ULI: „Innenstädte sind krank und mannigfaltig malade“

ULI: „Innenstädte sind krank und mannigfaltig malade“

ULI: „Innenstädte sind krank und mannigfaltig malade“
Quelle: Guillermo Riera/Pixabay

Das Urban Land Institute (ULI) und BNP Paribas REIM haben gemeinsam ein Strategiepapier erarbeitet. Mit den darin geschilderten Maßnahmen soll es mehr Resilienz geben, die Gemeinschaft der Stakeholder mitgenommen werden.

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„Wir widmen uns nur einzelnen Problemen, aber nicht der Gesamtheit. Genau das brauchen wir aber“, sagt Honoré Achille Simo, Executive Director bei JLL. Zudem ist er Co-Chair des ULI im Product Council Sustainable Cities. “Die Innenstädte sind krank und mannigfaltig malade. Jede Stadt muss ein Bild von sich definieren, um Projekte beurteilen zu können.“ Das Thema Stadtentwicklung ist ein durchaus kontroverses – mit sehr großen Herausforderungen. Aus diesem Grund hat das ULI gemeinsam mit BNP Paribas REIM das Diskussionspapier „Stadttransformation versus urbane Resilienz – Wie Städten eine nachhaltige Transformation gelingt“ erstellt. Neben der Theorie stehen Best Practise-Beispiele unter anderem aus Hamburg, Lünen (NRW), Kopenhagen, Bogotá, Mexiko-Stadt, Houston, Manchester und Paris im Fokus. Sie reichen vom Konzept für neue Verkehrsnetze über umfassende Visionen für eine nachhaltige Stadtentwicklung bis zu Städtenetzwerken mit gemeinsamen Ideen zur Stärkung der Resilienz.

Hier die zehn wichtigsten Punkte aus dem Papier:

„Wir sehen uns als Visionsgeber, wollen einen Call to Action in die Immobilienbranche geben“, sagt Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI Deutschland/ Österreich/ Schweiz. Das Diskussionspapier ist das Ergebnis eines Prozesses, bei dem eine Vielzahl von Experten aus dem Product Council Sustainable Cities des ULI sowie aus der Immobilienbranche eingebunden wurden. „Unsere Lebensgrundlage muss robuster werden. Das gilt erst recht in Krisenzeiten“, sagt Thomas Kotyrba, Head Of Research and Strategy bei BNP Paribas REIM. „Stadtentwicklung ist ein gesellschaftsrelevantes Thema, da urbane Resilienz nur mit Weitsicht und Entschlossenheit funktioniert.“

Zudem ruft das Papier die „Neue Leipzig-Charta“ aus dem Jahr 2020 ins Bewusstsein, zu der sich die in Europa für Stadtentwicklung zuständigen Ministerien bekannt haben. Eine gerechte, grüne und produktive Stadtentwicklungspolitik ist demnach am Gemeinwohl zu orientieren – fällt aber keinesfalls allein in die Verantwortung der öffentlichen Hand. Es ist zudem notwendig, das Bewusstsein für städtisches Risikomanagement zu erhöhen und die Kooperation zwischen allen städtischen Beteiligten zu intensivieren. „Es geht nicht um Copy & Paste, sondern um individuelle Betrachtungen“, so Honoré Achille Simo. Das gelte für kleine wie große Kommunen.

Funktionsfähigkeit der Städte sichern

„Jede Stadt muss ihre Funktionsfähigkeit sichern“, so Isabella Chacón Troidl, Vorsitzende der Geschäftsführung bei BNP Paribas REIM und Co-Chair ULI Product Council. „Sie muss für alle da sein. Durchmischte Quartiere sind nicht nur lebenswerter, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Der Verzicht auf schnelle Gewinne zugunsten langfristiger sozialer und wirtschaftlicher Vorteile ist eine kluge Investition in die Lebensqualität aller Schichten.“ Die unterschiedlichen Interessen der Stakeholder bilden ein komplexes Spannungsfeld. „Es geht um die soziale Rendite, um das gemeinsame Einschwören auf eine Vision. Die Umsetzung einer Strategie ist dann ein stetiger Veränderungsprozess, das sollte allen klar sein.“

Dafür bedarf es einer Erweiterung des Begriffes Infrastruktur. „Es ist wichtig, dass die Menschen an Orten und Plätzen bleiben“, so Honoré Achille Simo. Heißt: Es geht um Aufenthalts- oder Verweilqualität. „Dazu müssen verschiedene Dinge wieder zusammengeführt, Monostrukturen aufgelöst werden.“ High Street und Bürostadt wären dann Geschichte. Dezentralität bestimme heute das Leben. Einkaufen ist im Internet möglich, das Arbeiten Zuhause. „Es findet ein Paradigmenwechsel statt, die Städte haben ihr Monopol verloren. Sie müssen sich als Marken entwickeln, um die Menschen wieder zurückzuholen. Wir wollen den Diskurs anstoßen, damit sie wieder gern in die Innenstädte gehen.“