Die ostdeutschen Großstädte Potsdam, Leipzig, Halle (Saale), Jena und Magdeburg gewinnen zunehmend an Attraktivität. Sie ziehen in der wirtschaftlichen Entwicklung an, eröffnen Chancen auf dem Arbeitsmarkt und bieten immer mehr Lebensqualität. Auch der Immobilienmarkt holt gegenüber den Großstädten der restlichen Republik auf. Das zeigen die Standortindikatoren des aktuellen Großstadtvergleichs von WirtschaftsWoche, IW Consult und ImmoScout24.
Der Großstadtvergleich setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen:
- Das Niveauranking beschreibt die wirtschaftliche und soziale Lage der Städte.
- Das Dynamikranking analysiert die Veränderung der Standortfaktoren in einem Zeitraum von fünf Jahren.
- Ein zusätzlicher Nachhaltigkeitsindex umfasst die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Im Niveauranking legen ostdeutsche Städte deutlich zu
Als bestplatzierte ostdeutsche Großstadt sichert sich Potsdam mit einer guten Entwicklung in verschiedenen Aspekten des Arbeitsmarkts im Niveau-Ranking Rang 18. Im Teilbereich Lebensqualität erreicht die Hauptstadt Brandenburgs sogar den Spitzenplatz aller deutschen Großstädte. Dresden hält mit guten Werten in den wirtschaftlichen Indikatoren des Arbeitsmarkts und der Lebensqualität den zweiten Platz unter den Städten Ostdeutschlands und landet auf Platz 30. Jena folgt mit einem starken zehnten Platz im Arbeitsmarkt auf Rang 32. Leipzig steigt im Niveau-Ranking vier Plätze auf und erreicht damit Rang 37. Ausschlaggebend für den Aufschwung ist auch hier die gute Lebensqualität der Stadt - damit belegt Leipzig Platz 12 im Großstadtvergleich.
Im Dynamikranking machen Städte wie Berlin, Leipzig und Dresden Boden gut
Vor allem in den Indikatoren des Dynamik-Rankings, die den Entwicklungspfad der Großstädte aufzeigen, konnten die ostdeutschen Großstädte Boden gutmachen. Berlin eroberte die Spitzenposition in der Dynamik von München zurück, während die Isar-Metropole auf Rang 10 abfiel. Leipzig kletterte mit starken Werten im Arbeitsmarkt und einem anziehenden Immobilienmarkt um fünf Plätze auf Rang 3 aller deutschen Großstädte. Auch Potsdam springt mit starken Werten in den wirtschaftlichen Indikatoren und Platz 4 in der Entwicklung der Lebensqualität von Platz 25 im Vorjahr auf Rang 9. Dresden gewinnt neun Plätze und landet auf Rang 20.
Halle (Saale) steigt mit starken Arbeitsmarktwerten im Dynamik-Ranking sogar 24 Plätze auf und sichert sich Platz 18. Auch Magdeburg klettert in der Dynamik mit guten Werten im Arbeitsmarkt von Platz 46 auf 35 und macht im Niveauranking sieben Plätze gut.
Jena beste ostdeutsche Stadt im Nachhaltigkeitsranking
Im Nachhaltigkeits-Ranking erreicht Jena mit Top-Werten in der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit Rang 8 aller deutschen Großstädte. Potsdam landet auf Platz 12 und Dresden auf Platz 20.
Hohe Dynamik im ostdeutschen Immobilienmarkt
Die starke wirtschaftliche Entwicklung der ostdeutschen Großstädte macht sich in der Dynamik des Immobilienmarkts bemerkbar. So zogen die Kaufpreise für Bestandswohnungen in Magdeburg innerhalb der letzten 12 Monate um 19,3 Prozent an. In Erfurt waren es 17,1, in Jena und Berlin 16,6 und in Rostock sogar 20,1 Prozent. Im Segment der Neubauwohnungen zeigen Rostock mit 19,6 Prozent, Magdeburg mit 17,1 und auch Potsdam und Leipzig mit über 15 Prozent ebenfalls eine überdurchschnittliche Entwicklung der Kaufpreise innerhalb des letzten Jahres.
Eine Ursache dafür liegt in den nach wie vor günstigen Preisniveaus der ostdeutschen Städte. Bestandswohnungen zum Kauf mit einer Größe von 80 Quadratmetern werden in Magdeburg im Durchschnitt noch für 1.645 Euro, in Erfurt für 2.441 Euro und in Leipzig für rund 2.561 Euro pro Quadratmeter angeboten. Auch im Neubau rangiert Magdeburg bei den durchschnittlichen Quadratmeterpreisen noch unter 3.000 Euro. Leipzig, Erfurt und Rostock liegen nur knapp über der Schwelle von 4.000 Euro. Zum Vergleich: In Hamburg liegt der durchschnittliche Angebotspreis für Bestandswohnungen zum Kauf aktuell bei 5.185 Euro pro Quadratmeter. In Frankfurt am Main sind es im Durchschnitt 5.635 Euro. Neubauwohnungen kosten in Berlin aktuell im Mittel rund 5.330 Euro, in Hamburg knapp 5.800 Euro und in Frankfurt am Main 6.470 Euro pro Quadratmeter.
Auffällig ist, dass in den ostdeutschen Zentren, insbesondere in Leipzig, Halle (Saale) und Magdeburg, die Kaufpreise deutlich stärker als die Mieten anzogen. Mit einer Spanne von 76, 65 und 57 Prozentpunkten zwischen der Kauf- und Mietpreisentwicklung stehen die drei Großstädte in dieser Hinsicht deutschlandweit unter den Top 5.
Bestandsmietwohnungen mit einer Größe von 70 Quadratmetern werden in Magdeburg noch für durchschnittlich um die 6,10 Euro und in Leipzig für knapp unter 7,00 Euro pro Quadratmeter angeboten. Erfurt und Dresden rangieren etwas über 7 Euro pro Quadratmeter während das Niveau in Berlin und Potsdam im Durchschnitt über 10 Euro liegt. Neubauwohnungen zur Miete sind in Leipzig und Magdeburg im Durchschnitt noch unter 9 Euro pro Quadratmeter zu finden - in Dresden, Jena und Erfurt für unter 10 Euro. In Potsdam wird es bereits unter 12 Euro schwierig und in Berlin verlangen Anbieter für neugebaute Mietwohnungen inzwischen im Durchschnitt über 14 Euro pro Quadratmeter.
Bautätigkeit zieht im Osten stark an
Der Großstadtvergleich zeigt, dass die Baubranche im aktuellen Jahr in Berlin, Rostock und Potsdam besonders aktiv war. Potsdam führt das Ranking im Indikator Wohnungsneubau deutschlandweit an. Berlin und Rostock folgen auf Platz 10 und 14. Die Weichen für eine positive Entwicklung des Wohnungsangebots stehen aufgrund der guten Werte der erteilten Baugenehmigungen in Potsdam, Leipzig, Berlin, Dresden und Rostock sehr gut. Dass der Osten immer attraktiver wird, haben nicht nur große, internationale Unternehmen wie Google oder TESLA mit ihren Ansiedlungen erkannt, sondern auch die Immobilienbranche.
So werden ehemalige Plattenbaugebiete durch neue, moderne Wohnanlagen ergänzt wie zum Beispiel in Leipzig Grünau am Kulkwitzer See. Oder es entstehen durch umfangreiche Sanierungen, Umbauten und Teilabrisse gänzlich neue Wohnquartiere mit veränderten Grundrissen und Wohnraumeinteilungen.
"Die Lebensverhältnisse und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen West und Ost gleichen sich langsam, aber allmählich deutlicher an. Schon jetzt sind Leipzig, Erfurt, Jena und Magdeburg interessante Investitionsstandorte - auch im Immobilienmarkt", kommentiert Ralf Weitz, Geschäftsführer von ImmoScout24, die Ergebnisse. Aufgrund ihrer guten Entwicklung erhalten zahlreiche ostdeutschen Regionen ab dem nächsten Jahr im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" nur noch geringere staatliche Förderquoten. Der Stadtkreis Potsdam fällt gänzlich aus der Förderung heraus.