Julian Lindenfeld, Senior Consultant Sustainability Real Estate bei TÜV SÜD Advimo, hat für IMMOBILIEN AKTUELL verschiedene Zertifizierungen unter die Lupe genommen.
Bauherren sowie Eigentümer von Bestandsimmobilien stehen vor neuen Herausforderungen, darunter die Zunahme von Extremwetter und steigende Energiekosten. Immobilien müssen daher zukunftsfähig gemacht werden. Dokumentierte Nachhaltigkeitsmaßnahmen verbessern nicht nur die ökologische Wirkung der Gebäude, sondern machen sie attraktiv für Investoren.
Bauherren und Eigentümer stehen zunehmend unter Druck, nachhaltige Immobilienprojekte umzusetzen oder diese nachhaltig zu transformieren. Auch Investoren achten darauf. Neben Kostengründen spielt noch eine andere Entwicklung eine Rolle: Der Klimawandel führt zu extremen Wetterereignissen, die unter Umständen die Gebäudesubstanz beschädigen. Ein Beispiel ist Starkregen, der Überschwemmungen verursachen kann. Zudem häufen sich Hitzewellen, die den Energiebedarf für Kühlung erhöhen und die Energieeffizienz beeinträchtigen können. Immobilienbesitzer müssen deshalb ihre Gebäude langfristig gegen die Auswirkungen des Klimawandels rüsten.
Einst zogen Immobilieneigentümer Nachhaltigkeitsmaßnahmen als Wettbewerbsvorteil in Betracht. Heute sind sie unumgänglich, da der Gesetzgeber sie zur Pflicht macht. Ein zentraler Treiber ist die EU-Taxonomie. Sie wurde 2018 vom EU-Aktionsplan zur „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ vorgeschlagen und etabliert ein Klassifikationssystem für nachhaltige Investitionen. Bis 2026 müssen immer mehr betroffene Unternehmen nachweisen, dass ihre Investitionen mit den Zielen der Verordnung übereinstimmen. Besonders die Immobilienbranche spielt dabei eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele des EU-Green Deals.
Aktuell kann nur die Durchführung einer ESG Due Diligence (Environmental Social Governance) die Konformität mit der EU-Taxonomie belegen. Sie dient der Optimierung der Nachhaltigkeit von Immobilien sowie der Anpassung an Klimawandelrisiken. Die ESG Due Diligence lohnt sich sowohl für Neubauten, die später verkauft werden sollen, als auch für Bestandsgebäude. Das von TÜV SÜD Advimo entwickelte ESG-Rahmenwerk bietet einen Leitfaden, um ökologische, soziale und unternehmerische Elemente in Immobilienprojekten zu verankern. Die Durchführung einer ESG Due Diligence und die Integration von ESG-Maßnahmen erfordern die Dokumentation aller relevanten Unterlagen. Fehlerhafte oder nicht digitalisierte Informationen können Verzögerungen verursachen.
Außer der ESG Due Diligence gibt es verschiedene Zertifizierungssysteme, um die Nachhaltigkeit von Immobilien zu bewerten. Deren Kriterien überschneiden sich mit üblichen ESG-Anforderungen. Welches System für Bauherren und Eigentümer interessant ist, hängt von den individuellen Zielen ab. BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology) ist weltweit verbreitet und setzt auf die internationale Vergleichbarkeit von Immobilien. DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) wird vor allem im deutschen Markt genutzt und ist auf deutsche Normen zugeschnitten. LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist in den USA und Kanada etabliert. Das CRREM-Framework (Carbon Risk Real Estate Monitor) konzentriert sich darauf, den CO?-Ausstoß von Immobilien zu bewerten und zu minimieren und damit Investitionsrisiken zu reduzieren. Die Analyse des CRREM-Pfades findet in der Regel im Rahmen der ESG Due Diligence statt.
Nur nachhaltige Immobilien erfüllen die gesetzlichen Vorgaben und Erwartungen der Investoren. TÜV SÜD Advimo unterstützt Bauherren, Bestandshalter und Investoren bei der Durchführung der ESG Due Diligence und bildet als offizielle Vertretung in Deutschland BREEAM-Auditoren aus.