Die Stadt Leipzig reagiert mit einem neuen Stadtentwicklungsplan auf den gestiegenen Bedarf an Wohnbauflächen. Der von Oberbürgermeister Burkhard Jung auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebrachte Plan zeigt Perspektiven für die wachsende, enger werdende Stadt auf. René Hobusch, Präsident des Haus & Grund Sachsen e.V., kommentiert die Einlassung für uns.
Mehrfachnutzungen von Flächen, Schutz von Grün- und Freiräumen, kompakte Planung von Eigenheimstandorten – der neue Stadtentwicklungsplan Wohnbauflächen reagiert auf die wachsende, enger werdende Stadt Leipzig und soll neue Perspektiven aufzeigen. Demnach kann der Bedarf für den Geschosswohnungsbau bis ins Jahr 2040 mit den bereits vorhandenen Bauflächen gedeckt werden. In der inneren Stadt ist geplant, gezielt die Mehrfachnutzung von Gebäuden und auf Freiräumen zu ermöglichen. Neue Flächen für Eigenheime sollen als vielfältige, kompakte Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser realisiert werden und fehlende Angebote in den Bestandssiedlungen ergänzen.
Dies geht aus dem Stadtentwicklungsplan (STEP) Wohnbauflächen hervor, den Oberbürgermeister Burkhard Jung Ende April auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht hat. Der Stadtrat muss nun noch abschließend darüber entscheiden.
Leipziger Wohnungsmarkt in Teilbereichen angespannt
Baubürgermeister Dienberg sagt: „Leipzig wächst weiterhin, jedoch soll dies nachhaltig und maßvoll geschehen. Sollten wir neue Wohnbauflächen für Eigenheime ausweisen, dann nur als Abrundungen von bestehenden Siedlungen. Mit Leipzigs Nachbarkommunen müssen wir noch stärker in die Abstimmung gehen, damit deren Neubausiedlungen so wenig wie möglich zusätzlichen Autoverkehr generieren."
Der Leipziger Wohnungsmarkt ist bereits heute in Teilbereichen angespannt – nicht zuletzt aufgrund des starken Einwohnerwachstums der vergangenen Jahre. Der Analyse zufolge steht dem Flächenpotenzial für den Geschosswohnungsbau von insgesamt 41.500 Wohneinheiten bis 2030 eine Nachfrage von 13.900 Wohneinheiten gegenüber, bis 2040 werden weitere 25.300 Wohnungen gebraucht. Dieser Bedarf kann also mit den vorhandenen Flächen für Geschosswohnungsbau gedeckt werden. Für den Einfamilienhausbau ergeben sich hingegen zusätzliche Bedarfe von rund 1.500 Wohneinheiten gegenüber dem vorhandenen Flächenangebot.
Dazu schlägt die Verwaltung vor, diesen Bedarf anteilig auszugleichen, indem geeignete Erweiterungsflächen zur Arrondierung von Siedlungsstrukturen innerhalb der Stadtgrenzen ausgewiesen werden. Angesichts vorhandener Flächenpotentiale wird zudem empfohlen, sich mit den Umlandkommunen abzustimmen, um gemeinsam eine flächen- und verkehrssparende Siedlungsentwicklung anzustreben. Hierzu arbeitet die Stadt Leipzig bereits zusammen mit den Umlandgemeinden an den Grundlagen für ein gemeinsames Wohnbauflächenentwicklungskonzept.
Integriertes Flächenkonzept als Zielstellung von STEP
Vor dem Hintergrund der Debatte zu Standorten für den Einfamilienhausbau in großen Städten soll mit dem STEP Wohnbauflächen ein Kompromiss beschlossen und in die weitere Diskussion gegeben werden. Gleichzeitig möchte sich die Stadtverwaltung mit dem Entwicklungsplan einen Prüfauftrag für ein Integriertes Flächenkonzept abholen: Denn mit Blick beispielsweise auf Klimaschutz, Klimawandel, nachhaltige Landwirtschaft oder die Energiewende sowie ein anhaltendes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum ergeben sich strategisch notwendige Mehrbedarfe an Platz, die zu Flächenkonkurrenzen innerhalb des Stadtgebietes führen können. Die Bedarfe für den Wohnungsbau sollen hierbei gleichrangig mit den genannten Aspekten abgewogen und untersucht werden.
Haus&Grund sieht noch genügend Flächen im Stadtgebiet
Zur Einordnung des neuen STEP Wohnbauflächen erklärt René Hobusch, Präsident des Haus & Grund Sachsen e.V.: „Die eigene Immobilie bleibt das Ziel einer Mehrheit der Menschen in unserem Land. Das lässt sich auch ideologisch nicht wegdiskutieren. Wohneigentum ist langfristig das wirksamste Mittel gegen steigende Mieten. Statt bauwillige, junge Familien ins Umland zu verdrängen, sollte die Stadt Leipzig deren Träume von Unabhängigkeit in den eigenen vier Wänden ernst nehmen. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, findet noch zahlreiche Flächen, die entsiegelt, entwickelt und mit einer gesunden Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut eine bessere Umweltbilanz liefern, als Neubausiedlungen auf dem Land, die historische Ortskerne weiter schwächen und zudem zusätzlichen Pendlerverkehr verursachen.“
Für Geschosswohnungsflächen fordert Haus & Grund Sachsen bereits seit längerem kleinteilige Parzellierungen, „so dass auch der Erwerb von Flächen und der Neubau durch private Vermieter wieder möglich wird“, so René Hobusch weiter. Dies sichere Nachhaltigkeit und Diversität bei den Eigentümerstrukturen, wodurch auch eine soziale Durchmischung ermöglicht werde.