Die im VSWG organisierten Unternehmen haben 2019 erstmals mehr als 500 Millionen Euro in Modernisierung, Instandhaltung und Neubau investiert – und wollen diese Summe im laufenden Jahr noch einmal deutlich übertreffen. Sorgen bereitet allerdings die weiter wachsende Schere zwischen Stadt und Land.
Wenn Ende Juli alle 18 Wohnungen der neuen Familienwohnanlage Cocoon Living in Hoyerswerda komplett bezogen sein werden, ist das nur ein Bruchteil des großen Neubauprogramms der sächsischen Wohnungsgenossenschaften für dieses Jahr. Fast 500 neue Wohnungen sollen 2020 für mehr als 96 Millionen Euro fertig werden, berichtet Mirjam Luserke, Vorstand des Verbandes der Sächsischen Wohnungsgenossenschaften (VSWG). Das sind noch einmal rund zwei Millionen Euro mehr als 2019.
Schallgrenze erstmals überschritten
Im vergangenen Jahr haben die im VSWG organisierten Unternehmen ihre Neubauinvestitionen um rund 17 Millionen Euro auf 94,1 Millionen Euro gesteigert. Fast 284 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung (plus rund 18 Prozent), 135,2 Millionen Euro in die Modernisierung (plus knapp fünf Millionen Euro).
Insgesamt haben Sachsens Wohnungsgenossenschaften zum ersten Mal die Schallgrenze von 500 Millionen Euro überschritten und lagen mit 513 Millionen Euro fast 15 Prozent über dem Vorjahreswert. Die hohen Instandhaltungskosten sind dabei Ausdruck der bevorstehenden zweiten Sanierungswelle in den Wohnungsbeständen.
Weiterer Investitionssprung für 2020
Für das laufende Jahr sind bei den Instandhaltungen – analog zum Neubau – Aufwendungen auf etwa gleichbleibendem Niveau vorgesehen – während die Investitionen in Modernisierungen um etwa 60 Millionen Euro auf 196 Millionen Euro gegenüber 2019 deutlich zulegen sollen. Mit im Ganzen fast 579 Millionen Euro bedeutet das einen neuerlichen Investitionssprung von nunmehr fast 66 Millionen Euro, allerdings vor Corona geplant. Auswirkungen der Pandemie würden erst auf lange Sicht deutlich, heißt es vom Verband.
Leerstand weiterhin sehr different
Mit 248 Wohnungen wurden 2019 erstmals weniger Wohnungen vom Markt genommen als neu gebaut (431 fertiggestellt). Die auf den ersten Blick rückläufigen Zahlen seien jedoch Ausdruck von wirtschaftlichen Zwängen beim Rückbau. Tatsächlich sei der Rückbaubedarf in den kommenden Jahren weiterhin hoch. Denn der Leerstand wächst im ländlichen Raum wieder.
Operativ ist der Leerstand der fast 300.000 Wohnungen im Einflussbereich des VSWG um durchschnittlich 0,2 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent gestiegen. Damit bestätige sich der Trend, dass die Talsohle, die sich in den Jahren 2011 bis 2017 gebildet hat und die ihren Tiefpunkt bei 7,8 Prozent fand, durchschritten ist, so der Verband. Doch die Schere zwischen den drei Städten Chemnitz, Dresden und Leipzig sowie dem Rest des Landes geht weiter auseinander. Ohne die Großstädte beträgt der Leerstand bereits 10,9 Prozent.
Genossenschaften bieten weiter bezahlbares Wohnen
Die Mieten haben sich auch bei den VSWG-Unternehmen im vergangenen Jahr erhöht. Nach Verbandsangaben aber – bereinigt um einen Sondereffekt – nur um neun Cent pro Quadratmeter auf 4,99 Euro pro Quadratmeter. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 423 Euro für eine durchschnittliche Wohnung mit 58,59 Quadratmetern Wohnfläche stünden die Wohnungsgenossenschaften weiterhin für bezahlbares Wohnen, betont Mirjam Luserke.
Bei den Angebotsmieten zeigt sich, dass im Schnitt über alle Mitgliedsunternehmen 5,62 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bei 2019 geschlossenen Verträgen vereinbart wurde. Ohne die drei großen Städte liegt die Angebotsmiete mit 5,15 Euro nur knapp über der durchschnittlichen Bestandsmiete. Ebenfalls verdeutlichen die Angebotsmieten, dass im Neubau mit zehn Euro eine absolute „Schallgrenze“ erreicht sei. Nur in ganz wenigen sehr guten Lagen ließen sich im Neubau Mieten jenseits dieser Grenze durchsetzen, so der Verband.
Im VSWG finden sich 209 Wohnungsgenossenschaften aus Sachsen zusammen. Sie bewirtschaften rund 19 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes und bieten etwa einer halben Million Menschen ein Zuhause. Nach eigenen Angaben liegt ihr Jahresumsatz insgesamt bei rund 1,25 Milliarden Euro.