Die Siemens AG plant auf dem historischen Gelände der 1897 gegründeten Siemensstadt in Berlin Spandau die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte von Siemens in Berlin. In den kommenden Jahren sollen bis zu 600 Millionen Euro in eine neue Arbeits- und Lebenswelt investiert werden: Die Siemensstadt Square. Ganz aktuell wurden die Ergebnisse eines Freiraum-Wettbewerbs für das Entrée zu dem Großprojekt vorgestellt.
Fakten zur „Siemensstadt 2.0“
Das Projekt erstreckt sich entlang der Nonnendammallee im nordwestlich des Zentrums gelegenen Stadtteil Berlin-Spandau über eine Fläche von 70 Hektar. Ziel ist, das großflächige Industrieareal in einen modernen und von vielfältiger Nutzung geprägten urbanen Stadtteil der Zukunft zu wandeln. Geplant sind Flächen/Räumlichkeiten für:
- Wohnen (vorgesehen sind etwa 2.750 Wohneinheiten unter Anwendung des Berliner Modells zur Baulandentwicklung mit mietpreisgebundenem Wohnungsbau)
- Büro und Gewerbe inklusive industrieller Produktion
- Forschung, Entwicklung und Ausbildung
- Hotel, studentisches Wohnen und Boarding Houses
- Soziale Infrastruktur (eine Grundschule, zwei Kindertagesstätten und eine Jugendfreizeitstätte)
- Einzelhandel und Gastronomie
Baubeginn ist für 2022 anvisiert, 2030 sollen die Bauarbeiten an dem Großprojekt abgeschlossen sein. Die „Siemensstadt 2.0“ wird im Betrieb CO2-neutral arbeiten, innovative Mobilitätskonzepte und Lösungen des Klimaschutzes berücksichtigen und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, die das Internet of Things oder Künstliche Intelligenz eröffnen.
Anfänge für die „Siemensstadt 2.0“ sind längst gemacht
Bereits im Oktober 2018 wurden die ersten Pläne für den Smart District „Siemensstadt 2.0“ von dem Unternehmen verlautbart. Offensichtlich wollte man in Teilen nicht erst auf den offiziellen Baubeginn 2022 warten. Das zeigten die Entwicklungen rund um das Dynamowerk.
Das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Dynamowerk gehört zu den eindrucksvollsten Industriekomplexen der alten Siemensstadt. Während der vergangenen Jahrzehnte wurden in ihm und den angrenzenden Hallen des Röhrenwerks Antriebe für Schiffe, Aufzüge und Lokomotiven gefertigt. 1930 entstand hier die erste Mehrzweck-Elektrolokomotive, 1935 die damals größte Dampfturbine der Welt.
Im März 2019 wurde auf dem traditionsreichen Gelände das A32 Entrepreneurs Forum Berlin Siemensstadt eröffnet. Hier stehen moderne Flächen bereit, die den Mitarbeitern von Siemens und Start-ups Raum für agiles Arbeiten bieten. Den Mittelpunkt bildet der "Work- und Eventspace" in einer ehemaligen Lagerhalle.
Wettbewerb zur Neugestaltung der Siemensstadt
Am 8. Januar 2020 gab Siemens bekannt, dass der ausgelobte Wettbewerb zur Neugestaltung der Siemensstadt Berlin einen Gewinner hervorgebracht habe. 18 Architektur- und Stadtplanungsbüros hatten Siemens und das Land Berlin zur Teilnahme eingeladen. Zwei Tage lang bewertete eine hochkarätig besetzte Jury die Entwürfe. „Die Siemensstadt 2.0 wird nach einem Entwurf des Berliner Büros Ortner & Ortner Baukunst realisiert“, sagte der renommierte Architekt Stefan Behnisch, der die Jury-Sitzung geleitet hatte.
Der Siegerentwurf von O&O Baukunst setzt auf Einfachheit als städtebauliches Konzept. Dabei werden sämtliche Erdgeschosszonen zu einem durchgängigen und öffentlichen „Stadtgeschoss“ gestaltet. Das neue Zentrum bildet dabei ein prägnantes Hochhaus mit davor liegendem „Stadtplatz“. Zusätzliche 60-Meter-Bauten markieren an ausgewählten Positionen die Eingänge zum Areal. Die Schaltwerkhallen werden zum Teil für öffentliche und kulturelle Nutzung umgestaltet, das Schaltwerkhochhaus soll neben Büros auch Wohnungen und ein Hotel enthalten.
Besonders beeindruckte die Jury dabei das neue Zentrum, das durch das zentrale Hochhaus entsteht. Lange Straßen und Achsen werden so vermieden, innerhalb des Areals entstehen unterschiedlich große Freiräume und Teilbereiche, die mit mehr oder weniger Wohnnutzung gemischt genutzte Quartiere bilden.
Robertneun Architekten gewinnt Hochbauwettbewerb
Update, 22.12.2020: Das Berliner Architekturbüro Robertneun hat den hochbaulichen Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung der Siemensstadt Berlin gewonnen. Das hat eine Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt und des Bezirks, Fachpreisrichtern sowie von Siemens, entschieden. Die Jury-Sitzung fand in einem hybriden Format mit überwiegend virtueller Beteiligung statt. Mit der Entscheidung steht fest, wie die ersten Neubauten des umfangreichen Siemensstadt-Projekts aussehen werden. Gleichzeitig liefert der Entwurf eine architektonische Vorlage, an der sich die Gestaltung der geplanten weiteren neuen Gebäude auf dem Areal orientieren wird. Auch für das öffentliche Info-Center auf dem Vorplatz der neuen Siemensstadt liefert das Berliner Architekturbüro Robertneun einen Entwurf.
Der Jury gefiel besonders, dass der Gewinnerentwurf mit seinem rund 60 Meter hohen Hochhaus, einem neuen Hofgebäude sowie einem Info-Pavillon die historischen und denkmalgeschützten Bestandsgebäude zu einem Ensemble aus alt und neu ergänzt. Im Inneren des neuen Hofgebäudes begrüßt ein weites Atrium die Besucher im öffentlich zugänglichen Stadtgeschoss. Auch das Hochhaus greift diese Idee des offenen Stadtgeschosses auf. Beide verfügen zudem über eine öffentlich zugängliche Dachterrasse. Gemeinsam mit dem optisch über dem Platz schwebenden Info-Pavillon bilden sie den zukünftigen Eingangsbereich zur neuen Siemensstadt. Von ihm aus wird ein begrünter Boulevard als weitgehend autofreie Verbindungsachse in den Stadtteil der Zukunft führen. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit erhielt der Entwurf von Robertneun Bestnoten. Unter anderem mit einer besonders nachhaltigen Holzhybrid-Bauweise, begrünten Dächern und einem schlüssigen ökologischen Gesamtkonzept setze er neue Maßstäbe, heißt es.
Zur Teilnahme am Hochbauwettbewerb hatten Siemens und das Land Berlin im vergangenen Sommer sechs Berliner Architekturbüros eingeladen. Alle hatten bereits am städtebaulichen Wettbewerb teilgenommen, in dem Anfang 2020 die Grundlage für die Gestaltung des Areals gelegt wurde.
Städtebaulicher Rahmenvertrag für Siemensstadt 2.0 unterzeichnet
Update vom 05.08.2021: Im Säulensaal des Roten Rathauses wurde heute der städtebauliche Rahmenvertrag für die Realisierung der Siemensstadt 2.0 unterzeichnet. Im Beisein von Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, und Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, signierten Sebastian Scheel, Senator für Stadtentwicklung und Wohnen, Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, Zsolt Sluitner, CEO von Siemens Real Estate, sowie Stefan Kögl, Geschäftsführer, und Benjamin Melcher, Prokurist der Projektentwicklungsgesellschaft Siemensstadt 2.0, den Vertrag.
Der städtebauliche Rahmenvertrag regelt die zentralen Bedingungen für die weitere Entwicklung des neuen Stadtquartiers. Das Industrieareal in der Berliner Siemensstadt wird geöffnet und zu einem Stadtteil der Zukunft umgewandelt. In Fortführung der bisherigen Absichtserklärungen und gemeinsamen Architekturwettbewerbe sowie dem durch den Berliner Senat beschlossenen Rahmenplan wurde mit der heutigen Unterzeichnung ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht.
Der Rahmenvertrag legt die geplanten Flächen und deren Nutzung fest - DAS wurde vereinbart:
- Die Gesamtentwicklung mit einer Geschossfläche von rund einer Million Quadratmeter.
- Mischnutzung aus Industrie, Gewerbe, Forschung und Lehre, Wohnen, Beherbergung und sozialer Infrastruktur.
- Realisierung von rund 2.700 Wohnungen unter Anwendung des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung.
- Auf dem Areal entstehen eine vierzügige Grundschule, zwei Kitas sowie weitere Einrichtungen der sozialen und kulturellen Infrastruktur.
- Fortführung des gemeinsamen Beteiligungskonzepts (Siemens und Berlin) zur Einbeziehung der Berlinerinnen und Berliner in die Gestaltung des neuen Stadtquartiers.
- Im weiteren Planungsverlauf wird ein Standortmanagement eingerichtet.
- Siemens setzt sich hohe Klima- und Nachhaltigkeitsziele, wie einen CO2-neutralen Betrieb.
- Die Entwicklung des Areals folgt einem hohen städtebaulichen und architektonischen Anspruch und wird durch ein baukulturelles Begleitgremium beraten.
- Die Erdgeschoss-Zonen erhalten eine öffentlich zugängliche Nutzung mit Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und sozialer Infrastruktur.
- Die Entwicklung eines nachhaltigen und innovativen Mobilitätskonzepts innerhalb der Siemensstadt 2.0.
- Innovative Anbindungskonzepte im Berliner Nordwesten und Anbindung an das Radfernwegenetz durch Berlin.
- Berlin strebt die Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn bis 2029 an.
- Aktive Begleitung Berlins bezüglich Auf- und Ausbau der zukünftigen digitalen Infrastruktur der Siemensstadt 2.0, insbesondere hinsichtlich einer 5G-Infrastruktur.
- Die unentgeltliche Übertragung von Flächen an das Land Berlin für die zukünftig öffentlichen Straßen, Plätze und Freiflächen.
„Mit einem Investitionsvolumen von 600 Millionen Euro und einer Entwicklungsfläche von rund 76 Hektar ist die Siemensstadt 2.0 das größte Stadtentwicklungsprojekt von Siemens weltweit,“ erläuterte Zsolt Sluitner, CEO von Siemens Real Estate. „Wir entwickeln hier einen kompletten Stadtteil für und mit Berlin, der sowohl das Thema Industrie als auch unser Miteinander nochmal neu denkt.
Aus Siemensstadt 2.0 wird Siemensstadt2 wird Siemensstadt Square
Update vom 16. Januar 2023: Das Großprojekt Siemensstadt 2.0 macht nicht nur formelle Fortschritte, sondern wird auch in seiner Namensgebung immer wieder angepasst. Auf das anfängliche Siemensstadt 2.0 folgte 2021 das neue Siemensstadt2. Das wird im englischen Sprachraum als Siemensstadt Square ausgesprochen, was nun, die nachfolgende Pressemitteilung deutet es an, den aktuellen Projektnamen darstellt.
SO soll das zukünftige Entrée der Siemensstadt Square aussehen
Update vom 16. Januar 2023: Das zukünftige Entrée zur Siemensstadt Square wird nach einem Entwurf des Büros Greenbox Landschaftsarchitekten Schäfer + Pieper PartG mbB aus Köln gestaltet. Das hat die Jurysitzung am 11. Januar 2023 zum Wettbewerb ergeben, zu dem Siemens gemeinsam mit dem Land Berlin sechs namhafte Landschaftsarchitekturbüros eingeladen hatte.
Dem Entrée kommt eine besondere Bedeutung zu, weil es das Gesicht des neuen Stadtteils maßgeblich mit prägen wird. Hier wird auch der öffentlich zugängliche Info-Pavillon stehen, der über die Entstehungsphase von Siemensstadt Square hinaus Bestand haben wird. Zur Berücksichtigung der Wünsche aus der Bürgerschaft führte Siemens gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Umfeld des Wettbewerbs eine umfangreiche Bürgerbeteiligung durch. Die Resultate flossen direkt in die Auslobung des Wettbewerbs ein.
Gewinnerentwurf für Eingang zur Siemensstadt Square stammt von Greenbox Landschaftsarchitekten
Der Gewinnerentwurf von Greenbox Landschaftsarchitekten zeichnet sich dabei auch dadurch aus, dass er innerhalb eines klar definierten Grundgerüstes eine Vielzahl von Raum-, Aufenthalts- und variablen Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Als zentrales Element führt eine „Siemens-Galerie“ auf den Boulevard in den neuen Stadtteil der Zukunft hinein. So entsteht eine einladende Eingangssituation und gleichzeitig eine markante Fortsetzung des Boulevards in Richtung S-Bahn.
Zudem ermöglicht die lineare Gestaltung eine vielseitige Belebung, die die historische Tiefe des Ortes und des Unternehmens Siemens erlebbar machen. Großzügige Pflanzflächen tragen dabei wesentlich zur einladenden Atmosphäre bei und leisten einen wertvollen Beitrag zur Stadtökologie sowie zum Wassermanagement.
Stefan Kögl, General Manager des Siemensstadt Square Projekts und Mitglied der Wettbewerbs-Jury, hob insbesondere das ganzheitliche und innovative Nachhaltigkeitskonzept des Gewinnerentwurfs hervor: „Der Entwurf ist in der Struktur klar gegliedert und bietet seinen zukünftigen Nutzern eine abwechslungsreiche Vielfalt an unterschiedlichen barrierefreien Raumqualitäten und schafft eine selbstverständliche Verknüpfung mit der Nachbarschaft – die Menschen werden sich hier wohl fühlen. Es wird zudem eine hohe Klima-Resilienz erzeugt mit einem geringen Versiegelungsgrad, ausgewogener Pflanzenwahl und einem durchdachten Regenwassermanagement.“
Die Freiflächen des Entrées liegen zwischen dem künftigen S-Bahnhof Siemensstadt, dem Rohrdamm und dem neuen Stadtteil Siemensstadt Square. Sie umfassen insgesamt mehr als 20.000 Quadratmeter. Das Entrée ist damit fast so groß wie drei Fußballfelder und gliedert sich in drei Bereiche: den Platz am S-Bahnhof, den Vorplatz zum Siemens-Atriumgebäude und das Areal am Rohrdamm.
Östlicher Stadteingang Siemensstadt²: Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet
Update vom 24. Juli 2023: Für den Bebauungsplan 5-123 a „Östlicher Stadteingang Siemensstadt²“ wurde am 24. Juli 2023 die Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet. Bis einschließlich 25. August 2023 können Stellungnahmen sowohl im Internet als auch bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen abgegeben werden. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des ersten Realisierungsabschnitts in der Siemensstadt Square geschaffen werden. Der erste Abschnitt im Bereich des S-Bahnhofs Siemensstadt, in dessen Geltungsbereich ein Hochhaus, ein Bürogebäude und ein Informationspavillon entstehen sollen, bildet den Auftakt für die Umsetzung des Gesamtprojekts Siemensstadt Square.