Zwischennutzungen: „Identifikation mit dem Standort generieren“

Zwischennutzungen: „Identifikation mit dem Standort generieren“

Zwischennutzungen: „Identifikation mit dem Standort generieren“
Das Haus Westland in Mönchengladbach wurde zum Schauplatz eines Street Art-Festivals. Quelle: bema group

Die bema group als Projektentwickler stellt immer wieder Flächen für Ausstellungen zur Verfügung. Nun unterstützte sie ein Street Art-Festival in Mönchengladbach. Michael Reiß, Senior Manager Project Development bei der bema group, spricht mit IMMOBILIEN AKTUELL über kulturelle (Zwischen-)Nutzungen.

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IMMOBILIEN AKTUELL (IA): In Mönchengladbach entstand im September eine Freiluft-Galerie, die ohne die bema group nicht möglich wäre. Was genau passierte dort?

Michael Reiß (MR): Der Verein 44mg initiierte ein Street Art-Festival namens Tapetenwechsel. Künstler aus der Region gestalteten Fassaden an den Laubengängen. Das passierte am Haus Westland, einer direkt gegenüber dem Hautbahnhof gelegenen Immobilie, die der bema gehört. Während des Events gab es dort außerdem ein Rahmenprogramm mit Musik, Kulinarik, künstlerischen und sportlichen Workshops, das für alle Gäste offen war und gemeinsam mit anderen Vereinen und Organisationen aus Mönchengladbach gestaltet wurde.

IA: Es ist nicht das erste Mal, dass bema sich dem Thema Graffiti widmet.

MR: Das ist richtig. Bereits seit 2023 ist das Haus Westland Teil der Hall of Fames, einer Initiative der Stadt Mönchengladbach, die die Fassaden im Erdgeschoss auf einer Länge von über 250 Metern offiziell für Graffiti freigab.

Michael Reiß Quelle: Alber Handler, Wien

IA: In Köln gab es in einem Projekt der bema group – da, wo früher ein Autosalon war – bereits mehrere Ausstellungen. Zuerst waren es Werke von ukrainischen Künstlern, dann eine Banksy-Schau, aktuell sind die Körperwelten zu sehen.

MR: Wir konnten eine Genehmigung für die kulturelle Zwischennutzung der Hallen in enger Abstimmung mit der Stadt Köln erwirken und waren sehr begeistert, mit einer hochkarätigen Ausstellung unter Beteiligung internationaler Museen starten zu können. Seitdem sind hier nun Ausstellungen sowie Kunst- und Kulturveranstaltungen möglich, bis wir das Areal einer neuen Nutzung zuführen.

IA: Was wird auf diesem Areal entstehen?

MR: Das Projekt heißt Green Campus. Das bisher komplett bebaute und damit versiegelte Areal wird durch urbane Stadtgestaltung zu einem nachhaltigen Campus. Kurze Wege und ein Mix, der für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgt, erschaffen einen neuen Begegnungsort als Modell der Zukunft. Auf dem 1,4 Hektar großen Grundstück entsteht ein Büro-Campus aus drei freistehenden und terrassierten Gebäuden.

IA: Welche Bedeutung messen Sie kulturellen Zwischennutzungen zu?

MR: Sie sind für uns sehr wichtig, da wir damit den Lebenszyklus der Immobilie verlängern. Im Rahmen unserer Quartiers- und Projektentwicklungen, die teilweise einen langen Vorlauf bis zur Baurechtschaffung haben, sind wir immer wieder gefordert, mit Interimszuständen umzugehen. Wir sehen eine große Chance in der kulturellen Nutzung, da wir damit die Stadtgesellschaft und zukünftige Nutzer einbinden und mit einer Brache oder Baustelle einen Mehrwert schaffen und eine Identifikation mit diesem Standort generieren.

IA: Es geht also um eine Verankerung im städtischen Kontext?

MR: Ja, natürlich. Aber eben nicht nur. Zwischennutzungen sind Interventionen, um innovative und zukunftsweisende Lebensräume zu gestalten und die urbane Entwicklung eines Standortes zu stärken, bis eine mehrjährige Projektentwicklung abgeschlossen ist. Dieser „social and cultural return“ ist in der Übergangsphase eindeutig ein Mehrwert für alle.

IA: Von welchen Effekten profitiert die Fläche und von welchen Ihr Unternehmen?

MR: Die Fläche profitiert eindeutig davon, dass wir keinen Leerstand haben, das Areal damit einer gewissen sozialen Kontrolle unterliegt und Vandalismus vermieden werden kann. Wir profitieren sicherlich davon, dass die Zwischennutzung einen Effekt auf das Standortmarketing hat und uns als verantwortungsvolle Entwickler in der Stadtgesellschaft, bei Politik und Verwaltung sichtbarer macht. Es ist aber vorrangig eine Wertschätzung für den genius loci und unsere Selbstverpflichtung, umsichtig zu handeln.

Die bema group ist auf der EXPO REAL in München vor Ort. Wer gern über das Thema Zwischennutzungen oder über die Entwicklung von Quartieren sprechen möchte, kann einen Termin unter der Mailadresse anfragen.