Das Sony Center ist in die Jahre gekommen. Jetzt wird das berühmte Ensemble am Potsdamer Platz für rund 200 Millionen Euro modernisiert. Wo die Schwerpunkte liegen und wie es mit der Modernisierung vorangeht, hat IMMOBILIEN AKTUELL bei Vor-Ort-Terminen ergründet. Zudem wurde verlautbart, dass das Sony Center unter einem neuen Namen wieder eröffnet werden wird.
Artikel vom 08.11.2021: Rund 21 Jahre sind seit der Eröffnung des Sony Centers in Berlin vergangen: Jetzt wird das berühmte Bauensemble am Potsdamer Platz zum ersten Mal saniert und umgebaut. Der Eigentümer, die Oxford Properties Group mit Hauptsitz in Toronto, investiert dafür rund 200 Millionen Euro. Jay Drexler, Vice President Office, Retail & Life Science Europe von Oxford Properties, erklärte bei der Präsentation des Masterplanes: „Wir werden den Campus-Charakter und den Erlebnisfaktor stärken, damit die Menschen mehr von ihrem Tag im Büro haben.“
Update für Berliner Wahrzeichen
Das Sony Center gilt als ein Wahrzeichen des Potsdamer Platzes. Der gemischt genutzte Komplex wurde von Helmut Jahn entworfen und besteht aus acht Gebäuden mit überwiegend Büros, aber auch mit Restaurants, Einzelhandel und Wohnungen. Sie gruppieren sich um das Forum, einen Platz, der von einem zeltartigen Dach überspannt wird. Den Abschluss nach Osten bildet der Bahntower, die Zentrale der Deutschen Bahn.
Die Deutsche Kinemathek, das Museum für Film und Fernsehen, hat hier ihre Ausstellungräume und zieht Besucher an. Das ehemalige IMAX-Kino ist dagegen geschlossen. Auch der ehemalige Kaisersaal ist seit 2018 zu: Das einzige historische Relikt aus Vorkriegszeiten auf dem Areal wird ebenfalls umgebaut. Insgesamt wirkt der ganze Platz mit seinem großen, flachen Springbrunnen in der Mitte und dem Wechsel aus schwarzen Pflastersteinen und Metallplatten wenig einladend. Das soll sich jetzt ändern.
Oxford Properties hat für das Update die ehemaligen Planer wieder ins Boot geholt: die Jahn Architekten und PWP Landscape Architecture, die für das neue Design des Forums zuständig sind. Helmut Jahn hat bis zu seinem Tod im Mai 2021 noch selbst an der Neugestaltung mitgearbeitet.
Als Vertreter für das Architekturbüro erläuterte Steven Cook das Projekt. „Die Menschen erwarten heute mehr von ihrem Arbeitsplatz als noch vor 25 Jahren. Damals lag der Schwerpunkt der Planung auf einer ruhigen, geordneten Umgebung, um konzentriertes und fokussiertes Arbeiten zu fördern. Obwohl das noch immer wichtig ist, muss der Arbeitsplatz von heute mehr leisten: Gefragt sind unkomplizierte Lösungen für den kreativen Austausch mit den Kollegen, aber auch Orte, die Entspannung und Erholung bieten.“
Begegnung und Austausch, Gastronomie und Unterhaltung
Konkret heißt das: Ab Frühjahr 2022 werden innerhalb von zwei Jahren rund 50.000 Quadratmeter Bürofläche modernisiert und mit digitaler Infrastruktur ausgestattet. Die Bürolobbys wandeln sich von nüchternen Eingangsbereichen in attraktive Treffpunkte, so wie in Hotels. Orte also, an denen Begegnung und Austausch möglich sind. Das Gebäude mit dem ehemaligen IMAX-Kino wird aufwändig umgebaut. Drei Etagen sind für eine Food-Hall des Londoner Castro-Inkubators KERB vorgesehen, die sich mit Balkons zum Forum hin öffnen.
In den alten Großraum-Kinosaal werden zwei Etagen für Büros eingezogen. Da das Sony Center aber weiterhin Anziehungspunkt für Filmliebhaber sein soll, wird ein Boutique-Kino mit drei Sälen geschaffen. Neben Gastronomie und Unterhaltung sind fünf Fitnessbereiche geplant, die Raum für Angebote wie ein Spin-Bike-Zentrum, eine Boulderhalle oder ein Yogastudio bieten. Die nötigen Duschen und Umkleiden sind bereits projektiert.
Es wird ein Plus an Einzelhandel geben. Trek Bicycle eröffnet hier einen 500 Quadratmeter großen Store mit Markenfahrrädern verschiedener Hersteller und einen Werkstattservice. Hinzu kommen vielfältige Restaurants im Forum und eine Rooftop Bar, die auch Besucher der nahegelegenen Philharmonie anlocken sollen. Voraussichtlich bereits im Frühjahr 2022 werden im historischen Rest des Grand Hotels Esplanade das Snack-Restaurant The Deli sowie das Frederick´s eingeweiht, das zwei Bars im Silbersaal sowie ein Restaurant umfasst.
Auch der stuckverzierte Kaisersaal feiert Wiedereröffnung. Der Umbau, die Restaurierung und Sanierung der insgesamt 1.800 Quadratmeter großen Fläche laufen derzeit auf Hochtouren. Die Wände in den Bars und dem Restaurant wurden von Streetart-Künstlern gestaltet. Jürgen Klümpen, Managing Director Germany des Konzeptgebers Rhubarb Hospitality Collection (RHC), erklärte: „Wir wollen damit eine wohlige Atmosphäre schaffen, damit sich die Gäste nicht wie im Museum fühlen.“
„Wir öffnen das Zentrum des Platzes“
Für den Neuentwurf des Forums haben sich die Planer von PWP nicht nur beliebte Plätze in Berlin, sondern auch in Europa angeschaut. Das Zeltdach bleibt erhalten, am Boden wird sich dagegen alles ändern. Die Metallplatten sollen entfernt und durch andere Materialien wie Holz und Stein ersetzt werden. Auch der große Springbrunnen muss weichen.
David Walker erläuterte die Grundidee: „Wir öffnen das Zentrum des Platzes, damit er genutzt werden kann.“ Die Mitte ist damit frei für Events, Konzerte, Marktstände oder eine Eislaufbahn. Das Element Wasser wird sich an anderer Stelle wiederfinden. Darüber hinaus lassen die Landschaftsplaner hohe Bäume setzen. Sie sorgen im Sommer für mehr Schatten und für ein angenehmes Klima.
Norges kauft das halbe Sony Center für 677 Millionen Euro
Update vom 20. Mai 2022: Die Norges Bank Investment Management (NBIM) erwirbt eine 50-prozentige Beteiligung am Berliner Sony Center und wird damit Joint-Venture-Partner der Oxford Properties Group. Diese trennt sich von 44,9 Prozent ihrer Beteiligung. Weitere 5,1 Prozent kommen vom bisherigen Partner Madison International Reality, der damit seinen gesamten Anteil abgibt. Norges zahlt für die Anteile 677 Millionen Euro. Die Vereinbarung ist bereits unterzeichnet. Mit dem Closing wird am 30. Juni 2022 gerechnet. Das neue 50:50-Joint-Venture will das Sony Center am Potsdamer Platz für rund 200 Millionen Euro modernisieren. Der Gebäudekomplex soll mit modernstem Design und unter Nachhaltigkeitsaspekten zukunftsfähig gemacht werden. Auch der Erlebnisfaktor soll gestärkt werden. Oxford hatte das Sony Center mit seinen 113.000 Quadratmetern Büro-, Laden- und Wohnfläche im Jahr 2017 für gut 1,1 Milliarden Euro erworben und bleibt Asset Manager.
Die Lobby D im Berliner Sony Center ist fertig
Update vom 21. Juli 2022: Die Lobby im Bürogebäude Kemperplatz 1 ist nicht mehr wiederzuerkennen. Ursprünglich war sie vor allem geprägt durch einen Luftraum zwischen der äußeren Glasfassade und dem Innenraum – mit Blick auf den Tiergarten zur einen und der Philharmonie zur anderen Seite. Im Rahmen der Umgestaltung des gesamten Sony Centers durch den Eigentümer Oxford Properties Group wurde diese Lobby vollständig umgebaut und das Ergebnis jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. Unter der Überschrift „Dschungel“ haben die beauftragten Kinzo Architekten mit sparsamen Eingriffen Aufenthaltsqualität geschaffen, wo vorher keine war. Chris Middleton, Gründer und Geschäftsführer des Architektenbüros, erklärte zum Konzept: „Die Aufgabe besteht für die Lobby, aber auch für das gesamte Sony Center darin, sich nach außen zu öffnen und eine Verbindung mit der Stadt zu schaffen.“
Neue Lobby im Kemperplatz 1 steht unter dem Motto Dschungel
Dafür haben sie unter Projektleitung von Ina Nikolova den alten, dunklen Steinfußboden ersetzt durch hellen Terrazzo und Eichenparkett. Eine große, neue Treppe aus Eichenholz neben dem Empfangstresen dient nicht nur als Aufstieg zu einer Kaffeebar und einem Besprechungsraum. Mit ihren breiten Stufen und Elektroanschlüssen kann sie selbst als Treffpunkt und Arbeitsort dienen. Unterhalb der Treppe befinden sich Nischen mit Tischen, an denen mit Blick auf das Konzerthaus ebenfalls gearbeitet werden kann. Neben der warmen Farbe des Eichenholzes bestimmen Grüntöne das Ambiente, insbesondere das Grün der großen Wandgrafik. Die Toilette ist mit einer gründominierten Dschungeltapete ausgekleidet.
In großen Töpfen wachsen Pflanzen, die mit dem speziellen Klima in der Lobby klarkommen. Experten haben ein Wüstenklima bescheinigt. Am Tag warm, in der Nacht kalt und sehr trocken. Die Metallstreben in dem 21 Meter hohen Luftraum sollen in wenigen Monaten durch Kletterpflanzen erobert sein. Von den Lampen hängen Affen herunter. „Sich mit diesem Thema zu beschäftigen, hat wirklich Spaß gemacht“, sagte Ina Nikolova. Die Idee dahinter ist, im Inneren eine Verbindung zum Grün des Tiergartens zu schaffen. Um diese Verbindung und Öffnung nicht nur optisch, sondern ebenso physisch möglich zu machen, wurde eine zweite Drehtür Richtung Tiergarten eingebaut.
So geht es am Sony Center voran
Insgesamt soll die neue Lobby eine Antwort geben auf die Frage, wie die Menschen in Zukunft arbeiten wollen. Anneke Hasenritter, zuständig für Marketing und Kommunikation, sagte: „Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, dass der Arbeitsplatz im Büro heute mehr bieten muss, als einen Ort zum Arbeiten.“ Deshalb wird im Sony Center Mehrwert geboten – zum Beispiel Möglichkeiten, um Sport zu treiben. Über eine App kann man fünfmal in der Woche Sport buchen. Dafür wurde eine silberne Box im Innenhof aufgestellt und der Boden farbig als Laufbahn gestaltet. Die Außenbepflanzung änderte sich, unter anderem durch die Pflanzung von Bäumen, die Schatten spenden und einen Sichtschutz von oben bieten.
Die Oxford Properties Group hat für die Modernsierung des gesamten Sony Centers rund 200 Millionen Euro kalkuliert. 2023/2024 sollen die Arbeiten beendet sein und das insgesamt rund 113.000 Quadratmeter große Areal wieder zu einem Anziehungspunkt werden: für Touristen und für die Berliner. Derzeit wird an mehreren Stellen gebaut, darunter im ehemaligen Imax-Kino, das zu einem Gastrohub werden soll. Außer der Lobby D und dem Sportareal sind bereits der Kaisersaal und das Restaurant Fredericks fertig.
Die Kinzo Architekten setzen sich gemeinsam mit dem Büro Happold mit der Frage der urbanen Mobilität und der Auswirkung auf das Sony Center auseinander. Sie sind der Auffassung, dass das Fahrrad zukünftig eine noch größere Rolle spielen wird. Deshalb arbeiten sie an einem Konzept für die Passerelle unter dem Deutsche-Bahn-Turm: Ein neues Bike Parking soll den S- und den U-Bahnhof mit dem Forum im Sony Center verbinden und insgesamt Platz für 280 Fahrräder bieten, auch für E-Bikes und Lastenräder. Dieser unterirdische Fahrradparkplatz soll später nicht nur von Pendlern, Mitarbeitern und Besuchern des Sony Centers genutzt werden, sondern durch Farbe und Licht zu einem spektakulären Ort werden. Das Bike Parking Angebot wird ab Anfang 2024 zugänglich sein.
Tattersall Lorenz übernimmt Property Management
Update vom 15.03.2023: Zum 1. April 2023 hat die Tattersall Lorenz Immobilienmanagement GmbH das Property Management für das Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin übernommen. Auftraggeber sind Oxford Properties als Eigentümer und Asset Manager und die Norges Bank Investment Management (NBIM). Beide Unternehmen sind zu jeweils 50 Prozent an dem im Jahr 2000 eröffneten, 113.000 Quadratmeter großen, gemischt genutzten Gebäudekomplex beteiligt. Tattersall Lorenz wird ein Büro im 1. Obergeschoss im Gebäude D am Kemperplatz 1 beziehen und mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort sein.
Sony Center wird unter neuem Namen wiedereröffnet werden
Update vom 20.04.2023: Die baulichen Veränderungen und die inhaltliche Neupositionierung des Sony Centers sollen sich auch in einem neuen Namen für das Gebäudeareal widerspiegeln: Zum 31. März 2023 endete die Kooperation über die Namensrechte zwischen den Eigentümern und Sony. Aus diesem Grund trägt der Gebäudekomplex ab April nicht mehr den Namen „Sony Center am Potsdamer Platz“. Die bevorstehende Umbenennung ist ein Teil des Umbaus und der Neuausrichtung des Centers. Sie geht mit dem Abschluss der ersten großen Bauphase mit der Wiedereröffnung des Centers im Sommer 2024 einher. Bis zur Wiedereröffnung wird aus dem „Sony Center am Potsdamer Platz“ vorübergehend „Das Center am Potsdamer Platz“.
Inzwischen abgeschlossene Bauprojekte
Das Frederick‘s mit Restaurant, Bar und Lounge sorgt seit der Eröffnung im April 2022 für das Revival eines gesellschaftlichen Hotspots der 1920er Jahre in den ehemaligen Räumlichkeiten des historischen Grand Hotel Esplanade. Auf rund 1.400 Quadratmetern ist ein moderner Gastronomiekomplex mit Restaurant, zwei Bars und Lounge entstanden, der den „bohemian glamour“ vergangener Zeiten aufgreift. Federführend hierfür ist die Rhubarb Hospitality Collection (RHC) mit Sitz in London, die diverse Restaurants in London und New York betreibt.
Das Deli direkt nebenan, ebenfalls seit April 2022 geöffnet und von RHC betrieben, ist für ein ausgiebiges Frühstück, den kleinen Snack in der Mittagspause oder auch für die Kaffeepause die richtige Anlaufstelle.
In dem 500 Quadratmeter großen, vollständig neu gestalteten Geschäft Trek Bicycle Berlin-Mitte stehen Produkte des Traditionsherstellers Trek sowie Bontrager und Diamant zur Verfügung. Neben dem Fahrradverkauf rundet ein Werkstattservice mit einer Bearbeitungszeit von 24 Stunden das Angebot für die Fans des nachhaltigen Pendelns ab.
Ausblick: Was steht als nächstes an?
Teil des Food Konzepts im neuen Center ist die Initiierung einer zweistöckigen Food Hall zusammen mit Londons führender Street-Food-Organisation KERB auf der Fläche des ehemaligen IMAX-Kinos. Eine Auswahl von zwölf Vertreterinnen und Vertretern der unabhängigen Berliner Gastro-Szene soll hier ab 2024 ihre Kochkünste präsentieren. Auch vier Bars werden Teil der 2.200 Quadratmeter großen Food Hall.
Auf der zweigeschossigen Fläche des bereits im Center ansässigen Restaurants Corroboree entsteht in Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber Inan Sas, den Eigentümern und einer Berliner Kreativ-Agentur ein völlig neues Gastronomiekonzept. Neben der Umgestaltung des kulinarischen Angebots werden auch die Inneneinrichtung und die Marke komplett überarbeitet. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2024 geplant.
Das dritte neue Gastroprojekt startet im Sommer 2023 mit der Eröffnung eines Restaurants der britischen fast-casual Marke Pret A Manger. Das Angebot verteilt sich auf einer knapp 375 Quadratmeter großen Fläche, die am Haupteingang an der Potsdamer Straße liegt.
Einladender soll auch das Forum des Centers gestaltet werden. Große Bäume und Pflanzen in beweglichen Pflanztrögen, begrünte Sitzinseln in den Eingangsbereichen, ein interaktives Wasserspiel, Bodenbelag aus Naturstein und ein neues Beleuchtungskonzept sorgen für eine erhöhte Aufenthaltsqualität. Dies wird über gestalterische Elemente wie Lichtmasten, Sternenhimmel-Beleuchtung in den Eingängen und die künstlerische Bespielung der Luftschächte unterstützt. Die neu geschaffene Plaza wird Großveranstaltungen ebenso möglich machen, wie kleinere, informelle Zusammenkünfte - etwa ein Lunch unter Kollegen, Yogakurse oder Workshops. Neben dem Forum selbst werden auch die angrenzenden Außenbereiche des Centers aufgewertet, indem die Begrünung erweitert wird und zusätzliche Fahrradstellplätze installiert werden.