Weltgrößte Fabrik für serielle Holzbauweise entsteht in Sachsen-Anhalt

Weltgrößte Fabrik für serielle Holzbauweise entsteht in Sachsen-Anhalt

Weltgrößte Fabrik für serielle Holzbauweise entsteht in Sachsen-Anhalt
Die Fertigteil-Fabrik in Möckern befindet sich noch in Bau. Ende des Jahres soll die Produktion starten. Quelle: Nokera

Günstig und nachhaltig bauen: Im Norden des Bundeslandes wird ein riesiges Werk für die Produktion von Wohnhäusern in serieller Holzbauweise gebaut. Der Investor ist in Mitteldeutschland kein Unbekannter: Norbert Ketterer.

Agentur

Der Plattenbau ist zurück: diesmal nicht aus Beton, sondern aus Holz. Bis zu 20.000 Wohneinheiten will das Schweizer Unternehmen Nokera jährlich in Deutschland errichten. Dafür wird aktuell in Möckern bei Magdeburg eine sogenannte Green-Construction-Factory errichtet, in der ein Großteil der vorgefertigten Teile produziert werden soll. „Wir wollen hochqualitativen, bezahlbaren und klimaschonenden Wohnraum schaffen“, sagt Norbert Ketterer, Gründer und Verwaltungsratspräsident von Nokera. Er spricht sogar von einer: „Revolution des Bauens“.

Fabrik zur Produktion von Wohnhäusern in serieller Holzbauweise: 500 neue Arbeitsplätze entstehen

Bis Ende des Jahres soll die Fabrik die Arbeit aufnehmen. Nach Angaben von Produktionsvorstand Markus Lechner gibt es einen hochautomatisierten Produktionsprozess mit vier Linien, der von qualifizierten Fachkräften gesteuert wird. Dazu seien standardisierte Produktionsprozesse aus der Automobilindustrie in das Bauwesen übertragen worden. Am Standort würden 400 bis 500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Nokera hat in der benachbarten Stadt Burg bereits die Wood Factory in Betrieb genommen, die heute schon zu den größten deutschen Fertigungsstätten zur Produktion von Wohngebäuden aus Holz zählt: mit jährlich 4.000 Wohnungen.

Das Holz, es handelt sich vor allem um Fichte und Tanne, stammt laut Markus Lechner zu 80 Prozent aus Deutschland und zu 20 Prozent aus Skandinavien. Im neuen Werk werden daraus Wände in sogenannter Holztafelbauweise hergestellt. Die Holztafeln bestehen aus weitgehend vorgefertigten, beidseitig beplankten Elementen. Abhängig von der Wahl der Dämmstoffe können diese bereits im Werk oder nach der Montage der Elemente auf der Baustelle eingebracht werden.

Keine Angaben zu Kostenersparnis

„Durch Standardisierung, Skalierung und Industrialisierung kann deutlich günstiger gebaut werden als bei herkömmlicher Bauweise“, sagt Finanzvorstand Jan Hedding. Zu den angestrebten Quadratmeterpreisen im Neubau gibt es jedoch keine konkreten Angaben. Das hänge auch von den Rahmenbedingungen des jeweiligen Projektes ab, so Jan Hedding. Vermutlich möchte Nokera auch nicht, dass Wettbewerber dem Unternehmen zu tief in die Karten schauen.

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey kommt in dem Bericht The next normal in construction zu dem Schluss, dass sich die bislang eher traditionelle Bauindustrie mit zunehmendem Tempo verändert und nun vermehrt auf innovative Technologien und digitale Tools zurückgreift. Durch Digitalisierung und Automatisierung entlang der Wertschöpfungskette seien Effizienzgewinne von 50 bis 60 Prozent möglich.

Fertighaus als Kohlenstoff-Speicher

Als Kostprobe, was in der Fabrik produziert wird, hat Nokera gleich ein Musterhaus in das Industriegebiet gesetzt. Der vierstöckige Bau mit bodentiefen Fenstern unterscheidet sich äußerlich nicht von anderen Neubauten. Die Besonderheit: Er wurde in nur drei Monaten errichtet. Produktvorstand Markus Lechner, ein gelernter Zimmermann, schwärmt vom Baustoff Holz. Es besitze eine gute Wärmedämmung, hohe Tragfähigkeit – und jeder verbaute Festmeter speichert Kohlenstoff, den der Baum zuvor aus der Atmosphäre geholt hat. „In einem Nokera-Typenhaus mit 20 Wohnungen werden umgerechnet 300 Tonnen CO2 gespeichert und langfristig gebunden“, rechnet er vor.

Anfang August besuchte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) die künftige Fabrik und informierte sich über die Produktionsweise. Um den Wohnungsmangel in Deutschland zu lindern, sollen jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden – tatsächlich waren es im vergangenen Jahr nur knapp 300.000. Klara Geywitz sieht die serielle Bauweise als Lösung, schnell neuen Wohnraum zu schaffen. Markus Lechner weist darauf hin, dass auch Genehmigungsverfahren etwa in Hinblick auf Typengenehmigungen für serielles Bauen noch vereinfacht werden müssten, damit das gesellschaftliche Ziel von 400.000 Wohneinheiten erreicht werden kann.

Holz aus Baustoff holt auf

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 124.600 Wohngebäude (Neubauten) genehmigt. Am häufigsten (29,6 Prozent) wurde die Baugenehmigungen für ein Wohngebäude mit Ziegeln erteilt. Danach folgten Porenbeton mit 21 Prozent, Holz mit 20,4 Prozent, Kalksandstein mit 16,7 Prozent, Stahlbeton mit 7,9 Prozent und alle anderen Baustoffe zusammen mit 4,5 Prozent. Im Fertigteilbau dominiert Holz bereits mit 88,1 Prozent. In den vergangenen Jahren gab es einen stetigen Zuwachs der Holzbauweise.

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