Das einstige Robotron-Atrium II in der Dresdner Lingnerallee 3 soll doch nicht abgerissen, sondern komplett umgebaut werden. Die Gateway Real Estate AG wollte die derzeitige Cityherberge in ein Bürohaus mit Hotel, Cafés und Läden verwandeln. Doch diese Pläne scheinen sich nun um mindestens zehn Jahre verschoben zu haben.
Artikel vom 02. Dezember 2022: Anders als ursprünglich geplant, bleibt das ehemalige Robotron-Bürogebäude an der Lingnerallee 3 in Dresden nun doch erhalten. Eigentlich sollte das sogenannte Atrium II wie zuvor schon das Rechenzentrum und das Atrium I - beide 2016 abgerissen - dem neuen „Stadtquartier Am Blüherpark“ Platz machen. In dem neuen Quartier sollen Wohnungen in Holzhybridbauweise entstehen. Im ersten Bauabschnitt haben die Arbeiten bereits begonnen.
Doch die Gateway Real Estate AG, Eigentümerin des Areals zwischen St. Petersburger Straße, Deutschem Hygiene Museum und Lingnerallee, hat sich anders entschieden. Der Berliner Entwickler von Wohnimmobilien und Stadtquartieren in Holzbauweise gab Ende September 2022 bekannt, dass laut einem Gutachten das Betonskelett und die Statik des Atriums II noch sehr gut seien, weshalb man es erhalten wolle. Gegen einen Abriss spreche außerdem, dass die im Gebäude steckende graue Energie nicht vergeudet wird, dass die Nachfrage nach Büros im Zentrum sehr hoch ist und dass eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten dem künftigen Stadtquartier guttut.
Atrium II auf dem Robotron-Gelände wird komplett umgebaut
Gateway will das einstige Robotron-Gebäude komplett umbauen und optisch an die Holzbauweise des entstehenden „Stadtquartiers Am Blüherpark” anpassen, das ebenfalls ein Gateway-Projekt ist. Aktuell befindet sich im Atrium II die „Cityherberge“. Sie soll einem Hotel und Büroräumen weichen. Das Erdgeschoss will der Immobilienentwickler durch Geschäfte und Cafés beleben.
Die auffälligste geplante Veränderung am Atrium II wird eine neue Fassade sein. Ihre Gestaltung soll unter Bezug auf die Robotron-Historie des Standorts das Thema Technologie aufgreifen. Für die Umsetzung ist ein Materialmix aus Beton und Holz vorgesehen. Hinzu kommen sollen konturenreiche Glasaufbauten auf dem Flachdach, die dem Gebäude eine neue, markante Silhouette verleihen.
Allerdings stießen die Umbauideen bei der Präsentation vor der Dresdner Stadtgestaltungskommission Ende September 2022 teilweise auf Kritik. Die Dachaufbauten scheinen nicht zu Ende entwickelt, hieß es, sie erinnerten an Kisten oder Gewächshäuser. Hier muss der Investor noch nacharbeiten.
Baustart und Fertigstellung des Umbaus unklar
Gateway plant den Umbau des Atriums II gemeinsam mit der NOKERA Planning GmbH, einem Leipziger Architekturbüro, das zur Schweizer NOKERA AG gehört. Letztere entwickelt und fertigt Bausysteme in nachhaltiger Holzbauweise.
Auf Nachfrage von IMMOBILIEN AKTUELL, wann die „Cityherberge“ aus dem Atrium II auszieht, ob es bereits neue Ideen zu den gläsernen Dachaufbauten gibt und wann die Umbauarbeiten voraussichtlich beginnen und fertiggestellt werden, teilte Gateway mit, „dass wir uns derzeit nicht zum Robotron-Gebäude äußern können.“ Es seien „noch ein paar Dinge“ in Klärung.
Cityherberge wird zum Wohnheim für Geflüchtete
Update vom 06. September 2023: Seit Mitte September 2023 bringt die Dresdner Stadtverwaltung nun geflüchtete und asylsuchende Menschen in der ehemaligen Cityherberge in der Lingnerallee 3 unter. Zunächst ziehen etwa 70 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Libanon, Venezuela und Russland ein. Schrittweise wird die Belegung auf 140 Personen erweitert. Betreiber für das Wohnheim ist die European Homecare GmbH. Die Stadt Dresden hat den aus DDR-Zeiten stammenden Gebäudekomplex für zehn Jahre angemietet. Die restlichen Flächen werden als Büros für Verwaltungsmitarbeiter genutzt.
Die Mietkosten betragen 36.000 Euro monatlich (Nettokaltmiete). Die Cityherberge bietet in 241 Zimmern Platz für bis zu 280 Personen. Neben Wohnräumen gibt es Aufenthaltsbereiche, Sanitärräume, einen Waschmaschinenraum sowie Betreiber- und Technikräume. Insgesamt stehen in dem Objekt rund 3.800 Quadratmeter für die Unterbringung geflüchteter Menschen zur Verfügung. Die Herrichtung des Gebäudes erfolgt in zwei Ausbaustufen. Der erste Ausbaubereich vom Erdgeschoss bis einschließlich zweites Obergeschoss ist bezugsfertig. Die zweite Ausbaustufe betrifft das dritte und vierte Obergeschoss. Dort müssen die Brandmeldeanlage und technische Anlagen erneuert sowie Gemeinschaftsräume hergerichtet werden.