Die Weimarer Wohnstätten GmbH hat sich wegen der „Platte“ eine echte Platte gemacht. Das Problem: Die Wohnblöcke in der Moskauer Straße in Weimar sollen so saniert werden, dass sie komplett barrierefreie Zugänge bekommen. Kein leichtes Unterfangen...
Die Weimarer Wohnstätten GmbH und die Wiederbelebung von DDR-Plattenbauten
Da stehen sie nun, die zwei Blöcke mit dem Etikett Wohnungsbauserie, kurz WBS, in der Moskauer Straße in Weimar. Die Klassiker der DDR-Plattenbauweise standen schon einige Zeit leer. Jedoch die Weimarer Wohnstätten GmbH schätzte das Potential, das in den L-förmig zueinanderstehenden Plattenbauten mit ihren je vier Eingängen und den beiden Wohnungen pro Geschoss steckt. Saniert sollte werden und das barrierefrei.
Klassisch gemacht, hätte das bedeutet: Acht Aufgänge, acht Fahrstühle und daraus folgender, enormer Platzverlust sowie exorbitante Baukosten, die sich in den Mieten niedergeschlagen hätten. Die Lösung der kommunalen Wohnungsfirma: Im letzten Jahr wurden die Blöcke entkernt und genau zwischen sie ein zentraler, siebengeschossiger Haupteingang neu gebaut – mit weiteren 14 Wohneinheiten und mit Aufzug. Von ihm führen pfeilgerade Mittelgänge zu den Wohnungen beiderseits der Flure. Barrierefrei können so die künftigen Mieter ihre Wohnungen erreichen, egal ob sie in den Neubau oder in die sanierte Platte einziehen.
Der Dreh mit dem Dreh
Um dies umzusetzen, waren erhebliche Eingriffe in die Gebäudestruktur notwendig. Der Grundriss der meisten Wohnungen wurde um 90 Grad gedreht. Reichte er bislang von einer Fassade zur anderen, verläuft er jetzt meist entweder an der vorderen oder der hinteren Hausseite. In der Mitte liegt der Gang vom und zum Fahrstuhl. Von den acht alten Treppenhäusern sind sechs verschwunden und zu zusätzlicher Wohnfläche geworden. Anfang Oktober feierten die Bauherren Richtfest. Seit 27 Jahren gibt es die Wohnstätten GmbH nun und bei den insgesamt 6.370 Wohnungen im Bestand war oft viel Phantasie bei Bau oder Umbau gefragt. In der Moskauer Straße war eine Extraportion davon notwendig. Das Unternehmen investiert in das Projekt rund zehn Millionen Euro.
Gebaut wird noch bis voraussichtlich zum Ende 2020. Dann ist das kommunale Wohnungsunternehmen der Klassikerstadt um insgesamt 83 sanierte oder neue Wohnungen reicher. In je zwei bis fünf Räumen wird wieder Leben einziehen, Leben im unverwüstlichen Klassiker WBS 70.