Die Genehmigungen für Wohnungsneubau brechen ein und der Bauüberhang wächst stetig an. Die Lage der thüringischen Baubranche verschlechtert sich zusehends. Nicht nur deshalb sieht der vtw (Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V.) die Wohnungswirtschaft vor ausweglosen Problemen, befürchtet dramatische Entwicklungen, unbezahlbare Wohnungen und sozialen Unfrieden.
Noch rollen in Thüringer die Bagger und drehen sich die Kräne. Doch am Horizont zeichnen sich düstere Wolken ab. Wie das Thüringer Landesamt für Statistik verkündet, sinken die Zahlen der Genehmigungen für Neubauwohnungen eklatant. 1.310 Wohneinheiten wurden im ersten Halbjahr 2023 genehmigt, was ganze 47,8 Prozent unter dem Vergleichzeitraum des Vorjahres liegt. Gleichzeitig steigt die Anzahl der genehmigten und nicht fertiggestellten Wohnungen stetig an. Ende 2022 bestand ein Bauüberhang von 12.386 Wohneinheiten. Die Lage in der Baubranche und damit vor allem im Wohnungsbau hat sich also dramatisch verschlechtert.
Das bestätigt auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt und spricht von teilweise halbierten Umsätzen bei Unternehmen, die im Wohnungsbau tätig sind. Die aktuellen Bedingungen haben vielfach zu einem Investitionsstopp bei den im Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw) organisierten kommunalen Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften geführt. Auch in den kommenden Jahren wird im Bereich der energetischen Sanierung nicht viel passieren, wenn die Rahmenbedingungen sich nicht ändern. Die Wohnungswirtschaft steht vor immer größeren Herausforderungen, die ohne ausreichende finanzielle Unterstützung zu einer weiteren Verschärfung der Wohnungsproblematik führen wird.
Bezahlbarer Wohnraum wird - nicht nur in Thüringen - Mangelware
Die ohnehin durch die Energiepreise steigenden Mietkosten werden in Verbindung mit den erforderlichen Investitionen zur Erfüllung der absehbaren Auflagen zum Klimaschutz weiter ansteigen müssen. Wenn bezahlbarer Wohnraum zunehmend Mangelware wird, ist das eine besorgniserregende Entwicklung für die gesamte Gesellschaft, denn es wird unweigerlich zu sozialem Unfrieden führen. Die Thüringer Wohnungswirtschaft fordert deshalb von der Politik dringend eine Überprüfung der derzeitigen Fördermaßnahmen und gesetzlichen Vorgaben.
Frank Emrich, Verbandsdirektor des Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V., sagt: „Die angekündigte Förderung zum GEG reicht einfach nicht aus, um die dringend benötigten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation umzusetzen. Ohne angemessene Unterstützung wird die soziale Wohnungswirtschaft in Thüringen – und in ganz Deutschland – nicht in der Lage sein, bezahlbaren klimaneutralen Wohnraum zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Wir appellieren an die Politik, dringend Lösungen zu finden.“