Die TERRAGON AG baut hochwertige Seniorenwohnungen auf dem Grundstück eines historischen und umkämpften Berliner Ausflugslokals im Ostberliner Bezirk Köpenick. Das Haus San Remo hat das Unternehmen bereits fertiggestellt. Die Pandemie hat Auswirkungen auf das Projekt.
Von dem berühmten Ausflugslokal Riviera ist kaum etwas zu erkennen und auch nicht mehr viel übrig. Banner zum Projekt verhängen den Rest der alten Fassade und kündigen das Neue an: Auf dem historischen Areal am Ufer der Dahme in Berlin-Grünau errichtet die TERRAGON AG eine Vitalresidenz für Senioren mit gehobenen Ansprüchen. Michael Held, Vorstandsvorsitzender der TERRAGON AG, äußerte zur Bedeutung des Projektes: „Die Seniorenresidenz Riviera ist für uns hinsichtlich ihrer Lage, Ausstattung, Größe und Konzeption ein Leuchtturmprojekt im Premiumsegment des Servicewohnens.“
Vitalresidenz Riviera: Gehobenes Servicewohnen für Senioren am Ufer der Dahme
Rund 80 Millionen Euro investiert der Berliner Projektentwickler in das Ensemble mit fünf Gebäuden, 208 barrierefreien Wohnungen und einem besonderen Konzept: Wohnen wie im Hotel, nur mit mehr Platz – und auf Wunsch mit Rundum-Service und Pflege. Angeboten werden Ein- bis Vierzimmerwohnungen. Die Kaltmiete für eine Zweizimmerwohnung mit 60 Quadratmetern kostet rund 1.600 Euro, für eine Dreizimmerwohnung mit 85 Quadratmetern rund 2.000 Euro.
Hinzu kommen Nebenkosten, die pro Person auch eine Servicepauschale umfassen. Denn die Residenz bietet eine Rezeption und 24 Stunden-Hilferuf vor Ort, einen Fitnessraum, ein Schwimmbad mit Gegenstromanlage, eine Sauna. Zum Konzept gehören das Veranstaltungsprogramm, Hauswirtschaft sowie ambulante Pflege und Betreuung bei Bedarf. „Mit unserem besonderen Konzept ermöglichen wir den zukünftigen Bewohnern im Rahmen des Service-Wohnens eine selbstbestimmte Lebensführung mit einem möglichst hohen Grad an Eigenständigkeit in einer angenehmen, lebendigen und sicheren häuslichen Umgebung.“ Serviceanbieter ist der Gesundheitskonzern Agaplesion.
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Denkmalschutz und Historie des Areals lange Grund für Streit
Die Klientel für hochpreisiges Wohnen im Alter ist da: Bis Ende Mai wurden bereits 100 Wohnungen vermietet oder sind verbindlich reserviert. „Das einst sehr umstrittene Projekt verzeichnet einen großen Zuspruch von Senioren aus Köpenick. Überraschenderweise kommen die Interessenten auch aus dem Westen der Stadt. Anders als bei vergleichbaren Projekten gehören zu den Interessenten auch viele Paare“, betont Michael Held.
Gestritten wurde tatsächlich lange – und das bereits bevor die TERRAGON AG auf den Plan trat. Knackpunkt: Denkmalschutz und die Historie des Areals. Die ursprüngliche Riviera war 1890 als Tanzdiele mit Restaurant im Freien gebaut worden. Ein paar Jahre später kam das Gesellschaftshaus mit Ballsaal dazu. Das Ausflugslokal an der Regattastrecke zog Tausende Berliner an. Sie sahen den Ruderern zu, tanzten und feierten. Zu DDR-Zeiten wurde der Ballsaal als Diskothek genutzt. Nach der Wende ging das inzwischen denkmalgeschützte Ensemble an die Treuhandliegenschafts Gesellschaft (TLG) und wurde geschlossen. Danach stand es jahrelang leer, die Bausubstanz verfiel.
Der Bezirk Köpenick lehnte Wohnungsbau auf dem Gelände ab. 2006 wurde das Areal dann an eine türkische Investorin verkauft. Sie versprach ein Kongress-Hotel zu bauen. Doch nichts geschah. 2012 beantragte sie den Bau von Wohnungen. Das Bezirksamt lehnte erneut ab. Irgendwann war es den Grünauer Bürgern zu viel. Sie gründeten eine Initiative zur Rettung der Riviera. Doch erst 2014 ließ der Bezirk per Ersatzvornahme die Decken im Ballsaal stützen.
Bürgerprotest gegen Seniorenresidenz Riviera von TERRAGON
Nach Ablauf der Spekulationsfrist veräußerte die Investorin das Areal schließlich an die TERRAGON AG. Der Berliner Bauentwickler, spezialisiert auf Wohnprojekte für Senioren, sagte den Erhalt der Denkmale zu. Anwohner kritisierten jedoch die Baupläne für die Vitalresidenz heftig. Mit Riviera, Gesellschaftshaus und vier Neubauten sei das Ensemble zu massiv. Rainer Hölmer, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen in Köpenick, erklärte: „Ich habe Verständnis dafür, dass angesichts der einzigartigen Historie von Riviera und Gesellschaftshaus einige Bürger angesichts einer künftigen Nutzung als Seniorenresidenz enttäuscht reagieren.“ Aber das Projekt sei mit Blick auf die demographische Entwicklung zu begrüßen und zumindest eine Perspektive für die verfallende Bausubstanz.
Doch ein Feuer zerstörte viele Hoffnungen: Bei einem Großbrand im Juli 2019 wurde der Dachstuhl des Gesellschaftshauses vernichtet, die Decken stürzten ein, das Projekt geriet ins Stocken. Anfang des vergangenen Jahres ließ die TERRAGON AG dann einen Großteil des Gebäuderestes bis auf die Außenmauern abreißen. Ein Stück der Fassade des Ballsaals mit den hohen Rundbogenfenstern blieb erhalten. Sie wird jetzt in den Neubau integriert und der Saal mit Hilfe von Fotos und eingelagerten Bauteilen als Muster nachgebaut. Das ehemalige Gesellschaftshaus mit Veranda wird ebenfalls wiederhergestellt und zu Wohnzwecken umgebaut.
Die Kosten dafür liegen im zweistelligen Millionenbereich. Der Saal soll später als Restaurant und Veranstaltungssaal dienen und öffentlich zugänglich sein. Eigentümer der Vitalresidenz ist die Aachener Grundvermögen. Sie hat den Gebäudekomplex mit einer Gesamtmietfläche von 13.500 Quadratmetern 2019 für ihren Aachener-WohnenPlus-Fonds per Forward Deal erworben – bis dahin eine der größten Transaktionen für Servicewohnen in Deutschland.
Vitalresidenz Riviera: Die Seele von Grünau ist gerettet
Update, 06.01.2022: Die TERRAGON AG stellt das Haus San Remo fertig. Die Pandemie hat Auswirkungen auf das Projekt.
Die Bauarbeiten auf dem Areal der Vitalresidenz Riviera an der Dahme in Berlin-Grünau dauern noch an. Olaf Urban-Rühmeier, Pressesprecher der TERRAGON AG, sagt: „Corona-bedingte logistische Probleme haben auch vor Grünau nicht Halt gemacht. Das Haus San Remo, das Herzstück der Residenz, konnte Ende des Jahres in Betrieb gehen.“ Die ersten Mieter zogen im Dezember ein. Das Interesse an den altersgerechten Wohnungen mit hohem Standard sei nach wie vor groß. Inzwischen sind 140 der insgesamt 208 Wohnungen vermietet.
Der von Brand schwer geschädigte Ballsaal ist rekonstruiert und restauriert worden. Im Oktober 2021 konnte das Ergebnis präsentiert werden. Die Fassade mit den großen Rundbogenfenstern ist erhalten geblieben. Innen besticht der Saal durch helles Parkett und Stuck, Gold und Malerei an der Decke. Auf das Ergebnis der zwei Jahre dauernden Sanierung reagierte der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick erleichtert. Oliver Igel betonte: „Mit der Restaurierung des Riviera-Saales hat TERRAGON die Seele von Grünau gerettet.“ Für den Bezirk war neben dem Erhalt und Betrieb des Saals als Veranstaltungsraum und öffentliches Restaurant auch wichtig, dass der Uferweg öffentlich zugänglich bleibt.
Betreiber der Vitalresidenz Riviera ist die Firma VILVIF, ein Joint-Venture von AGAPLESION und TERRAGON. Die neue Marke wurde zeitgleich mit dem Ballsaal vorgestellt: Der größte christliche Gesundheitskonzern und der führende Entwickler von Servicewohnungen für Senioren wollen damit neue Marktstandards in der Servicequalität etablieren. Diese betreffen die Auswahl der Standorte, die Außen- und Innenarchitektur sowie den Umfang und die Qualität des Serviceangebots. Die Seniorenresidenz Riviera firmiert unter dem Namen VILFIV Berlin, denn das Unternehmen hat inzwischen bereits ein weiteres Premium-Projekt in Ahrensburg übernommen. Die Service-Wohnanlagen orientieren sich an der Vier-Sterne-Kategorie im Klassifizierungssystem der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. (gif).
Christian Lust, Geschäftsführer der Servicegesellschaft VILVIF, sagt: „Die Vitalresidenz Riviera und auch unser neues Projekt in Ahrensburg fangen den Grundgedanken von VILVIF sehr gut ein. Wir wollen ein attraktives Lebensumfeld für aktive Senioren schaffen, mit einem reichen Freizeit- und Kulturangebot und mit großzügigen Gemeinschaftsflächen. Dazu die Schaffung eines Ortes, an dem man sich bis ins hohe Alter wohlfühlt und selbstbestimmt leben kann. Wir wollen Leichtigkeit als Lebensgefühl vermitteln.“
Einen regionalen Fokus gibt es bei der Auswahl geeigneter Standorte nicht. Das Einzugsgebiet muss jedoch mindestens 80.000 Einwohner umfassen und die Mikrolage zum Konzept passen. Es wird angestrebt, Wohnanlagen ab einer Mindestgröße von 150 Wohneinheiten zu betreiben. Dr. Annette Heilig, CSO der TERRAGON AG, betont: „VILVIF Berlin ist eines unserer Leuchtturmprojekte. Die überaus positive Resonanz spricht für das Konzept, den Standort und das gesamte Angebot.“