Offene Immobilien-Publikumsfonds behaupten sich auch in der Corona-Pandemie. Für 2021 ist mit hohen Mittelzuflüssen für die Anlageklasse zu rechnen und aufgrund mangelnder Anlagealternativen wird mit einer hohen Nachfrage gerechnet.
„Der Zug fährt schnell weiter pro Immobilien-Publikumsfonds“, sagt Michael Schneider, Geschäftsführer der INTREAL. „Die Pandemie hat den Fonds nicht geschadet.“ Das Jahr 2020 hinterließ Spuren, bei weitem allerdings weniger als erwartet. Brachen während des ersten Lockdowns die Mittelzuflüsse ein, so gab es am Ende des Jahres Nachholeffekte. Die Vertriebe konnten gut arbeiten, auch wenn Corona die Platzierungsprozesse behinderte.
Offene Immobilien-Publikumsfonds: Büro und Handel verlieren
Die negativen Auswirkungen treffen dafür aber sehr deutlich für zwei Assetklassen zu: Büro und Handel. „Wir werden eine Bewegung bei den Fonds hinsichtlich der Schwerpunkte haben. Wohnen wird überdurchschnittlich vertreten sein, Logistik kommt sehr stark“, so Michael Schneider. „In vielen Fonds war zu viel Büro.“ Der Experte sieht einseitige Allokationen eher als Behinderung und glaubt, trotz der starken Betroffenheit des Segmentes, dass „Hotels wiederkommen werden“. Insgesamt stellt er Deutschland als Anlagestandort ein sehr gutes Zeugnis aus und „rechnet mit einem ähnlich hohen Anlegerinteresse“ in diesem Jahr.
Wohnen und Logistik kommen, ESG als Megatrend
Die DWS als traditioneller Anbieter von Fonds nimmt sektorale und geographische Diversifikationen vor und verzeichnete 2020 knapp zwei Milliarden Transaktionsvolumen. Ulrich Steinmetz, in der Geschäftsleitung der DWS Grundbesitz, weist ebenfalls auf die klaren Megatrends Wohnen und Logistik hin. „Auch wir werden uns darauf konzentrieren.“ Ein sehr aktives Transaktionsmanagement sorge für eine volle Pipeline. Zudem verpflichtet sich das Unternehmen, beispielsweise für das Büroimmobilien-Portfolio die CO2-Emmisson um 50 Prozent zu senken. „Insgesamt ist ESG ein Thema, das immer bestimmender wird.“
INDUSTRIA WOHNEN managt den Fonds FOKUS WOHNEN DEUTSCHLAND. Der Name verrät bereits, dass schon vor der Pandemie hier auf das nun immer mehr in den Vordergrund drängende Segment Wohnen gesetzt wurde. „Auch wir haben einen Einbruch gesehen und zum Ende des Jahres hin einen Anstieg der Mittelzuflüsse“, so Klaus Niewöhner-Pape, Geschäftsführer bei der INDUSTRIA WOHNEN. „Dazu gab es natürlich eine Verunsicherung der Anleger.“ Trotzdem seien nur zehn Millionen Euro weniger als 2019 eingegangen, insgesamt 146 Millionen Euro.
Niedrigere Renditen, hohe Einnahmesicherheit
Bisher kann INDUSTRIA keinen signifikanten Anstieg der Mietausfälle konstatieren. Seit Jahren setzt das Unternehmen auf den Wohnungsbau. 2020 wurden acht Immobilien mit 660 Wohneinheiten fertig gestellt, davon 40 Prozent im geförderten Bereich. Vier Bauvorhaben befinden sich derzeit in Realisierung. Die Durchschnittsmiete beträgt 8,50 Euro pro Quadratmeter. „Damit bewegen wir uns im Bereich bezahlbares Wohnen“, so Klaus Niewöhner-Pape. „Investoren zeigen sich diesem Thema gegenüber sehr offen, wir sehen eine hohe Nachfrage. Die Renditen sind nur geringfügig niedriger, dafür ist die Einnahmesicherheit sehr hoch.“ Ziel sei es, dass 15 bis 25 Prozent des Fondsvermögens in diesem Bereich eingesetzt werden.
Sein Blick auf 2021 ist positiv: Klaus Niewöhner-Pape rechnet mit 150 bis 200 Millionen Euro Mittelzuflüssen. Allein in den ersten beiden Januarwochen gingen 20 Millionen ein. Drei bis fünf Projekte sollen eingekauft werden, im Wert von etwa 200 Millionen Euro.