Der von UBM Development und ARE Austrian Real Estate entwickelte Gebäudekomplex Timber Factory ist Münchens erster Gewerbe-Campus in Holzhybrid-Bauweise und mit insgesamt rund 59.500 Quadratmetern Bruttogrundfläche das bislang größte Holzbauprojekt der Landeshauptstadt.
Artikel vom 14. März 2024: Ab Ende 2026 bietet die Timber Factory in insgesamt vier versetzten, bis zu zwölfgeschossigen Baukörpern einen lebendigen Mix aus Produktions- und Entwicklungsflächen sowie Büro- und Einzelhandelsflächen für unterschiedliche Gewerbe- und Light-Industrial-Lösungen aus den Bereichen Life Science, Automotive, Robotik, Elektromobilität oder IT.
Die Timber Factory bietet moderne Fächen für alle Gewerbe
Die Timber Factory liegt in der Baubergerstraße 34 im Stadtteil Moosach. Hier werden allein in der Holzhybrid-Tragkonstruktion rund 8.000 Kubikmeter Holz verbaut, wodurch dauerhaft rund 8.000 Tonnen CO2 gebunden werden. Darüber hinaus wird der Werkstoff Holz in der Fassadenverkleidung und im Innenausbau großflächig eingesetzt. Verteilt auf vier Gebäude sind in der Timber Factory rund 27.600 Quadratmeter vermietbare Bürofläche vorgesehen. Mehr als 24.000 Quadratmeter stehen den Mietern in zwei Baukörpern für Gewerbe- und Produktionsflächen zur Verfügung. 3.350 Quadratmeter Einzelhandels- und Gastronomieflächen runden das Angebot in den vier Gebäuden ab. Auf dem 28.800 Quadratmeter großen Grundstück entstehen außerdem Parkplätze für bis zu 490 Pkw und Stellplätze für 254 Fahrräder.
Von der reinen Büronutzung bis hin zu Light- Industrial-Flächen mit überdurchschnittlichen Raumhöhen und Traglasten, von Laboren mit hohem technischen Standard bis hin zu Einzelhandel und Gastronomie sind dank flexibler Flächengrößen alle Nutzungen denkbar. In der Planung wurden wesentliche Merkmale wie Geschosshöhen von bis zu 4,5 Metern oder Nutz- und Verkehrslasten von bis zu 1,5 Tonnen pro Quadratmeter berücksichtigt. Die Anlieferung auch mit Schwerlastverkehr ist integraler Bestandteil des Konzepts, Lastenaufzüge führen vom Untergeschoss bis in die Regelgeschosse.
Nachhaltiger Gewerbe-Campus in Holzhybrid-Bauweise für München
In Sachen Nachhaltigkeit punktet der Campus neben seiner klimafreundlichen Holzhybrid-Bauweise mit einem Energiekonzept aus verschiedenen regenerativen Energiequellen wie Wärmepumpen oder Photovoltaikanlagen, die den CO2-Fußabdruck minimieren. Die Energieversorgung erfolgt ohne fossile Brennstoffe. Das Ergebnis ist ein geringstmöglicher Energieverbrauch bei größtmöglicher Unabhängigkeit. Mit dem grünen Gesamtkonzept strebt das Projekt eine DGNB-Platin-Zertifizierung an und erfüllt die EU-Taxonomie (ESG) Konformitätsstandards sowie den KfW-40-Standard.
Auch bei der Fassade setzen die Bauherren auf den nachwachsenden Rohstoff Holz. Nach einem Entwurf der Büros 03 Arch. und HK Architekten bestimmen klare Formen das Erscheinungsbild. Üppig begrünte Dach- und Freiflächen runden das Angebot der Timber Factory ab. Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development AG: “Die Timber Factory bietet, was München braucht: einen ganzen Campus für Gewerbe, in Holzbauweise zur Reduktion des CO2-Fußabrucks, geeignet für Start-ups wie für Headquarters.“
Das nachhaltige Baukonzept der Timber Factory
Update vom 10. April 2024: Die Projektentwickler von UBM Development und ARE Austrian Real Estate denken bei ihrem Projekt Timber Factory weit über den Einsatz von Holz und Recyclingmaterial hinaus. Mit sieben Lösungsansätzen für ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Bauen soll das 59.000 Quadratmeter große Quartier Kreislaufwirtschaft in der Baubranche neu definieren.
Lösung 1: Ressourcenschonender Materialeinsatz
Im 20. Jahrhundert stieg allein die Gewinnung von Baumineralien um das 34-fache. Für die Timber Factory greift das Entwickler-Joint-Venture daher auf den nachwachsenden Rohstoff Holz zurück. Die Liste der Vorteile ist lang: Holz bindet nicht nur CO2 während des Wachstums, es lässt sich auch deutlich energieärmer verarbeiten als Beton. Teilweise werden Abfallstoffe der Holzproduktion thermisch verwertet oder zu biogenen Brennstoffen wie Hackschnitzel verarbeitet, um Energie im Produktionsprozess einzusparen.
Lösung 2: Neuer Lebensraum durch alte Materie
Mit dem Cradle-to-Cradle-Prinzip wurde in den 90er-Jahren der Begriff der Kreislaufwirtschaft entscheidend geprägt. Der Ansatz versteht Gebäude als Rohstofflager. Konkret bedeutet dies, dass sie umnutzungsfähig sind und die Materialien leicht demontiert werden können, weil sie sortenrein trennbar und dadurch vollständig verwertbar sind. Dieses Prinzip kommt auch bei der Timber Factory zum Tragen. Beim Rückbau der alten Lager- und Logistikhallen auf dem Gelände haben die Bauherren alle Materialien sorgfältig getrennt und in die Wiederverwendung gegeben. Insgesamt 95 Prozent der alten Stoffe werden dem Materialkreislauf zugeführt und künftig für den Bau von Straßen und neuer Gebäude eingesetzt.
Einiges davon bleibt auf dem Gelände: Aus recyceltem Beton werden im Rahmen eines großflächigen Artenschutzkorridors Sonnenbänke für Zauneidechsen, die gern auf Steinen oder Totholz Sonnenbäder nehmen. Alte Lagertore werden zu Informationstafeln im Quartier, die an die Vergangenheit des Geländes erinnern. Die Projektentwickler denken auch in die Zukunft: Bei einem späteren Rückbau der neuen Gebäude lassen sich die hochwertigen Holzbauelemente sortenrein trennen und ganze Bauteile an anderer Stelle neu einsetzen. Was nicht neu verbaut wird, kann zu Möbeln oder Werkstoffen wie Papier und Heizpellets verarbeitet werden.
Lösung 3: Weniger Emissionen, mehr Lebensqualität für Mensch und Natur
Laut BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) werden bei der Herstellung von Zement, Kalk und Gips für Wohn- und Nichtwohngebäude 25,6 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Ein Kubikmeter Holz speichert hingegen rund eine Tonne CO2 während des Wachstums. In der Timber Factory sind ingesamt 8.000 Kubikmetern Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern eingeplant.
Auch der hohe Vorfertigungsgrad von Holzteilen wirkt sich positiv auf die Umweltbelastung aus. Viele Teile kommen aus den Hallen des Holzbauers fertig auf die Baustelle, was die Lkw-Fahrten um das Siebenfache reduziert. Gleichzeitig sinken Lärm- und Schadstoffbelastung auf der Baustelle, das kommt Mensch und Natur zugute. Weil ein Großteil der Teile nur noch montiert werden muss, reduziert sich die Bauzeit – und damit die Belastung für die Nachbarschaft – laut UBM Development aus der Erfahrung anderer Projekte um rund 45 Prozent. Die Gewerke auf dem Bau profitieren von weniger Lärm, weniger Staub und einem insgesamt besseren Bauprozess.
Lösung 4: Architektur für Gegenwart und Zukunft
Die Investition in gute Architektur entscheidet maßgeblich darüber, ob ein Gebäude tatsächlich nachhaltig ist oder nicht. Denn sie kommt gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zugute. „Ein durchdachter Entwurf fügt Gebäude harmonisch in das Stadtbild ein und wird über viele Jahre hinweg als ästhetisch ansprechend und funktional empfunden. Solche Gebäude werden von den Menschen oft als wertvoll wahrgenommen und genießen eine hohe Akzeptanz, was langfristig ein urbanes Umfeld aufwertet und gesellschaftlich stabilisiert“, erklärt Dieter Schmahel, Projektleiter bei der ARE Austrian Real Estate. Der Entwurf für die Timber Factory, der von den Architekturbüros 03 Arch. und HK Architekten stammt, stellt deshalb sowohl den Design-Aspekt in den Mittelpunkt als auch den Bau werthaltiger Gebäude.
Lösung 5: Je flexibler die Nutzungsmöglichkeiten, desto größer der Nutzen
Nachhaltig ist nur, was auch genutzt wird. Mit der Timber Factory setzen die Entwickler deshalb bewusst auf ein Campus-Konzept in Innenstadtnähe, das sich flexibel auf zukunftsfähige Branchen einstellt. In der Timber Factory sind durch die Tragwerksplanung Flächen für innovative Industrien aus den Bereichen Life Science, Automotive und Light Industrial möglich. Die vier Gebäudekörper auf dem Campus der Timber Factory können sowohl als Produktions- wie auch als Büroflächen genutzt werden. Von S2-Laborflächen über Gewerbehallen bis zum klassischen Büro-Standort lässt sich auf dem Campus alles umsetzen. Ressourcen werden so effizienter genutzt und spätere Um- oder Neubauten vermieden.
Lösung 6: Green Buildings für grüne Unternehmen
Holz ist ein Nachfrage-Booster. CSR und ESG erhöhen den Druck auf Firmen, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. „Auf Mieter- und Investorenseite spüren wir seit einigen Jahren eine stark gestiegene Nachfrage nach Holz-Gebäuden. Nachhaltige Immobilienentwicklung wird damit auch ökonomisch sinnvoll“, sagt Dieter Schmahel. Zudem helfen nachhaltige Arbeitswelten den Unternehmen, Fachkräfte zu finden und zu binden. Denn: Das Image grüner Gewerbebauten überträgt sich auf das Arbeitgeberimage. Dadurch wiederum werden Mieter und Gesellschaft für das Thema sensibilisiert.
Lösung 7: Weniger Energieverbrauch in Bau und Betrieb
Damit nachhaltige Gebäude auch nachhaltig betrieben werden, müssen Entwickler und Nutzer Hand in Hand arbeiten: Energieverbrauch reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen, lauten die Grundsätze. In der Timber Factory soll beides gewährleistet sein. Der Energieverbrauch entspricht dem KfW-40-Standard. Darauf zahlt auch die Holz-Konstruktion ein. Die Dämmwerte einer 6,5 Zentimeter dicken Holzwand entsprechen denen einer rund 40 Zentimeter dicken Ziegelwand. Mit Green Lease-Verträgen sollen die künftigen Nutzer außerdem angehalten werden, grüne Stromanbieter zu nutzen und ihren Energieverbrauch zu reduzieren. In der Energieversorgung kommt der Campus komplett ohne fossile Brennstoffe aus. Wärmepumpen und Solaranlagen versorgen das Gelände mit grüner Energie.