Rückblick auf die MIPIM 2024: Stimmen, Trends und die MIPIM Awards

Rückblick auf die MIPIM 2024: Stimmen, Trends und die MIPIM Awards

Rückblick auf die MIPIM 2024: Stimmen, Trends und die MIPIM Awards
Die MIPIM 2024 fand wie gewohnt in Cannes statt. Copyright: S. d'HALLOY / IMAGE&CO

Die MIPIM hat in diesem Jahr vom 12. bis 15. März 2024 wie gewohnt im französischen Cannes stattgefunden. Trotz rückläufiger Teilnehmerzahlen wurde sie von der Immobilienwirtschaft mit besonders großer Aufmerksamkeit verfolgt, erwartete man doch von der wichtigsten europäischen Standort- und Immobilienmesse Aufschlüsse über die weitere Entwicklung der aktuell durchaus herausfordernden europäischen Immobilienmärkte. Wir haben Trends von der Messe, Infos zum MIPIM Award 2024 und Stimmen von Teilnehmern gesammelt.

Agentur

„Bei einigen Marktteilnehmern ist nach wie vor Zurückhaltung zu spüren, bei vielen anderen ist auch schon wieder Optimismus und Zuversicht zu verzeichnen“, zieht Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe, Bilanz. „Einerseits bleiben die Finanzierungsmodalitäten auch zwei Jahre nach Beginn der Konjunkturkrise herausfordernd, andererseits werden erste Leitzinssenkungen im Jahresverlauf erwartet und in einigen Ländern zeichnet sich bereits eine Konjunkturerholung ab. Darauf begründen sich die durchaus berechtigten Hoffnungen, dass die Talsohle bald durchschritten ist und die Märkte wieder anziehen.“

Wichtige MIPIM-Trends auf einen Blick

Investment: Auf der Suche nach dem perfekten Moment

Vorsicht und Zurückhaltung beherrschen aktuell das Investmentgeschehen auf den europäischen Immobilienmärkten und das schlägt sich in einem stark gesunkenen Transaktionsvolumen nieder: „Dabei gibt es auch einige positive Entwicklungen“, konstatiert Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting. „Die langfristigen Zinsen sind bereits substanziell gefallen und liegen deutlich unter den Anfangsrenditen, die mit guten Immobilien zu erzielen sind. Das ist eigentlich ein Kaufsignal, aber solange keine Evidenz da ist, dass die Abwärtsbewegung der Preisspirale zu einem Ende kommt, warten die meisten Marktteilnehmer ab und auch die Banken sind mit neuen Finanzierungen noch zurückhaltend.“

Allerdings gebe es auch immer mehr Anzeichen, dass sich die Situation bald ändern könne. „Speziell die institutionellen Investoren wollen ihre Portfolios zum Teil weiter ausbauen und haben Sorge, dass sie den richtigen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg verpassen. Die erste Leitzinssenkung könnte eine starke Signalwirkung haben. So könnten beispielsweise Investments in Bestandsimmobilien aus dem Wohnbereich vergleichsweise attraktiv sein, da das Renditeniveau aktuell doch merkbar über der Marke aus der Zeit vor dem 24. Februar 2022 liegt.“

Networking auf der MIPIM 2024. Copyright: © S. CHAMPEAUX / IMAGE&CO
Networking auf der MIPIM 2024. Copyright: S. CHAMPEAUX / IMAGE&CO

Büroimmobilien: Eklatanter Mangel an Top-Flächen, Leerstände bei Durchschnittsobjekten

In zahlreichen europäischen Metropolen gibt es 2024 eine ambivalente und auf den ersten Blick überraschende Marktsituation: In schlecht erschlossenen und weniger gut etablierten Lagen sind erhebliche Leerstände zu verzeichnen. In den Toplagen hingegen übersteigt die Nachfrage nach modernen Erstbezugsflächen das Angebot bei weitem. Dabei sind Unternehmen, die Flächen in Bestlagen suchen, auch bei erheblichen Preisreduktionen meistens nicht bereit, stattdessen doch eine etwas weniger prestigeträchtige Adresse zu akzeptieren.

„Der Vormarsch von Homeoffice und der Fachkräftemangel haben den Büromarkt in den mittel- und westeuropäischen Volkswirtschaften tiefgreifend verändert“, erklärt Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL-Gewerbeimmobilien. „Es gibt derzeit praktisch nur ein relevantes Motiv für Umzüge: Optimierung der Qualität und Nachhaltigkeit. Ein hochwertiges, attraktives Büro ist heute ein wichtiger Beitrag zu erfolgreichem Recruiting und spielt eine Schlüsselrolle, um Mitarbeiter zu motivieren, ihre Homeofficezeiten auf ein für das Unternehmen optimales Maß zu reduzieren. Ein Unternehmenssitz an einem wenig attraktiven Strandort und/oder in einem veralteten Objekt kann sich das nicht leisten und kommt für immer mehr Unternehmen daher auch bei sehr niedrigen Mietpreisen nicht in Frage.“

Wernhart ist überzeugt, dass dieser Trend anhalten und den Büromarkt langfristig prägen wird: „Wenn die Konjunktur wieder besser wird, werden sich die Eigentümer von eher durchschnittlichen Objekten entscheiden müssen, diese entweder umfassend zu modernisieren und auch im Hinblick auf ESG auf Topstandard zu bringen oder, wo dies nicht umsetzbar ist, Alternativnutzungen anzustreben. Wer hofft, darauf verzichten zu können und stattdessen versucht, mit besonders günstigen Mietpreisen zu punkten, wird mit großer Sicherheit scheitern.“

Eine der Podiumsdiskussionen auf der MIPIM 2024. Copyright: M. FOGLI / IMAGE&CO
Eine der Podiumsdiskussionen auf der MIPIM 2024. Copyright: M. FOGLI / IMAGE&CO

Wohnimmobilien: Neue Strategien für die veränderten Rahmenbedingungen

Im Segment Wohnen sind die Gemeinsamkeiten der nationalen Märkte geringer als in anderen Teilmärkten. Eine gemeinsame Herausforderung ist aber die demografische Veränderung, die auch neue Strategien für Entwickler und Investoren erfordert. „Neue, stärker differenzierte Wohnungsmixe auf Objektebene, effizientere Grundrisse, Lösungen für moderne Wohnformen und Sanierungskonzepte von Bestandsliegenschaften beschäftigen Eigentümer und Entwickler in ganz Europa“, weiß Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen. „Die geänderten und teilweise herausfordernden Rahmenbedingungen erweisen sich damit für das Geschäftsmodell Wohnraumentwicklung als Motor für Innovation.“

Speziell in Österreich und Deutschland muss dringend neuer, qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen werden. Bestandsliegenschaften müssen derweil erweitert beziehungsweise saniert werden. „In deutschen Metropolregionen herrscht schon seit Längerem ein akuter Wohnungsmangel und in Österreich spitzt sich die Situation ähnlich zu“, so Schunker. „Für die Lösung dieses Problems sind umfassende staatliche Anreize für Neuinvestitionen unverzichtbar.“

MIPIM-Awards: Deutschland geht leer aus

Zumindest ein deutschsprachiges Objekt hat gewonnen: Atmosphere by Krallerhof. Copyright: HGEsch Photography
Zumindest ein deutschsprachiges Objekt hat gewonnen: Atmosphere by Krallerhof. Copyright: HGEsch Photography

Bei der Vergabe der Mipim-Awards 2024 sind die deutschen Projekte leer ausgegangen. Das Berliner Büroprojekt Aera, das Levi's Distributionszentrum in Dorsten und das Münchner OTEC Werksviertel-Mitte Werk4 hatten es unter die 40 Finalisten geschafft, mussten sich aber geschlagen geben. In diesem Jahr standen Nachhaltigkeitskriterien, die Wirtschaftlichkeit sowie die Originalität des Konzepts und die architektonischen Qualitäten der nominierten Projekte im Fokus.

Die Preisträger:

Kategorie Preisträger
Bestes Konversionsprojekt Royale Belge in Brüssel, Belgien
Bestes Kultur-, Sport- und Bildungsprojekt Esbjerg Maritime Center in Esbjerg, Dänemark
Bestes Gastgewerbe-, Tourismus- und Freizeitprojekt ATMOSPHERE by Krallerhof in Leogang, Österreich
Bestes Industrie- und Logistikprojekt ESR Higashi Ogishima Distribution Centre in Kawasaki, Japan
Bestes gemischt genutztes Projekt Royale Belge in Brüssel, Belgien
Bestes Büro- und Geschäftsprojekt St. John’s Terminal in New York, USA
Bestes Wohnprojekt Living Places Copenhagen in Kopenhagen, Dänemark
Bestes Stadtentwicklungsprojekt BASSIN 7 in Aarhus, Dänemark
Beste Neuentwicklung Casa BFF in Mailand, Italien
Beste neue Megaentwicklung The Ellinikon Commercial Hub im Metropolitan Pole of Hellinikon, Athen, Griechenland
Sonderpreis der Jury ESR Higashi Ogishima Distribution Centre in Kawasaki, Japan
Gewann den MIPIM Award als beste neue Megaentwicklung: The Ellinikon Commercial Hub. Copyright: AEDAS
Gewann den MIPIM Award als beste neue Megaentwicklung: The Ellinikon Commercial Hub. Copyright: AEDAS

Stimmen von der MIPIM 2024

Die Kommunikationsberatung Feldhoff & Cie. hat vor Ort ein Stimmungsbild zum wichtigsten internationalen Branchentreff an der Côte D‘Azur eingeholt.

Ramin Rabeian, Managing Partner der Montano Real Estate GmbH: Die Branche ist endlich in der Realität angekommen, Probleme werden angegangen und nicht mehr ausgesessen. Insgesamt ist der Austausch deutlich konstruktiver und tiefgründiger als noch vor einem Jahr. Das stimmt mich positiv.

Thomas Kallenbrunnen, Geschäftsführer, GARBE Institutional Management: Wir befinden uns in spannenden und zugleich chancenreichen Zeiten - das zeigt auch die MIPIM 2024, die sich in diesem Jahr als Arbeitsmesse entpuppte. Und das ist gut so. Ganz klar: Opportunitäten sind da, wenn auch noch vereinzelt. Von zehn Projekten fliegen vielleicht zwei, aber die komplette Lähmung des Marktes scheint vorbei. Für das Investmentmanagement zeigt sich, dass es jetzt den nötigen Pioniergeist braucht, um Assetklassen weiterzuentwickeln. Wer hier klug agiert, kann sich die Markt- und Innovationsführerschaft sichern und wird so zum verlässlichen Partner für Investoren.

Marius Schöner, Head of EMEA Residential Operator Division, CBRE Investment Management: Die MIPIM 2024 ist weniger besucht als vor einem Jahr, doch der Tiefpunkt ist gefühlt erreicht. Kapital für Core Investment fehlt noch immer, aber in der Assetklasse Wohnen zeichnet sich zunehmend ab, wo die neuen Marktpreise liegen werden. Aus unserer Sicht ist 2024 ein gutes Jahr, um Investments in Wohnimmobilien zu tätigen.

Dr. Sven Olaf Eggers, Vorstand der AIF Kapitalverwaltungs-AG: Die MIPIM 2024 hat für uns zarten Optimismus und Zuversicht für die Zukunft vermittelt, da sich die Immobilienwirtschaft erkennbar aus ihrer Schockstarre gelöst hat. Insbesondere ausländische Investoren sondieren schon wieder den deutschen Markt und suchen mit klaren Vorstellungen nach passenden Partnern sowie dem passenden Produkt. Bemerkenswert ist: Cherry Picking ist angesagt. Nicht nur Core-Produkte sind gefragt, sondern selektives Investieren in Assets mit Potenzial und attraktivem Rendite/Risiko-Profil. Auffällig war für uns die Nachfrage nach Sozialimmobilien, vor allem aus dem Bereich Bildung, sowie nach Büro mit Potenzial, jedenfalls an starken Standorten.

Marcus-C. Huckfeldt-Weber, Geschäftsführender Gesellschafter, ADOLF WEBER Grundbesitz- und Projektgesellschaft: Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir erste Anfänge einer Marktstabilisierung. Die nach wie vor hohen Zinsen und branchenübergreifenden Insolvenzen haben den Transaktionsmarkt noch fest im Griff. Es ist jedoch ein positives Zeichen, dass der Markt in Bewegung bleibt und moderne, ESG-konforme Immobilien sich dennoch gut am Markt positionieren lassen. Auf dem deutschen Markt werden voraussichtlich die Ausläufer der angehenden Büroimmobilienkrise in den USA zu spüren sein.

Andreas Ewald, Managing Partner, Engel & Völkers Hotel Consulting Hotel: Trotz anhaltender Herausforderungen auf dem Hotelimmobilienmarkt ist der Blick in die Zukunft positiv. Nicht zuletzt die zum Teil großvolumigen Hoteltransaktionen im zweiten Halbjahr 2023 zeigen das Comeback der Hotelimmobilie als starke Assetklasse für Investoren. Insbesondere Resorts und Hotelprodukte im Luxussegment sind derzeit gefragt. Allerdings verlaufen die Prozesse innerhalb der Projekte nach wie vor eher zögerlich und langwierig. Umwandlungen von leerstehenden und sanierungsbedürftigen Büroimmobilien stehen im Fokus der Betreiber von Hotels und Serviced Apartments, die ein ungebrochen starkes Expansionsverhalten zeigen und den Eigentümern sinnvolle Wege zur Neupositionierung der Objekte aufzeigen.

Nach der MIPIM ist vor der MIPIM

Die MIPIM 2025 wurde bereits angekündigt und wird vom 11. bis 14. März 2025 stattfinden.

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