Torsten Hollstein, Geschäftsführer der CR Investment Management, spricht mit uns auf der EXPO REAL 2022 über seine Erwartungen an Portfolien und erklärt, warum er den Begriff Stranded Assets nicht mag.
Die Risikomanager der deutschen Kreditinstitute erwarten aufgrund der derzeitigen Situation einen 25-prozentigen Anstieg der notleidenden Kredite im kommenden Jahr auf ein Volumen von 37,6 Milliarden Euro, wie eine Erhebung der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) und der Frankfurt School of Finance & Management ergab. Betroffen sein werden vor allem Kredite an Verbraucher und an mittelständische Unternehmen. Wie hoch wird die Prozentzahl innerhalb der Immobilienbranche sein? „Eine Prozentzahl zu nennen, traue ich mich nicht“, sagt Torsten Hollstein, Geschäftsführer der CR Investment Management. „Fakt ist, dass der Markt differenzierter wird, er bricht nicht in der Breite zusammen.“
Standort, Nutzer und ESG
Bislang sind NPLs (Non-Performing Loans) auf dem Immobilienmarkt weiterhin nicht groß in Erscheinung getreten. Doch steigende Kosten, Lieferengpässe und die damit verbundene Unsicherheit setzen besonders Projektentwickler unter Druck. Die Anzeichen verdichten sich, dass es sich dabei nicht nur um eine vorübergehende Entwicklung handelt und NPLs begünstigt. Kommt jetzt die Insolvenzwelle?
Im Officesegment sieht er verschiedene Herausforderungen: „Bereits während der Pandemie gab es das hohe Risiko, dass Mieter ausfallen.“ Nun kommen noch das Zinsumfeld sowie die Finanzierungen als Komponenten dazu. „Es geht um Standorte, Nutzer und ESG-Faktoren“, fasst Torsten Hollstein zusammen. Nachhaltigkeitskonforme Immobilien gehören auch für ihn zu den Gewinnern, Revitalisierungen werden auch aufgrund hoher Baukosten schwieriger.
„Ich mag den Begriff Stranded Assets nicht, man muss sich eben für jede Immobilie eine andere Nutzung überlegen.“ Die Thematik Standort ist für ihn klar: „Ich bin ein großer Fan der Stadt und glaube deshalb an innerstädtische Lagen in am besten gemischt genutzten Quartieren.“ Das sei unabhängig davon, ob es sich um eine A-, B- oder C-Stadt handele.
„Der Markt wird interessanter“
Noch ist im Markt genug Liquidität vorhanden, trotzdem: Player auf dem Markt werden Probleme bekommen. Das sei dann die Marktbereinigung, die auf dem Nutzermarkt Bestand haben wird. Und: „Wir hoffen auf die Portfolien, die jetzt auf den Markt kommen“, sagt Torsten Hollstein. „Es ist das Ende der Zeit angebrochen, wo es ohne etwas zu tun und nachzudenken, immer weiter nach oben ging. Das macht den Markt auf jeden Fall interessanter.“
Um neue gute Produkte zu schaffen, wird es Wertverluste geben. „Irgendjemand wird die tragen müssen.“ Der Druck, sich mit individuellen Produkten auseinanderzusetzen, nehme in Boomphasen immer ab. Nun sei er aber wieder da. Individualität und Qualität sind die Schlüsselbegriffe der kommenden Zeit. Torsten Hollstein ist seit knapp 30 Jahren in der Branche. „Die Finanzkrise war ein systemischer Bruch, es gab keine Finanzierungen auf dem Kapitalmarkt mehr“, sagt er. „Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob wir eine ähnliche Situation bekommen.“