Wenn es nach den Architekten Robin Lang und Wulf Kramer geht, dann sollen sich die Menschen in den Innenstädten „wie im eigenen Wohnzimmer“ fühlen. Mit diesem Ansatz gründeten sie 2020 das Unternehmen CITY DECKS, das einen – vor allem in den nordischen Ländern bereits umgesetzten – Trend bedient.
Die Transformation der Innenstädte ist im vollen Gang: Der Einzelhandel hat es schwer, es braucht neue Mobilitätsansätze, Anreize für einen Stadtbummel. „Weniger Lärm, weniger Autos, weniger Stress bedeuten mehr Freude, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten und vielleicht auch dann noch zu bleiben, wenn die Erledigungen gemacht sind. Oder vielleicht sogar gezielt zu kommen, um einfach nur zu entspannen“, sagt Robin Lang.
Stadtmöbel von CITY DECKS können gemietet werden
Ihre Möbel sollen neue Nutzungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum aufzeigen und die Aufenthaltsqualität unmittelbar verbessern. Und das ohne in die bestehende Infrastruktur einzugreifen. In Pforzheim lieferte CITY DECK beispielsweise zum Quartiersentwicklungsprojekt "Gestalte dein Quartier" die passenden Beet-Sitz-Fahrradparkplatz-Kombimöbel.
Die Kommune testet diese drei Monate, mit offenem Ausgang. Damit mehr Städte animiert werden, über solche Produkte nachzudenken, bieten Robin Lang und Wulf Kramer die Möbel zur Miete an. Sie können wieder abgebaut und weiterverwendet werden. Sie bieten beispielsweise noch modulare Stadt-Terrassen an, Möbel aus dem Drucker, modulare Radständer, Tankstellen für Fahrräder, Info- und Mitmach-Säulen oder Pflanzkästen.
Nachhaltigkeit als Selbstverständnis
Das Thema Nachhaltigkeit darf auch hier nicht fehlen. Das verwendete Holz – vorzugsweise Lärche – stammt aus dem Odenwald. Die Schreinerarbeiten werden von einem Unternehmen in der Nähe von Freiburg erledigt, die Metallarbeiten in Heidelberg und die Endmontage erfolgt in Mannheim. Das Holz ist zu 100 Prozent FSC-zertifiziert. Zudem spendet CITY DECKS ein Prozent ihres Jahresumsatzes an gemeinnützige Vereine, die die gleichen Werte vertreten und in Zusammenhang mit den Produkten stehen. Zuletzt unterstützten sie die Erschaffung und Erhaltung von Naturschutzgebieten. „Nachhaltigkeit ist unser Selbstverständnis. Hierbei tangieren uns neben ökologischen Themen auch der nachhaltige Umgang mit Stadt- und Quartiersräumen“, sagt Wulf Kramer.
Dabei werden unterschiedliche Aspekte beachtet. ABGEKÜHLT heißt eine Stadtmöblierung, die Sitzflächen mit einer natürlichen Wiese kombinieren. Die Oberflächentemperatur der Grünfläche ist im Sommer um bis zu zehn Grad kühler als die Außentemperatur. Die runden Module wurden 2023 mit dem German Design Award ausgezeichnet. „Bei steigender Dichte und immer wärmeren Sommern müssen Straßenräume neue Funktionen übernehmen und zu Instant-Naherholungsgebieten werden“, so Robin Lang.
Autofreie Zonen: Diskussionen müssen fachlich sein
Genauso plädieren die Gründer dafür, dass die autofreien Zonen nicht mehr emotional, sondern fachlich geführt werden. Deutschland sei das einzige europäische Land, dass sich bisher so sehr sträube. Ihnen gehe es darum, die Aufenthaltsqualität in Innenstädten zu verbessern, wodurch ebenso der Handel gestärkt wird. „Der stationäre Handel braucht nicht unbedingt einen Parkplatz, er braucht attraktive Orte, damit die Menschen in die Stadt kommen“, so Wulf Kramer. Rund 800 Module wurden bereits produziert, 700 davon sind in über 50 Städten von der Nordsee bis zum Bodensee im Einsatz. Jeden Monat kommen aktuell 50 bis 100 Module und weitere fünf Städte dazu. Derzeit ist CITY DECKS offizieller Dienstleister des Landes Baden-Württemberg für die temporäre Umgestaltung von Ortsmitten bis 2026.