Für Berlin-Kreuzberg ist ein ganz besonderes Gebäude geplant: Deutschlands höchstes Haus aus Holz. Für dieses ambitionierte Projekt konnte das Osloer Architekturbüro Mad arkitekter den Realisierungswettbewerb gewinnen. Wir liefern neben optischen Eindrücken alle Informationen zu dem 98 Meter hohen Hochhaus.
Das in Oslo ansässige Architekturbüro Mad arkitekter hat den Realisierungswettbewerb für das Wohnhochhaus WoHo in Berlin-Kreuzberg gewonnen. Im Rahmen des zweistufigen Wettbewerbs überzeugten die Norweger die Jury, die sich aus Vertreter*innen des Landes Berlin, des Bezirks, renommierten Fachleuten und der Bauherrenschaft UTB zusammensetzte. Mit dieser Entscheidung wurde zum einen festgelegt, wie die Kubatur und Positionierung des Hochhauses auf dem Grundstück an der Schöneberger Straße aussehen soll. Zum anderen bekräftigt die Juryentscheidung die Philosophie des Projekts als vertikales, urbanes Quartier mit vielfältigen Nutzungen. Insgesamt wurden 14 Arbeiten für Deutschlands höchsten Holzhybridbau eingereicht, von denen es sechs in die zweite Wettbewerbsphase schafften.
WoHo - Mit 98 Metern Deutschlands höchstes Haus aus Holz
Mad arkitekter überzeugten die Jury mit ihrem „Entwurf, der sich in seiner Baukörperausformulierung und Ausrichtung angemessen in den städtebaulichen Kontext einfügt und gleichzeitig den Anspruch an das besondere Programm des WoHo erfüllt. Die differenzierte Gebäudefigur aus vier einzelnen Baukörpern wird aus der typischen Kreuzberger Stadtstruktur abgeleitet und konsequent in der inneren Raumstruktur weiterentwickelt“, so die Jury. „Berlin ist schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für Mad gewesen und auch die Idee der Gründung des Büros ist in Berlin geboren. Wir freuen uns deshalb besonders, das WoHo in Zusammenarbeit mit Land und Bezirk, mit UTB und den Anwohner*innen weiterzuentwickeln“, freut sich das Team von Mad.
Markant ist der im Zentrum des Ensembles positionierte 98 Meter hohe Turm mit 29 Geschossen, der das WoHo zu Deutschlands höchstem aus Holz erbautem Gebäude macht. Lediglich Kerne und das Untergeschoss sollen aus Stahlbeton errichtet werden, die Einhaltung des KfW-40 Standard ist avisiert. Durch die Sockelkomposition, Auskragungen und Vorsprünge im Turm entsteht Bewegung, die durch die Lebendigkeit der begrünten und klar gegliederten Raster-Holzstruktur der Fassade akzentuiert wird. Abgerückt von der Schöneberger Straße fügt sich das WoHo städtebaulich angemessen in seine Umgebung, wirkt identitätsstiftend und öffnet sich zum Grünzug Anhalter Steg.
Die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche für Bewohner*innen und Nachbarschaft befinden sich im siebengeschossigen Sockelbereich und werden durch die außenliegende Treppe verbunden. Das vier Meter hohe Erdgeschoss ist bewusst einladend konzipiert und sieht Gewerbeflächen für die Nahversorgung wie beispielsweise Bäcker, Cafés, Spätkauf und Werkstätten vor. In den weiteren Geschossen des Sockelbereichs sind Flächen für soziale und öffentliche Funktionen und Träger untergebracht, darunter eine Kita und Hort mit Außenflächen auf den Dächern, Kiezkantine, Jugendeinrichtungen, Indoor-Spielplatz, Ateliers und Gewerbeeinheiten sowie große Familienwohnungen. Das Dachgeschoss im Turm ist ebenfalls öffentlich zugänglich und bietet zudem Möglichkeiten für eine Bar und Sauna.
WoHo wird vertikales, urbanes Quartier in Berlin-Kreuzberg
Die 18.000 Quadratmeter Nutzfläche sind wie folgt verplant:
- 15 Prozent für soziale Infrastruktur
- 25 Prozent für gewerbliche Einrichtungen
- 60 Prozent für das Wohnen
Letzteres gliedert sich zu je einem Drittel in mietpreisgebundene Wohnungen, bezahlbare genossenschaftliche Wohnungen und Eigentumswohnungen. Dabei werden ganz unterschiedliche Typologien berücksichtigt, darunter Wohnformen für soziale Träger wie betreutes Wohnen von Jugendlichen und Demenzerkrankten, aber auch Studentenstudios und sogenannte „Jokerzimmer“ für kurzfristigen Mehrbedarf an Platz. Die Anordnung der Wohnungen folgt dem Prinzip der Gebäudeprogrammierung und so ist die Durchmischung auch auf Etagenebene gegeben. Darüber hinaus wird eine Kooperation mit einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft angestrebt.
Des Weiteren setzt das WoHo auf eine bewusste Reduzierung des fahrenden Privatverkehrs: weniger Fahrzeugstellplätze, dafür mehr Raum für vielfältige Mobilitätsalternativen und Sharing-Angebote für Kfz, Fahrräder und Lastenfahrräder. Umfassende Auflademöglichkeiten für die E-Mobilität werden eingeplant, ebenso Fahrradgaragen samt Werkstatt.
Berliner Mischung in einem Hochhaus
Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin: „Ich bin glücklich, dass wir nach langen und sehr intensiven Diskussionen zu einem so guten Ergebnis gekommen sind. Ich bedanke mich bei dem Bauherrn für die außerordentlich vielfältige Programmierung – Berliner Mischung in einem Hochhaus, das ist neu. Gleichzeitig integriert sich das Hochhaus in konstruktiver Holzbauweise in besonders gelungener Weise in die öffentlichen Räume der Nachbarschaft.“
Florian Schmidt, Bezirksstadtrat Friedrichshain-Kreuzberg: „Im Zentrum des Projekts stehen das innovative Bauen mit Holz und eine gemischte soziale Struktur. Das WoHo hat durch seinen Nutzungsmix das Potential, sozialen Zusammenhalt und urbane Produktivität zu befördern. Beide sind wesentlich für eine Stadt, die allen Menschen bezahlbaren und sinnstiftenden Wohn- und Wirkungsraum bietet und zugleich auf Klimakrise, Mobilitätswende und Ökologie mit innovativen Lösungen reagiert.“
🎧 Hören Sie in unseren Podcast mit Florian Schmidt hinein
Der Gewinnerentwurf ist die Grundlage für die Schaffung von Baurecht durch das vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren. Im nächsten Schritt werden alle Entwürfe des Wettbewerbsverfahrens samt Jurybegründungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Darüber hinaus werden interessierte Akteure, Träger und die Nachbarschaft in das weitere Verfahren eingebunden, um die Nutzungen im WoHo bedarfsgerecht zu konkretisieren.