Apartmentservice veröffentlicht Marktzahlen und konstatiert der Assetklasse eine sehr positive Entwicklung. Bis Ende 2025 sollen 16.000 weitere Einheiten entstehen. Kann der Höhenflug weitergehen, wenn es viel weniger Projektentwicklungen gibt und Konversionen im Segment noch nicht richtig angekommen sind?
Die Stimmung der Serviced-Apartment-Betreiber ist positiv. Apartmentservice, der Experte für das Segment in Deutschland, veröffentlichte unlängst seinen Jahresreport. Trotz Inflation und allgemeinem Development-Stillstand gaben Anfang 2023 in der Betreiberumfrage nicht weniger als 96 Prozent an, „positiv“ (46 Prozent) oder sogar „sehr positiv“ (50 Prozent) auf die Entwicklung des Gesamtmarktes Deutschland zu blicken.
90 Prozent der Befragten schätzen die aktuelle wirtschaftliche Situation als „gut“ (50 Prozent) oder „sehr gut“ (44 Prozent) ein. „Diese Stimmung halte ich vor dem allgemeinen Krisenhintergrund für absolut bemerkenswert. Die Akteure im Segment haben während der Pandemie aufgrund ihres Wirtschaftsmodells und Konzeptes weniger Federn lassen müssen als Hoteliers und profitieren heute und morgen von einer hohen Nachfrage im Zuge neuer hybrider Arbeitsmodelle, steigender Digitalisierung und nicht zuletzt angespannter Wohnungsmärkte“, so Anett Gregorius, Inhaberin von Apartmentservice.
Fakten aus dem Marktbericht von Apartmentservice
- Bereits in den ersten acht Monaten des Jahres 2022 erreichten die Serviced-Apartment-Betriebe in Deutschland eine durchschnittliche Auslastung von 73 Prozent.
- Derzeit gibt es in Deutschland mehr als 44.400 Serviced Apartment-Einheiten in 807 Häusern.
- Marktführer bleiben in Deutschland die Adina Hotels mit über 2.200 Einheiten, gefolgt von den Living Hotels und den Accor-Marken Aparthotel Adagio, Aparthotel Adagio Access und Mercure. Numa ist neu in die Top 10 eingestiegen.
- Die größten Pipelines weisen aktuell Numa, die i Live mit Rioca, Limehome sowie Nena Hospitality auf.
- Die Betreiber erreichten in Berlin bei allen drei Kennzahlen (Belegung, ADR und RevPAR) Spitzenwerte unter den Top-4-Sta?dten mit München, Frankfurt am Main und Hamburg.
- Stuttgart etablierte sich als Standort sehr deutlich, es zeigt sich ein stabil wachsender Trend zu B- und C-Standorten.
- In München finden sich die meisten Einheiten: 6.820. Berlin folgt mit 5.502 Einheiten und einem Marktanteil von zwölf Prozent. Frankfurt am Main hat erstmals die Grenze von 4.000 übersprungen und stellt damit knapp jedes zehnte Apartment (neun Prozent).
- Frankfurt am Main ist Spitzenreiter in der Aufenthaltsdauer: Während Berlin mit elf Nächten die wenigsten im Top-4-Vergleich mit Hamburg zählt und damit viel Shortstay verbuchte, sind in Frankfurt die Gäste im Durchschnitt 39 Tage geblieben.
- Der Berlin-Markt will um rund 2.300 angekündigte weitere Einheiten wachsen, was einer Zunahme von 42 Prozent entspricht. In Frankfurt bleibt das Wachstumsniveau weiter mit 48 Prozent und knapp 2.000 Einheiten bis Ende 2025 hoch. München wächst nur um 19 Prozent - aber immerhin mit weiteren 1.200 Serviced Apartments.
Auch die Auslastung ist auf dem Weg nach oben, sie lag 2022 bei starken 80 Prozent. Im Jahr 2021 waren es 77 Prozent. „Damit wurde die Krise der Corona-Pandemie überwunden“, so Anett Gregorius. Kamen erst vor allem Freizeitreisende, waren es ab Mitte des Jahres mehrheitlich Geschäftsreisende, die zum Teil aus anderen Ländern anreisten. „Auch die klassische Hotellerie konnte sich erfreulicherweise wieder deutlich erholen. Mit einer Hotelauslastung von 59 Prozent im Jahr 2022 (STR) zeigt sich aber, mit wie viel Resilienz-Ru?ckenwind unser Segment in das letzte und dieses Jahr geht.“
Großes Interesse von Investoren an Serviced Apartments
Bis Ende 2025 soll es in Deutschland um 36 Prozent und damit um rund 16.000 weitere Einheiten nach oben gehen. „Die Krisen haben klar eine Development-Lu?cke erzeugt, aber das Wachstum ist im Vergleich zu anderen Assetklassen weiterhin hoch, und wir sind zuversichtlich, dass die Immobilienwirtschaft im zweiten Halbjahr wieder etwas anziehen wird. Das Interesse an Serviced Apartment-Projekten ist in jedem Fall deutlich gestiegen – auch gerade seitens institutioneller Investoren“, sagt Anett Gregorius.
IMMOCOM ist auch in diesem Jahr wieder Medienpartner der SO!APART. Deutschlands Veranstaltung für das Segment der Serviced Apartments findet am 22. und 23. November 2023 in den FELIX Suiten am Augustusplatz in Leipzig statt.
Bis 30. Juni 2023 können sich Serviced-Apartment-Betreiber für den wichtigsten Preis des Serviced-Apartment-Segments im DACH-Raum bewerben.
Es sei deutlich zu spüren, dass nach Investitions- und Asset-Alternativen gesucht werde. „So viele umnutzbare Büroimmobilien und Kaufhäuser hatten wir alle sicher noch nie zur Prüfung auf dem Tisch liegen wie im Moment.“ Es sei davon auszugehen, dass der Development-Stillstand in den kommenden Monaten einen weiteren Rückgang erzeugen wird, mit längeren Effekten.
Ein Beispiel für Expansion und eine sehr gute Auslastung sind die ipartment-Apartments im grünen Businesscampus The Unique am BER. Als Teil der Quartiersentwicklung entstanden Serviced Apartments zwischen 25 und 50 Quadratmetern. Bereits vor der offiziellen Eröffnung Mitte Mai ist die Preopening-Phase ein Fingerzeig, denn im Eröffnungsmonat wurde eine Auslastung von 65 Prozent erreicht. Matthias Rincón, Geschäftsführer von ipartment, sagt: „Wir sind überrascht von der sensationellen Start-Auslastung. Unser Ziel sind 90 bis 95 Prozent, um flexibel auf Short- und Midstayanfragen reagieren zu können.“ Erfreulich sei, dass das Longstay-Segment so gut angenommen werde, also Aufenthalte von einem bis zu sechs Monaten. „Hier liegen wir ebenfalls schon bei 80 Prozent – ähnlich wie bei unserem ersten Airport-Standort in Frankfurt am Main.“
Shortstay liegt voll im Trend
Konzeptionell neigt das Segment vermehrt zu Shortstay-Angeboten, auch bei Longstay fokussierten Serviced Apartment-Ha?usern. Zudem zeigen einige Betreiber das Interesse, mit hybriden Konzepten aus Serviced Apartments, Coworking, Coliving, Gastronomie und zum Teil auch Veranstaltungsflächen zu wachsen – dies nicht zuletzt getragen vom Rückenwind der hohen Resilienz. Konversionen sind immer noch eher selten und können noch nicht als Trend gelten.
Dafür schon sehr im Mainstream verhaftet: Übernahmen. „Das ist eine wichtige Expansionssäule, erst recht in Zeiten, in denen zu wenige Projektentwicklungen umgesetzt werden“, so Anett Gregorius.
Die große Flexibilität der Serviced Apartment-Betreiber zeigt der Launch der neuen Marke THE PORT von C&P Immobilien. Der Grazer Projektentwickler verbindet Co-Living und Serviced Apartments. Durch eine große Anzahl von Bewohnern werde ein wohnlicher Charakter erzeugt und Kurzzeitaufenthalte bringen stets neue Sichtweisen in den Komplex. Der Austausch zwischen Lang- und Kurzzeitbewohnern sei ebenso wichtig wie ein generationsübergreifendes Zusammenleben zwischen Jung und Alt jeglicher Herkunft.
„THE PORT ist ein Hafen für alle. Egal ob jung oder schon lange jung, egal woher jemand kommt oder warum jemand auf der Reise ist“, sagt Gisela Loidolt, Head of Innovations bei der C&P Immobilien AG. „Digitale Nomaden sind genauso willkommen wie klassische Geschäftsreisende oder Städtetouristen. Wie ein ‚social hub‘ verbindet der Hafen die Menschen, formt sie zu einer temporären Community und erfüllt damit unser Credo ´a new way of living´.“ Nun wird das Unternehmen nach Deutschland expandieren. Wenig überraschend kündigte es Häuser in Berlin, Frankfurt am Main, München sowie Hamburg an.