Statt Eckwerk nun WieWeil: Ein Ort zum Wohnen, Arbeiten und Lernen in Berlin

Statt Eckwerk nun WieWeil: Ein Ort zum Wohnen, Arbeiten und Lernen in Berlin

Statt Eckwerk nun WieWeil: Ein Ort zum Wohnen, Arbeiten und Lernen in Berlin
Eine Visualisierung des WieWeil. Copyright: Graft/Kleihues+Kleihues/WBM/KIM

Am Holzmarkt in Berlin-Friedrichshain realisieren das landeseigene Wohnungsunternehmen WBM und die Kilian Immobiliengruppe ein Gebäude mit einem ganz speziellen Nutzungsmix.

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Es gibt einen Schlusspunkt und einen Neuanfang am Holzmarkt in Berlin-Friedrichshain. Unter dem Namen WieWeil wird schräg gegenüber vom Ostbahnhof ein Projekt realisiert, um das es unter dem Namen Eckwerk jahrelang Zoff zwischen den Eigentümern, den Projektentwicklern und dem Bezirk gegeben hat. Von dem ursprünglichen Vorhaben ist die Idee geblieben: Ein Mix aus Arbeiten, Lernen und Wohnen. Alles andere ist ziemlich anders.

WieWeil, Ort des Wissens am Holzmarkt in Berlin

Der jetzt geplante Komplex wird von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) und der Kilian Immobiliengruppe (KIM) realisiert. Eigentümer des Grundstückes ist die Schweizer Stiftung Abendrot. Hier entsteht für rund 150 Millionen Euro ein Gebäude mit drei Türmen, Terrassen, Büros und 250 Wohnplätzen für Studenten und Auszubildende in Wohngemeinschaften.

Der Name WieWeil steht als Symbol für das Grundthema des Projektes: lebenslanges Lernen, Fragen stellen, Antworten finden. Das Ziel lautet, Vereine, Organisationen und Projekte rund um Wissen und Wissensvermittlung an einem Ort zusammenzubringen und ihnen günstige Mieten zu bieten. Hans-Ulrich Stauffer, Gründer der Stiftung Abendrot, erklärte bei der Präsentation: „Wir sind froh, mit dem Konsortium KIM/WBM erfahrene Berliner Partner gefunden zu haben, die bestrebt sind, die Ziele der Stiftung Abendrot mit einem tollen inhaltlichen Konzept zu realisieren und das lange geplante gemeinwohlorientierte Projekt in Berlin doch noch umsetzen werden.“

Am Anfang stand das Eckwerk

Er nimmt damit Bezug auf die komplizierte Vorgeschichte.  Auf dem Areal gegenüber vom Ostbahnhof direkt an der Spree befindet sich eines der bekanntesten genossenschaftlichen Quartiere in Berlin mit schrägen, verschachtelten Häusern, Gastronomie und Club. Es ist ein Ort zum Leben, Feiern und Chillen. Der Holzmarkt 25: Die Macher nennen es ein urbanes Dorf. Sie wollten ursprünglich das Grundstück zwischen Holzmarktstraße und S-Bahngleisen selbst bebauen – mit dem Eckwerk.

Das ursprünglich geplante Eckwerk. Copyright: GRAFT GmbH,
 Kleihues + Kleihues GmbH
Das ursprünglich geplante Eckwerk. Copyright: GRAFT GmbH, Kleihues + Kleihues GmbH

Die Genossenschaftler konnten die Stiftung Abendrot für ihre Idee gewinnen, einen Gebäudekomplex mit fünf Türmen und Holzfassaden zu bauen, mit Büros für Start-ups und Wohneinheiten für Studenten. Für einen inspirierenden Ort, an dem neue Maßstäbe gesetzt werden: für die Beziehung von Wohnen und Arbeiten, Öffentlichkeit und Privatsphäre. Und mit Raum für den Austausch von Ideen. Die Stiftung kaufte das Grundstück von der Berliner Stadtreinigung (BSR) und verpachtete es an die Eckwerk-Entwickler.

Der beispielhafte Entwurf von den Architekten Graft mit Kleihues + Kleihues wurde 2015 mit dem Architectural Review Future Projects Award auf der Immobilien-Messe MIPIM in Cannes ausgezeichnet. Doch das Projekt wurde nicht genehmigt. Das Gewerbegrundstück ist verkehrslärmbelastet. Unter dem damals neuen Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) wurde im B-Planverfahren um den Anteil an Wohnungen gerungen. Die Genossenschaft sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, kein gemeinwohlorientiertes, sondern ein kommerzielles Vorhaben realisieren zu wollen. Nach jahrelanger Projektentwicklung und Streit mit dem Projektpartner, der landeseigenen Gewobag, scheiterte das Eckwerk schließlich. Die Stiftung zog das Grundstück wieder an sich und begab sich 2019 auf die Suche nach neuen Partnern.

Wohnen, Arbeiten, Co-Working, Kultur, Freizeit und Gastronomie im WieWeil vereint

Die sind mit der WBM und der Kilian Immobiliengruppe gefunden. Das Projekt wurde von den Architekten Graft mit Kleihues + Kleihues neu geplant, orientiert sich aber an den Vorgaben des alten Bebauungsplanes. Der überwiegende Teil der 36.000 Quadratmeter Nutzfläche ist für Gewerbe vorgesehen, der restliche für Wohnen. Die jetzt geplanten drei Türme korrespondieren mit dem dreigliedrigen Gebäude der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf der gegenüberliegenden Straßenseite – den Trias Towers.

Der durchgehende Sockel des Komplexes soll als Treffpunkt dienen und Platz für Veranstaltungen, Showrooms, Sportflächen und Restaurants bieten. Bei der Präsentation äußerte der Bezirksstadtrat Florian Schmidt: „Das Vorhaben stellt für den Bezirk einen spannenden Baustein im Rahmen der Projektentwicklungen entlang des Spreeraumes dar. An dieser Stelle ist der Stadtraum heute geprägt von den Verkehrsstraßen und großmaßstäblichen Büro- und Wohngebäuden. Mit WieWeil kann hier nun eine vielschichtigere Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Co-Working, Kultur, Freizeit und Gastronomie entstehen.”

Die Grundform bleibt erhalten: Aus den fünf Türmen des Eckwerks werden beim WieWeil drei Türme. Copyright: GRAFT GmbH,
 Kleihues + Kleihues GmbH
Die Grundform bleibt erhalten, doch aus den fünf Türmen des Eckwerks werden beim WieWeil drei Türme. Copyright: GRAFT GmbH, Kleihues + Kleihues GmbH

Chance für etwas Visionäres vertan

Von Holz am Holzmarkt ist keine Rede mehr. Das verwunderte am Ende auch die Abgeordneten im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen. Andreas Otto (Grüne) fragte nach dem ökologischen Anspruch. Und auch Stefan Förster (FDP) zeigte sich konsterniert. „250 Wohnplätze für Studenten, günstige Mieten und Terrassen, das klingt alles schön und gut, aber der ursprüngliche Entwurf des Holzmarkt-Teams war revolutionär und es wäre ein guter Entwurf für Berlin gewesen“, erklärte er. „An dieser Stelle hätte man mal was Visionäres umsetzen können.“

Der Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel bestätigte, dass kein Holzbau-Projekt realisiert werde. Er betonte andere ökologische Aspekte: Dachbegrünung und ein innovatives Energiesystem. „Am Ende des Tages ist das Projekt auch daran gescheitert, dass die Entgrenzung von Wohnen und Arbeiten in einem durch Lärm umspülten Raum, S-Bahn-Trasse, Straße, baurechtlich einfach Anforderungen hat, um gesunde Arbeits- und Wohnverhältnisse zu gewährleisten. Das innovative Moment des Eckwerkes war leider mit den baurechtlichen Vorgaben nicht übereinander zu bringen.“  Die Fertigstellung des WieWeil ist für 2026 avisiert.

Zur Projektwebsite

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