Für Snezana Michaelis ist die Schöneberger Linse eines der spannendsten Neubaubauprojekte Berlins, nach der Europacity mit dem Quartier Heidestraße. Auf dem 22 Hektar großen, in mehrere Baufelder unterteilten Areal zwischen den S-Bahnhöfen Schöneberg und Südkreuz entsteht eines von 16 neuen Stadtvierteln der Hauptstadt. Und sie steckt mittendrin. Denn auf dem Baufeld 2/3 – zwischen Sachsendamm und Ella-Barowsky-Straße – errichtet die landeseigene Gewobag bis 2023 insgesamt 211 Wohnungen, eine Kita und mehr als 4.800 Quadratmeter Mietfläche für Büros und Gastronomie.
Mit Rückblick auf die Pandemie sagte die Gewobag-Vorständin vor dem feierlichen Hochziehen der Richtkrone: „Ich finde es richtig gut, endlich mal wieder auf einer Baustelle zu sein, bei einem Richtfest, mit richtigen Bauarbeitern. Das habe ich jetzt zwei Jahre lang schmerzlich vermisst.“
Quartiersentwicklung Schöneberger Linse umfasst das Holzhaus Linse
Die Wohnanlage der Gewobag spiegelt beispielhaft die Umsetzung des Ziels der Städteplaner für das schwierige Areal am Bahnknotenpunkt Südkreuz und der Stadtautobahn A 100 wider: Das einst vernachlässigte Gebiet mit brachliegenden Bahn- und Gewerbeflächen wird bis 2025 neu gestaltet und in ein gemischtes Quartier mit typisch Berliner Blockrandbebauung umgewandelt. So schließt sich an das Gewobag-Projekt ein Objekt der Schwulenberatung Berlin an, die hier 69 Wohnungen für homosexuelle Menschen baut.
Auch das Holzhaus Linse ist Teil des Karrees. Das Baugemeinschaftsprojekt mit sieben Geschossen und insgesamt 18 Wohneinheiten wurde von Scharabi Architekten entworfen. Die Wohnhäuser umschließen lückenlos einen großen Innenhof mit Spielflächen und Flächen für das Urban Gardening.
Berlin auf dem Weg zur Holzbauhauptstadt
Gewobag baut 211 Wohnungen auf Gelände der Schöneberger Linse
Insgesamt wurde für die Schöneberger Linse ein Wohnbaupotenzial von 1.900 Wohneinheiten ermittelt, davon gab es nur 140 im Bestand. Seit 2018 werden rund 1.240 Wohneinheiten realisiert. So hat der Projektentwickler Hines mehr als 660 Wohnungen fertiggestellt, davon 213 Mikroappartements. Alle Wohnungen sind vermietet.
Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, betonte beim Gewobag-Richtfest daher auch: „Die 211 Wohnungen werden dringend gebraucht.“ Die Hälfte davon wird im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit der Stadt für einen subventionierten Mietpreis von 6,50 und 8,20 Euro vermietet. Die andere Hälfte ist für mehr als elf Euro pro Quadratmeter kalkuliert.
Rund 90 Prozent der Wohnungen werden barrierefrei sein, ein Teil davon ist für Seniorenwohngemeinschaften entworfen worden: Kleine Apartments mit einem oder zwei Zimmern, Bad und Teeküche wurden dafür um einen Gemeinschaftsraum mit großer Küche gruppiert. Die Wohnanlage erfüllt den KfW-55 Standard; sie wird über ein modernes Blockheizkraftwerk beheizt, das auch Quartierstrom liefert.
Mehr Informationen zum Gewobag-Projekt
Schöneberger Linse: Ein Quartier zum Wohnen und Arbeiten
Doch es geht nicht nur um eine bunte Mischung der Bewohner. Im Quartier Schöneberger Linse soll Wohnen und Arbeiten möglich sein, der Stadtteil damit Modellcharakter haben. Das städtebauliche Konzept sieht folgende Nutzungen auf dem Areal vor:
- Der mitten durch das Quartier führende Tempelhofer Weg soll zur fußgängerfreundlichen Stadtstraße mit Baumallee umgewandelt werden.
- Für die Baufelder 1 und 4 sowie den östlichen Bereich des Baufeldes 2/3 sind Büro-, Hotel- und Dienstleistungsnutzungen inklusive Einzelhandel vorgesehen.
- Der westliche Bereich des Baufeldes 2/3 und die Baufelder 5, 6 und 8 sollen einer Mischnutzung mit hohem Wohnanteil, ergänzenden Kindertagesstätten sowie gewerblichen, kulturellen und gastronomischen Angeboten dienen.
- Das Baufeld 2/3 wird ein breites Wohnungsangebot für das gesamte Quartier absichern.
- Die existierende Schulnutzung auf dem Baufeld 7 wird für den entstehenden Bedarf in der Schöneberger Linse gesichert.
- Für Baufeld 9 ist ein Hochpunkt mit Büro- und Dienstleistungsnutzungen vorgesehen.
- Baufeld 10 wird der gewerblichen Nutzung vorbehalten sein.
In unmittelbarer Nähe zum Gewobag-Projekt gibt es bereits eine Reihe interessanter Nachbarn. Nur wenige Schritte vom S-Bahnhof Südkreuz entfernt, steht die hochmoderne Deutschlandzentrale von Vattenfall kurz vor der Fertigstellung: Das EDGE-Südkreuz mit rund 39.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ist ein Holzhybrid-Bau, von Tschoban Voss Architekten entworfen.
Mit den Südkreuz Offices hat LIP Ludger Inholt Projektentwicklung rund 20.000 Quadratmetern Büroflächen geschaffen: Ein prominenter Mieter ist das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum. Jenseits des S-Bahnhofes Schöneberg befindet sich rund um den Schöneberger Gasometer der EUREF-Campus, ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Themen rund um Energie und Mobilität. Schon heute arbeiten dort 5.000 Menschen in mehr als 150 Unternehmen, Institutionen und Start-Ups.