Die Leipziger Stadtbau AG entwickelt ein neues Quartier in Halle. Das innenstadtnahe Gebiet gehört zu den letzten unbebauten Filetstücken in der Saalestadt.
Das Charlottenviertel wird aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Im Frühjahr 2017 sicherte sich die Leipziger Stadtbau AG 23 Flurstücke mit einer Größe zwischen 80 und 4.000 Quadratmetern zwischen Charlottenstraße, Gottesackerstraße und Töpferplan. Laut Schätzungen lokaler Medien brachten die Sachsen eine siebenstellige Summe für insgesamt 9.400 Quadratmeter des zerstückelten und überwiegend ungenutzten Geländes auf. Da viele der Brachen einzeln nicht zu bebauen sind, kaufte das Unternehmen weitere Grundstücke von privaten Besitzern hinzu: Es soll ein modernes Stadtquartier entstehen.
Die Leipziger Stadtbau AG, auch verantwortlich für die Entwicklung der Brachfläche am Bayerischen Bahnhof in Leipzig, ist mit mehreren Objekten in Halle vertreten. Derzeit läuft der Ausbau des Frede-Hauses zum Wohnpark im Paulusviertel, die Sanierung eines Wohnhauses in der Schopenhauerstraße ist in Planung. Der Stadtbau AG gehören zudem einige Bestandsgebäude im Charlottenviertel, darunter der ehemalige Kulturtreff LaBim.
Kritik am Verkauf
Unweit des Hanserings gelegen, schließt sich das zu bebauende Gebiet direkt östlich an die Altstadt an. Im Norden grenzt es an den Stadtgottesacker und den Stadtpark. Da mittlerweile auch in Halle Bauland ein rares Gut darstellt, gleichen die zentral gelegenen Grundstücke der Stadtbau AG ungeschliffenen Diamanten. Das wissen auch die Hallenser. Sie kritisierten ihren Oberbürgermeister Bernd Wiegand auf das Schärfste, als er die Parzellen ohne Wissen des Stadtrates verkaufte. Gleichwohl, er handelte rechtens. Er darf Geschäfte bis zu 250.000 Euro ohne Beteiligung des Stadtrates genehmigen. Die einzelnen Parzellen erreichten diese Grenze nicht.
Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Halle (ISEK Halle 2025) ist das Planungsgebiet als überwiegend bauliche Entwicklungsfläche gekennzeichnet. Demnach soll das Gelände zu einem Wohnquartier werden. In einem kooperativen Verfahren erfolgt die Gesamtentwicklung auf der Grundlage eines städtebaulichen Konzeptes. Das Ziel ist ein qualitätsvolles städtebauliches und architektonisch anspruchsvolles Quartier. Wie genau das Stadtviertel am Töpferplan aussehen soll, wird ein Architekturwettbewerb ergeben. Der Start ist für das zweite Quartal 2019 vorgesehen.
Laut Unternehmenssprecherin Peggy Walenta werde dieser als kooperativer, zweistufiger Einladungswettbewerb ausgelobt. Mit den Ergebnissen sei nach den Sommerferien zu rechnen. Ein Preisgericht entscheidet am Ende über die eingereichten Arbeiten. „Aktuell erfolgt die finale Abstimmung mit den Verantwortlichen der Stadt Halle zum Wettbewerbspapier“, sagt Peggy Walenta auf Nachfrage. Visualisierungen gibt es erst nach Abschluss des Verfahrens.
Gemischt genutztes Quartier
Das Quartier am Töpferplan soll von Wohnen und Gewerbe geprägt werden. Neben Büro- und Praxisräumen entstehen Angebote zur Nahversorgung und eine Kindertagesstätte. Solche lebendigen Quartiere treffen den Nerv der Zeit. Durch die räumliche Nähe von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen ermöglichen sie zumindest potenziell, dass sich ein Großteil des täglichen Lebens im Kiez abspielt. Auf das Auto muss nur noch im Notfall zurückgegriffen werden. Das vermeidet Verkehr und trägt zur Nachhaltigkeit bei.
Apropos: Die Parkplatzsituation im Viertel ist schon heute problematisch. Um sie zu entschärfen, plant die Stadtbau AG eine zentrale Garage zur gemeinschaftlichen Nutzung. Gleichzeitig soll ein schlüssiges Mobilitätskonzept den Autoverkehr eindämmen. Selbst an Naherholungsmöglichkeiten wurde gedacht. „Gestaltete Freianlagen, begrünte Innenhöfe und gemeinschaftlich nutzbare Spielplätze für Kleinkinder werden das Gesamtbild abrunden und die Wohnqualität stärken“, so Peggy Walenta. Den Bauantrag möchte die Stadtbau AG noch in diesem Jahr stellen. Für die Realisierung ist die Am Stadtpark GmbH zuständig, eine eigens gegründete Tochtergesellschaft des Mutterkonzerns aus Leipzig.