To-Do-Liste des Bezirksamtes: die „Friedrichshagener Straße 11-12“. Das Areal des ehemaligen Kabelwerkes Köpenick an der Friedrichshagener Straße ist vollkommen ruinös. Es war 1858 von Julius Vogel gegründet worden und zeugt von den Anfängen der Industrialisierung Berlins. Doch seit 1994 wird hier nicht mehr produziert. Die Fenster sind längst zersplittert, in den Dachrinnen wachsen Sträucher. Auch hier wechselten die Eigentümer mehrfach, bis das Areal 2017 von der Deutschen Wohnen SE erworben wurde.

Das ehemalige Kabelwerk befindet sich in einem ruinösem Zustand. Foto: Mara Kaemmel
Das ehemalige Kabelwerk befindet sich in einem ruinösem Zustand. Foto: Mara Kaemmel

Nach Auskunft des Bezirksamtes ist auf dem rund 66.000 Quadratmeter großen ehemaligen Fabrikgelände unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes ein Quartier mit 900 Wohnungen geplant, samt Kita, Grünflächen und Spielplätzen. Der Masterplan für das Areal stammt aus dem Architekturbüro gerkan, marg und partner (gmp), das auch den Flughafen BER und den Berliner Hauptbahnhof entworfen hat.

Die denkmalgeschützten und prägenden Backsteinbauten sollen erhalten bleiben, genauso das Pförtnerhäuschen und die beiden Geschossbauten aus Backstein. An die historischen Fabrikgebäude schließen sich jeweils in einem L die Neubauten an. Geplant sind ein Boulevard, eine Plaza und ein frei zugänglicher Weg am Ufer der Müggelspree. Doch wann das Bauvorhaben starten kann, steht noch nicht fest. Das Bezirksamt teilte dazu mit: „Für den Bebauungsplan wurden die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und die frühzeitige Beteiligung der Behörden durchgeführt. Die Stellungnahmen aus der frühzeitigen Behördenbeteiligung werden gegenwärtig ausgewertet.“

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